Zum 1. Januar wird die Grundrente (s. S. 15) eingeführt. Der Ex-Chef der Rentenkasse, Prof. Franz Ruland, hält diese nach wie vor für falsch und verfassungswidrig.
Bildquelle: Rente & Co, Ausgabe 1/2021
Mehr Schulden beschloss der Bundestag wegen der Corona-Krise.
Mehr als 13 Jahre war Prof. Franz Ruland Chef der Deutschen Rentenkassen und Mitglied diverser Renten-Kommissionen. Doch die neue Grundrente gefällt ihm überhaupt nicht. Seine Kritik:
► Die Berechnung ist ungerecht und verstößt gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes.
► Versicherte erhalten trotz gleicher Beitragsleistung unterschiedlich hohe Renten oder trotz unterschiedlicher Beitragsleistung gleich hohe Altersbezüge.
► Mehr noch: Versicherte, die geringere Beiträge als andere eingezahlt haben, können am Ende mehr Rente erhalten.
► Die Grundrente begünstigt vor allem alle, die Teilzeit beschäftigt waren.
Da 33 Jahre Renten- Zeit vorausgesetzt werden, werde das Problem der Altersarmut nicht gelöst. „Bei so langer Versicherungsdauer besteht nur selten Altersarmut. Die Probleme, die das Gesetz lösen wollte, werden nicht gelöst. Die Grundrente ist ungeeignet, das Ziel zu erreichen“, so Ruland.
SO WIRD CORONA DIE RENTE VERÄNDERN
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„Corona wird auch die Rentenkasse leeren - in Kürze werden zweistellige Milliarden- Zuschüsse zusätzlich nötig
Axel Börsch-Supan, Direktor Max-Planck-Institut, München
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„Die Rente mit 63 sollte abgeschafft werden, um die Rentenversicherung in der Corona-Krise zu entlasten
Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbands der Familienunternehmen
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„Niemand möchte die Lebensleistung der Rentner schmälern. Aber wir müssen darauf achten, dass der jungen Generation nicht ein völlig überfordertes Rentensystem vererbt wird.
Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union
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Etwa 400 Mio. Euro Verwaltung kostet die Einführung der neuen Grundrente.
Grundrente fließt später
Die Skeptiker lagen richtig - nun sagt auch die Rentenkasse, dass frühestens im Juli 2021 die ersten Auszahlungen erfolgen, evtl. sogar noch später. Der bürokratische Aufwand sei enorm. Das Geld soll dann rückwirkend zum 1. Januar gezahlt werden.
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Millionen Euro Verwaltungsaufwand kostet die Grundrente allein die Rentenversicherung Bund, die 40 % aller Rentenkonten führt, z. B. weil 1 300 neue Mitarbeiter eingestellt werden müssen. Bei den anderen Rentenkassen kommen zig Millionen Euro dazu, sodass die Grundrente insgesamt etwa 400 Millionen Euro Verwaltung kostet - ein Drittel dessen, was die Grundrente insgesamt kostet. Das heißt, nur zwei Drittel der Ausgaben kommen bei Rentnern an.
3 ‒ 4 Monate beträgt aktuell die Wartezeit auf einen Termin bei der Deutschen Rentenversicherung. Interne Studien zeigen, dass sich die Wartezeit innerhalb der letzten drei Jahre fast verdoppelt hat. Und auch das Bearbeiten eines Rentenantrags hat sich auf 53 Tage im Schnitt deutlich verlängert. Der Grund: Personalmangel.