... unglaublich vielseitig sind“, bringt es Ingrid Gock auf den Punkt. Die Pflanzplanerin aus Lübeck begeisterte auf Gartenschauen mit großflächigen, das Gelände durchfließenden Bändern aus Gräsern und Blütenstauden. Doch auch in kleinen Gärten bringt sie fast immer das ein oder andere Gras unter. Dabei kommt ihr ein weiterer Aspekt vieler Gräser sehr entgegen: „Sie ordnen den Raum, strukturieren die Pflanzung und bilden Ruhepole. Das ist umso wichtiger, je abwechslungsreicher und farbenfroher die Gestaltung ist.“
Als Leitpflanzen, die sich im Beetverlauf mehrfach wiederholen, kommen vor allem horstbildende Gräser in Betracht, insbesondere auf kleinen Flächen. Niedrigere kompakte Gräser wieCarex morrowii , die Japan-Segge, oderFestuca cinerea , der Blau-Schwingel, lassen sich sehr gut in teppichartige Mischpflanzungen einstreuen, sie eignen sich aber auch für geometrische Muster.
Zum Siegeszug der Gräser trug auch ihre breite Farbpalette bei. Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens ) und Weißrand-Japan-Segge (Carex morrowii ‘Variegata’), Purpur-Rutenhirse (Panicum virgatum ‘Shenandoah’), Fuchsrote Segge (Carex buchananii ) und viele andere tragen ihre Besonderheiten schon im Namen. Noch dazu warten vor allem viele spätblühende Gräser mit einer schönen Herbstfärbung auf und ihre Blütenstände sind ein attraktiver Winteraspekt.
Keine Blütenschönheit, zu der sich nicht auch ein passendes Gras als Begleiter fände. Außerdem müssen es auch gar nicht immer Blüten sein: Pflanzungen in schattigeren Lagen sind durch die Vielfalt an Blattstrukturen und -oberflächen mindestens ebenso spannend. So wächst das Japanische Waldgras (Hakonechloa macra ) schön weich überhängend und seine gelbgrünen Sorten bringen Licht in düstere Ecken.
Das Einblütige Perlgras (Melica uniflora) verzaubert halbschattige bis schattige Bereiche. Das rötlich-grüne Laub der Hydrangea quercifolia passt ausgezeichnet zu dem filigranen Gras.
Mit seinen malerisch überhängenden Halmen und dem breitpolstrigen Wuchs ist Hakonechloa macra ‘Albostriata‘, das Japangras, der perfekte Abschluss für halbschattige Beete.
Vor dem mächtigen Riesen-Chinaschilf (Miscanthus x giganteus) nehmen sich die ebenfalls nicht kleingewachsenen Vertreter des Chinaschilf (Miscanthus sinensis) wie Halbstarke aus. Im Vordergrund: Carex muskingumensis und Hosta.
Hinter Sedum und Echinacea wiegen sich Perovskia atriplicifolia, Bistorta amplexicaulis und Miscanthus im Wind. Die sanfte Bewegung des Grases lockert die blockweise bepflanzte Fläche auf.
Foto: GMH/Anne Eskuche
Viele Gräser brauchen zwei, drei Jahre Anlaufzeit, bis sie in voller Pracht erstrahlen. Da liegt es manchmal nahe, Gräser in großen Töpfen zu kaufen. Ingrid Gock rät jedoch, beim Einkauf zu den klassischen Gärtnergrößen im viereckigen 9er- oder 11er-Topf zu greifen, zumindest für die Verwendung im Garten. „Etwas Geduld lohnt sich, die Gräser sind einfach deutlich langlebiger, wenn sie sich direkt im Gartenboden entwickeln dürfen.“ Ihr Kompromiss, wenn auf Anhieb viel Volumen gefragt ist: „Beim Fachbetrieb einkaufen und dann drei 9er- oder 11er-Töpfe direkt zusammenpflanzen – ein bewährter Trick auf Gartenschauen.“
GMH/BDS
ZIERGRÄSER PFLANZEN UND PFLEGEN
Ingrid Gock arbeitet gern und viel mit Gräsern. Sie verrät, worauf es sich zu achten lohnt.
Gezielt nach Sorten suchen. Von vielen Gräserarten gibt es mehrere Sorten, die sich in Wuchshöhe, Gestalt und Farbe teils sehr stark unterscheiden.
Platzhalter oder Ausreißer? Manche Gräser bewegen sich nicht von der Stelle, andere breiten sich über Ausläufer oder Samen rasch im ganzen Garten aus. Für kleine Flächen lieber auf standorttreue Gräser setzen oder sterile, wählen, die sich nicht über Samen vermehren können.
Standort beachten. Die Gräser passend zum Standort auswählen. Neben der Frage nach Sonne, Halbschatten oder Schatten spielt auch die Bodenart eine wichtige Rolle.
Wasserabzug verbessern. Viele attraktive Gräser sind in Gegenden mit sehr durchlässigem, magerem Boden beheimatet. Eine Drainage aus Splitt und sogenanntem gewaschenem Sand im Pflanzloch erhöht die Lebensdauer im meist deutlich frischeren und nährstoffreicheren Gartenboden.
Optimale Pflanzzeit. Gräser werden am besten im Frühjahr gepflanzt, im Herbst nur im Ausnahmefall und dann direkt Anfang September.
Richtiger Rückschnitt. Gräser mit auch im Winter attraktiven Samenständen erst im zeitigen Frühjahr zurückschneiden. Wintergrüne und immergrüne Gräser am besten nicht zurückschneiden, sondern lediglich ausputzen. Werden sie nach einigen Jahren unansehnlich, durch Teilen verjüngen.
Winterschutz. Sehr wärmeliebende Gräser sind für einen Winterschutz dankbar. Dazu das Gras zurückschneiden, dann rundherum Fichtenreisig schräg in den Boden stecken. Die Zweige sollten nicht aufliegen, es muss genug Luft an das Gras kommen.