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Klassische und agile Strategien der Schulentwicklung: Editorial


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journal für schulentwicklung - epaper ⋅ Ausgabe 4/2019 vom 15.12.2019

Herausgebende: Uwe Hameyer & Livia Jesacher-Rößler


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Bildquelle: journal für schulentwicklung, Ausgabe 4/2019

Uwe Hameyer , Prof. Dr. em. am Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Kiel. Begründer von H|S – Hameyer | Systemberatung (www.hameyersystemberatung.de).


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Livia Jesacher-Rößler , ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und arbeitet für das National Competence Center für lernende Schulen der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich.


Manches Schulprojekt dauert mehr als ein halbes Jahrzehnt und kommt am Ziel nicht an, anderen gelingt der volle Durchbruch weitaus schneller. Gut ausgestattete Projekte sind Meister öffentlicher Berichterstattung über Erfolg und Fortschritt in eigener Sache; eher kleine, meist normal ausgestattete Projekte finden sich eher an „stillen“ Schulen. Sie hängen ihre Arbeit nicht an die große Glocke, sondern setzen auf kollegial-pragmatisches Vorgehen, auf das lokale Problemlösen im Kleinen – Stein auf Stein. Die Erfolgslogik ist keine des Schneller-, Mehr- und Lauter-Seins. Dieses Heft zeigt, was agiles Projektmanagement bedeutet und wie Umsetzungsmöglichkeiten exemplarisch aussehen.

Wir wissen bei allem, dass Mittel und Laufzeit eines Schulentwicklungsprozesses, für sich genommen, keine Erfolgsgaranten sind. Auch die Überzeugung, mit agilen Strategien die längst beschlossenen Ziele einer Schulentwicklung moderner, schneller und wirkungsvoller zu erreichen, ist ein Trugschluss, solange der Sinn oder das Mindset agiler Strategien nicht verstanden und entwickelt wird. Agile Strategien sind keine funktionalen Förderbänder für bereits beschlossene Programme oder klassische Ziele, die endlich umgesetzt werden sollen; agile Strategien erzeugen vielmehr selbst kreative Zielprodukte in zeiträumlich übersichtlichen Abständen. Dabei nutzen sie eigene effektiv eingesetzte Methoden (z.B. Design-Thinking, SCRUM, disruptive Alternativmodelle).

Sie haben natürlich Licht- und Schattenseiten. Nicht immer ist das Neue geeignet und nicht immer reicht es aus, nur die veränderten Methoden anzuwenden. Vielfach braucht es andere Zugänge, ein neues Verständnis und Mindsets im Sinne von Einstellungen und Verhaltensmustern in einem agilen Setting oder Projektmanagement.

Agile Strategien

Agile Strategien versprechen etwas, was klassische Modelle der von langer Hand geplanten Projekte nicht können: ein wie schon gesagt mehrstufiges, kurzzeitiges Rückkoppeln mit Kooperationspartnern und amtlichen Stellwerken, Arbeits- und Ergebnisfokus auf konkrete Produkte (z.B. erfolgreiche Strategien der Inklusion, ein neues Curriculum oder ein multiprofessionelles Teamdesign als neuer Standard in einer Organisation). Solche Kennzeichen und Ausrichtungen agiler Strategien werden in der modernen Organisationsentwicklung immer wieder eingesetzt. Die Managementpublikationen sind voll davon. Grund genug, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was davon für pädagogische Felder wie dem der Schule nützlich ist – auch um in der Instanzendichte des Feldes die limitierten Energien der Akteure nicht an falschen Stellen zu „verbrennen“.

Der vorliegende Themenschwerpunkt befasst sich mit der Frage, was eigentlich agile Strategien sind, wo in der Pädagogik bereits mit solchen Ansätzen gearbeitet wird, welche Grenzen zu beachten sind und wie durch agile Strategien die praktische Bedeutung der erreichten Ergebnisse steigen kann. Es geht uns um einen Klärungsdiskurs, was die Pädagogik über angemessene oder wirkungsrelevante Strategien wissen muss und was davon geeignet ist, um mit knapper Zeit im Schulfeld produktiver umzugehen.

Den Aufschlag übernimmt Hameyer mit seinem Beitrag zur Logik der Langsamkeit in der Transformation von Schule; er bezieht dabei die Frage nach Referenzsystemen („Stellwerken“) der Schule ein, die Veränderungen und gegebenenfalls die Langsamkeit mit verantworten: häufig weil sie andere Zeitlogiken aufweisen als jene, die sie selbst von der Schule fordern.

Die Autorinnen Träutlein und Jesacher- Rößler liefern mit ihrem Blick über den Tellerrand einen ersten Abtausch zwischen der Welt, aus der die Modelle agiler Strategien ursprünglich stammen – jener der Softwareentwicklung – und den Möglichkeiten, die die Strategien für schulische Kontexte eröffnen. Flankiert wird der zuvor genannte Beitrag von dem Autorentrio Schmidberger, Wippmann und Stricker sowie der Autorin Wolters- Vogeler, die sich mit konkreten Methoden agiler Strategien beschäftigen. Zum einen werden die Methode des Design Thinkings und zum anderen der SCRUM-Ansatz näher beleuchtet.

Der Beitrag von Kummer Wyss widmet sich dem Thema der Ungewissheit und wie sich Schulen auf ungewisse Zukunftsszenarien vorbereiten können. Dabei greift die Autorin die Konzepte „Effectuation“ und „Entrepreneurship“ auf.

Maier-Röseler unterstreicht in ihrem Beitrag die Wichtigkeit des ko-konstruktiven Handelns im Kontext von Professionalisierung. Entlang zweier Schulentwicklungsprojekte beleuchtet sie festgefahrene Strukturen und neue Zugänge für ein gemeinsames Verantworten von Entwicklungsprozessen.

Gerade wenn sich eine Schule durch besondere Challenges herausgefordert sieht, können agile Strategien besonders geeignet sein. Vor diesem Hintergrund liefert Jesacher-Rößler mit ihrem Beitrag zu responsiver Schulleitung einen neuen Blick auf Leitende und ihren Umgang mit Wandel.

In ihrer Anekdote vom Wandel rundet Köstenbauer das Themenheft mit einem Blick aus der Praxis ab.

Das Heft schließt mit einem Serviceteil, der konkrete Literaturempfehlungen passend zum Thema liefert sowie zwei Rezensionen, verfasst von Andrä sowie Zumtobel und Schmid zu aktuellen Neuerscheinungen.

Wir wünschen Ihnen, liebe Leser, dass Sie interessante Wissens- und Streitpunkte finden. Seien Sie herzlich eingeladen, einen Leserbrief zu senden. Das Thema ist in der Pädagogik ziemlich neu und braucht den kreativen Widerspruch und weiterführende Ideen, aus denen neue Sichtweisen und Entwicklungen hervorgehen.

Auf jeden Fall ist eine Debatte über agile Strategien auch mit der grundlegenden Frage verbunden, wie Schulentwicklung zeitökonomischer, ideenreicher, flexibler und letztlich wirksamer aussehen könnte angesichts der akuter gewordenen Herausforderungen einer flüchtigen Postmoderne, mit denen sich die Schule konsequenter befassen muss.

Leserbriefe, Kommentare, Beispiele und Ideen senden Sie bitte an die Redaktion: Mag. Dr. Melanie Knünz (melanie.knuenz@vol.at)

Kontakt:
uwe.hameyer@t-online.de livia.roessler@uibk.ac.at

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