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■ Amazon: Der Lückenfüller! Ein frisches Mini-Tablet hat Konkurrent Samsung nicht im Programm – dafür aber Amazon, die Nummer drei unter den Tablet-Herstellern. Der Versandriese hat von seinem Fire 7 eine überarbeitete 2022er-Fassung auf den Markt gebracht.
■ Lenovo: Rang vier belegt aktuell der weltweit größte Computer-Hersteller Lenovo. Hier im Test: das edle Tab P12 Pro und das günstige Einstiegs-Tablet Tab M10 Plus (3. Gen.).
■ Realme: Hersteller Realme rangiert aktuell noch unter „Andere“, hat aber mit dem Pad mini ein kompaktes wie handliches Tablet im Programm.
■ Huawei: Die Nummer fünf unter den Tablet-Herstellern ist in diesem Test nicht dabei. Die Gründe: Das neue Modell Huawei MatePad 10.4 2022 war zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar. Zudem ist der Hersteller nach wie vor von den US-Sanktionen und der damit einhergehenden verbotenen Nutzung des Google-Play-Store stark gebeutelt. Der Marktanteil sinkt dramatisch.
Eine Frage des Budgets
Klar, häufig entscheidet die Markentreue der Kunden über den Kauf eines Tablets. So greifen iPhone-Nutzer oft auch zu einem iPad von Apple, Besitzer von Samsung-Smartphones nicht selten zu einem Galaxy Tab. Hier muss der Geldbeutel mitunter gut gefüllt sein, dass der Technik-Fan sich seinen Wunsch erfüllen kann. Im Vergleichstest sind allerdings Geräte für jedes Portemonnaie dabei. Los geht’s bei dem mit 75 Euro megagünstigen Amazon Fire 7 und erschwinglichen Einstiegsmodellen wie dem Lenovo M10 für 240 Euro. Mehr Geld müssen Käufer für Mittelklasse-Tablets wie das S8 für 750 Euro hinlegen. Die Spitze bilden Top-Geräte wie das iPad Air oder das S8 Ultra mit Preisen ab 1000 Euro.
Auf die Größe kommt es doch an
Apropos Galaxy Tab S8 Ultra: Die meisten Tablets kommen mit 10- oder 11-Zoll-Bildschirm. Die Front des S8 Ultra ziert dagegen ein 14,6-Zoll-Monster (Diagonale: 37 Zentimeter). Wie groß das ist? Beim S8 Ultra ist die Bildschirmfläche fast doppelt so groß wie beim Samsung Galaxy Tab A8 im 10,5-Zoll-Format.
Aber was will man mit so einem großen Tablet? In der Regel arbeiten: Das 727 Gramm schwere Ultra qualifiziert sich dank separater Tastatur locker als Notebook-Ersatz (Seite 62 links oben). Leichter und kompakter sind 10- und 11-Zöller, und genau deshalb sind das auch die beliebtesten Tablet-Größen: nicht so klobig wie ein Notebook, aber auch nicht so mickrig wie ein Handy. Diese Tablets taugen nicht nur zum Surfen, sondern auch für kleinere Word-, Excel- und PowerPoint-Aufgaben oder für einfache Fotobearbeitungen mit Photoshop Elements. Kleinere Tablets gibt’s nur wenige. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich bieten Smartphones wie das iPhone 13 Pro Max Displays mit 6,7 Zoll großer Bilddiagonale. Wer trotzdem ein kleines Tablet fürs Surfen und Shoppen sucht, findet in diesem Test das 7 Zoll große Amazon Fire 7 und das etwas besser ausgestattete und mit 8,7 Zoll auch etwas größere Realme Pad mini.
Den Preis sieht und fühlt man
Egal ob groß oder klein: Die Verarbeitung muss stimmen. Aber bei einem 75-Euro-Tablet können Käufer natürlich kein edles Alu-Kleid erwarten. Das Fire 7 kommt mit einem weichen Kunststoffgehäuse, das schon bei der ersten Berührung klarmacht: Hier hat Amazon den Rotstift angesetzt und gespart. Beim Rest des Testfeldes gibt es wenig zu meckern, die Tablets fühlen sich gut an. Knarzende Gehäuse, hässliche Spaltmaße oder scharfe Kanten gibt es nicht. Apple, Lenovo und Samsung legen beim iPad Air, P12 Pro und der S8-Reihe noch mal eine Schippe drauf: Die Geräte sehen nicht nur edel aus, sie schmiegen sich mit ihren schicken Alu-Gehäusen förmlich in die Nutzerhände. Bei Geräten, die teils deutlich über 1000 Euro kosten, wäre alles andere aber auch enttäuschend.
