... abschneiden.
Und Sie, Emilia? Wieso wollten Sie in „Wunderschön“ mitspielen?
Emilia Schüle: Ich fand, dass das Thema des Films super wichtig ist. Außerdem war Karoline früher meine Lieblingsschauspielerin…
Es geht in dem Film um Schönheitsdruck. Was tun Sie, wenn Sie sich mal unwohl in Ihrem Körper fühlen?
Herfurth: Dann frage ich mich, ob ich genug schlafe, ausreichend leckere Sachen esse und genug freie Zeit mit lieben Leuten verbringe. Am wichtigsten ist es für mich aber, dass ich ausreichend Zeit mit mir selbst habe. Ich frage mich nicht mehr, ob mein Körper richtig genug aussieht.
Für die Dreharbeiten haben Sie zehn Kilo zugenommen. Wieso war es Ihnen wichtig, Ihren Körper so zu zeigen?
Herfurth: Ich wollte eine Frau darstellen, die Mutter geworden ist und darunter leidet, dass ihr Körper nach der Schwangerschaft nicht mehr so aussieht, wie er vermeintlich auszusehen hat. Gerade Neu-Mamas stehen unter so einem unglaublichen Druck, wieder zu ihrer alten Körperform zurückzufinden, statt sich selbst auf die Schulter zu klopfen und sich machtvoll und stark zu fühlen – wie es sich gehören würde für diese Wahnsinnsleistung.
Emilia, wie klappt’s bei Ihnen mit der Selbstliebe?
Schüle: Mir hat es wahnsinnig geholfen, dass ich verstanden habe, dass diese perfekten Frauenbilder, die wir in den Medien sehen, oft nur Illusionen sind. Besonders, als ich dann selbst vor der Kamera stand und immer wieder ungefragt an meinem Körper herumgephotoshoppt wurde. Ich weiß, dass das nicht die Realität ist.
Sie spielen in dem Film ein Model, das von seiner Agentur unter Druck gesetzt wird – und unter Bulimie leidet. Wie echt sind solche Szenen?
Schüle: Das ist leider sehr real. Ich kenne viele Models, die von ihren Managern unter Druck gesetzt wurden, noch mehr Gewicht zu verlieren. Oft greifen sie dann auch zu chemischen Hilfsmitteln und entwickeln Essstörungen.
Welche aktuellen Trends müssen unbedingt wieder verschwinden?
Schüle: Momentan sind Plateau-Absätze ja wieder in. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, aber ich glaube, in ein paar Jahren werden wir sehr schräg darauf zurückblicken.
Herfurth: Sowieso hohe Schuhe – ich habe immer weniger Lust, für Trends Schmerzen in Kauf zu nehmen und mir zum Beispiel Abende zu versauen, weil mir die Füße so wehtun.
Emilia, Sie haben sich für den Film die Haare abrasiert. Wie hat sich das angefühlt?
Schüle: Mein Gefühl für meine eigene Weiblichkeit hat sich geändert.
Inwiefern?
Schüle: Ich habe mich verletzlicher gefühlt, weil ich mich nicht mehr hinter den langen Haaren verstecken konnte, aber gleichzeitig auch selbstbewusster, weil man jeden Morgen in den Spiegel guckt und sich sagt: Das bin ich, und ich genüge mir so.
Billie Eilish ist in „Wunderschön“ sehr präsent, die Sängerin kommt unter anderem auf dem Soundtrack vor. Was an ihr ist so faszinierend?
Herfurth: Ich habe sie mal nach einem Konzert getroffen – und ihre Präsenz hat mich so umgehauen! Ich finde die Haltung einfach spannend, mit der sie ihre Werte vermittelt.
Schüle: Vor allem, wenn man sie mit unseren Teenie-Vorbildern von damals vergleicht. Diese 2000er-Girls, die ja total chauvinistische Püppchen waren. Britney Spears im sexy Schulmädchen-Outfit, zum Beispiel. Irgendwann kamen dann aber solche Frauen wie Karoline.
Herfurth: Aber auch ich habe damals ein Schulmädchen-Outfit getragen. (beide lachen)
Trotzdem ist ja eine Veränderung spürbar, gerade in Hollywood. Immer mehr Frauen führen Regie oder produzieren eigene Filme und Serien.
Herfurth: Es ist toll! Ich habe das Gefühl, es werden endlich Geschichten erzählt, die etwas mit mir zu tun haben. Frauen wie Reese Witherspoon, Phoebe Waller-Bridge oder Jessica Chastain setzen dieses weibliche Narrativ so selbstbewusst und stark um. Das ist sehr befreiend für mich und eine große Inspiration.
Durch Social Media ist der Schönheitsdruck noch größer geworden. Wie schädlich sind Instagram & Co.?
Schüle: Ich glaube, die sozialen Netzwerke sind alles andere als sozial. Sie sind absolut toxisch und machen uns kaputt.
Aber derzeit werden Instagram & Co. ja auch politischer, und man bekommt die Möglichkeit, sich zu vernetzen.
Herfurth: Ich halte Social Media deshalb für gefährlich, weil sie Gruppen sozial und politisch voneinander abgrenzen.
Aber natürlich kann man Social Media auch positiv nutzen, um diversere Frauenund Körperbilder in der Öffentlichkeit zu schaffen, wie zum Beispiel die Sportmarke @aerie es tut. Ich empfinde es immer als sehr wohltuend, ganz normale Frauen mit echten Körpern zu sehen.
Interview: Selina Jüngling
DARUM GEHT’S: Fünf Frauen verschiedener Altersklassen und eine Frage: Was bedeutet Schönheit wirklich? Brillant besetzt mit Karoline Herfurth (die auch Regie führte), Emilia Schüle, Nora Tschirner, Martina Gedeck und Dilara Aylin Ziem. „Wunderschön“ ist nicht nur unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken an.