Das Display ist das Herzstück
Neben einer Eins-a-Verarbeitung ist auch die Qualität des Displays entscheidend. Es soll nicht nur Inhalte gut anzeigen, sondern auch Fingertipps und Wischgesten exakt und ohne Verzögerungen umsetzen. Im Prüfpunkt Bildqualität war das Riesen-Tablet S8 Ultra einmal mehr top: Dank einer hohen Auflösung von 2960 x 1848 Pixeln bot es eine knackscharfe Bildwiedergabe, Fotos und Videos zeigte es dank OLED-Display mit einem richtig hohen Kontrast (>10000:1) und fast originalgetreuen Farben (97 Prozent Farbtreue). Ebenfalls klasse: Mit einer Maximal-Helligkeit von 835 Candela pro Quadratmeter ist auch bei viel Sonnenschein noch etwas auf dem Display erkennbar – und das trotz spiegelnder Oberfläche, der Bildschirm überstrahlt nervige Reflexionen einfach. Wenig überraschend: Das günstige Fire 7 rangiert auch bei der Bildqualität am unteren Ende. Dunkel ist das Display der 2022er-Fassung mit 432 Candela pro Quadratmeter zwar nicht mehr, aber die Auflösung von 1024 x 600 Pixeln ist ein Relikt aus einem vergangenen Technik-Zeitalter. Zudem ist die Wiedergabe teils schwammig, es fehlt an Kontrast (993:1) und Genauigkeit bei der Farbdarstellung (89 Prozent). So macht das Fire 7 bei Filmen, Serien und Fotos nur wenig Spaß.
Schnell und entspannt
Zumal das Amazon-Tablet Nutzer auch mit seinem trägen Tempo zur Weißglut treibt: Ehe es Fingertipps umsetzt, vergeht schon mal eine Gedenksekunde. Das Öffnen von leistungshungrigen Apps wie Photoshop Elements kann ebenfalls zur Geduldsprobe mutieren – so sie denn überhaupt starten. Im Test stürzten kräftezehrende Rennspiele wie „Asphalt 9“ sporadisch schon vor der Einführungsrunde ab. Kein Vergleich zu dem mit Abstand schnellsten Tablet in diesem Vergleich – dem iPad Air (siehe links unten). Als Antrieb kommt der auch in aktuellen MacBooks verbaute M1-Prozessor zum Einsatz, der alle Prüfungen ohne Schweißperlen absolvierte. Klasse: Im Alltag versprüht es dabei trotzdem keine Hektik. Alles geht ganz geschmeidig vonstatten. So macht Arbeiten richtig Spaß. Im Übrigen klappte das im Test ähnlich sanft mit den Samsung-Tablets der S8-Reihe und dem P12 Pro von Lenovo.
Power frisst Strom
Der Test zeigte aber auch: Leistung kostet Energie, scharfe wie kontraststarke Displays ebenfalls. Das schnelle und mit einem tollen Display ausgestattete iPad Air schaffte im Test mit gut sechs Stunden zwar eine ordentliche Akkulaufzeit, aber keinen Topwert. Den markierte das Realme Pad mini: Mit über zehneinhalb Stunden kam es fast doppelt so lange ohne Steckdose aus wie das iPad. Das hat vor allem zwei Gründe: Das Realme muss nur eine Million statt knapp vier Millionen Bildpunkte (iPad) auf dem Display zum Leuchten bringen. Und der Unisoc-Prozessor des Realme ist zwar nicht der schnellste, aber sehr sparsam.
Das ist noch wichtig
Und was gilt es vor dem Tablet-Kauf noch zu beachten?
■ Erweiterbarer Speicher: Der Speicher des iPad Air lässt sich nicht wie beim Rest des Testfelds per microSD-Karte erweitern.
■ Betriebssystem: Das Tablet sollte mit dem aktuellen Betriebssystem arbeiten. Bei Android-Tablets ist das Android 12, bei Apples Geräten iPad OS 15, bei Amazons Fire-Tablets Fire OS 7.
■ Ordentliche Kameras: An vernünftigen Linsen sparen viele Hersteller. Die Folge: In Videotelefonaten erfasst die Frontkamera das eigene Konterfei schwammig, die rückseitige Linse liefert unscharfe Fotos und Videos mit verfälschten Farben. Die besten Aufnahmen lieferte das S8 Ultra, schwach war das Fire 7.
■ 5G oder LTE: Wer auch mobil ins Netz will, der muss ein Tablet mit 5G oder LTE kaufen. Alle Kandidaten gibt’s in einer Mobilfunkversion – nur das Amazon Fire 7 nicht.
[il]
„Meine Schmerzgrenze? 300 Euro! Der Test zeigte: Dafür bekomme ich schon ein ordentliches Tablet.“
Ingolf Leschke Stellv. Ressortleiter Hardware
FAZIT
Groß, breit, stark: Das Samsung Galaxy Tab S8 Ultra war dank tollem Display, hohem Tempo und nahezu perfekter Ausstattung in diesem Test nicht zu besiegen. 1430 Euro sind für ein Tablet aber auch ein Batzen Geld. Mit einem Verkaufspreis von 220 Euro kostet das Realme Pad nicht mal ein Sechstel des S8 Ultra. Klar: Es arbeitet gemächlicher und hat keinen extrascharfen Bildschirm. Dennoch schlug es sich insgesamt sehr ordentlich – und ist so der verdiente Preis-Leistungs-Sieger in diesem Vergleichstest.