... dafür belohnt worden. Am 17. Juli 2020 wurde die Open- Air-Premiere gefeiert. Das Regiekonzept von Marten Sand sieht vor, dass der See in die Inszenierung des Stückes einbezogen wird.
»Monty Python‘s Spamalot« basiert auf dem Film »Die Ritter der Kokusnuss«, Eric Idle komponierte gemeinsam mit John du Prez die Musik und verfasste Buch sowie Liedtexte. Nach der Uraufführung 2004 in Chicago folgte im März darauf die Broadway-Premiere am Shubert Theatre in New York. 2006 war das »Monty Python«-Musical erstmals in der britischen Heimat im Londoner West End zu sehen. Im deutschsprachigen Raum dauerte es bis 2009, bis im Musical Dome Köln die Ritter nach dem Gral suchten. Die in Wustrau und nachfolgend in Berlin gespielte deutsche Fassung stammt von Daniel Große Boymann.
Das Stück beschreibt die legendäre Geschichte um König Artus (Tom Quaas) und seine Tafelrunde. Es erzählt von diesen und anderen Rittern (Jan Felski, Johannes Hallervorden, Alexander Goebel, Robert Plein) und ihren verqueren Heldentaten auf der Suche nach dem Heiligen Gral. In bekannter, schwarzhumoriger »Monty Python«-Art führt die Reise der Ritter ins Unbekannte. Sie überwinden abstruse Hindernisse und geraten in heitere Unterfangen sowie Verirrungen. Auch die Fee aus dem See (Antje Rietz) und ihre Seejungfrauen (Tanja Müller und Jeannette Nickel) und das Schwert Excalibur spielen eine große Rolle, daneben kommen »Killerkaninchen«, politische Radikale, auch »französische Spötter« oder die »Heilige Handgranate « vor.
Die Bühne in Wustrau mit dem Ruppiner See als Naturkulisse im Hintergrund schafft eine stimmige Atmosphäre, insbesondere wenn die Sonne untergeht. Doch die Seekulisse gewinnt auch im Hinblick auf die Anfangsszene des Musicals, das ›Fischwatschenlied‹, etwas Unterhaltsames. Das Bühnenbild ist einfach konstruiert. Links und rechts stehen zwei Türme, die als Burg, aber auch als Baum oder Waldstruktur in den weiteren Bühnenbildern des Stücks dienen. Beide Türme werden von den Darstellern bewegt. Auch der Zuschauerraum wird in die Handlung integriert. Es gibt Aufgänge von der Seite, von der beispielsweise die Ni-Ritter anreisen. Durch eine Kooperation mit der Freilichtbühne Tecklenburg werden ein Teil von deren Kostümen genutzt.
Der Cast besteht aus Schauspielern und Musicaldarstellern. Tom Quaas ist vor allem schauspielerisch ein sehr überzeugender König Artus. Stimmlich können die meisten Rollen auch von Schauspiel-Sängern gesungen werden, sodass er auch hier seine Rolle erfüllt. Aufgrund der Pandemie ist das Stück mit weniger Leuten besetzt, sodass Tanzszenen mit regulär 5-6 Tänzern aktuell nur von zwei Tänzern dargestellt werden.
Die Rolle des Patsy, Diener von König Artus, welche gewöhnlich von einem Mann verkörpert wird, spielt Julia Fechter, die zudem als Anstandsdame für die coronabedingten Auflagen verantwortlich zeichnet. Mit Hilfe von zwei Abstandsstäben sorgt sie für Distanz, wenn der Mindestabstand nicht einhalten wird. Sie spielt den Patsy sehr spannend und verleiht dem Stück eine erfrischende Note. Darüber hinaus verkörpert Fechter auch das Pferd Concorde und eine weitere wichtige Rolle, die ebenfalls sonst männlich besetzt wird. So wird aus dem »noch-nicht-toten Fred« die »noch nicht Tote« ohne Namen.
Die Fee aus dem See wird von Antje Rietz passend klassisch-zickig dargestellt, während Tanja Müller und Jeannette Nickel neben anderen Ensemblerollen ihre Seejungfrauen spielen.
Der ausgebildete Musicaldarsteller Andreas Goebel übernimmt gleich mehrere Rollen und sticht durch seine vielseitige Darstellung hervor, unter anderem als Sir Galahad. Sir Lancelot wird von Jan Felski gespielt, der sein komödiantisches Talent beweist, der junge Musicaldarsteller Alexander Plein haucht sowohl Sir Robin als auch Prinz Herbert Leben ein.
Johannes Hallervorden spielt seine zahlreichen verschiedenen Rollen mit Bravour: Ob Tim, der Zauberer, Bruder Maynard, der französische Spötter, ein fahrender Sänger oder ein Ni-Ritter - jeder Position gibt er einen eigenen Akzent und überzeugt zudem gesanglich.
Dieter Hallervorden ist prägnant als Stimme Gottes zu vernehmen und Regisseur Martin Sand macht den Historiker stimmlich lebendig. Zudem zeichnet er auch für das Bühnenbild und die gesamte Produktion verantwortlich - gemeinsam mit Gesine Sand, die das Ganze choreographiert. Die Tontechnik holt auf der Freilichtbühne das Beste heraus, dennoch ist an manchen Stellen die Musik vom Band lauter als der Sprechgesang und die gesprochenen Stimmen.
Das unter den strengen Pandemieauflagen aufgeführte »Spamalot« am Ruppiner See ist eine positive Überraschung und die Veranstalter gehören zu den Vorreitern in der Corona-Zeit in Bezug auf das Vorhaben, Musical wieder live auf die Bühne zu bringen.
Die unterhaltsame Darbietung bereitet den Zuschauern trotz Verzicht auf größere Tanzszenen und ein Live-Orchester Spaß und schwarz-humorige Unterhaltung.
Am 14. August zogen die Ritter und ihr König unter einem schlüssigen Hygienekonzept in das Berliner Schlosspark Theater ein. Die maximal 105 Zuschauer sind paarweise platziert, mit drei freien Plätzen dazwischen, und jede zweite Reihe ist frei, sodass durch Reihenabstand und versetzte Belegung die größtmögliche Sicherheit erreicht werden kann. Im Gebäude muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, der einzig am Platz und zum Verzehr an der Bar abgenommen werden darf.
Die sehenswerte Produktion ist im Berliner Schlosspark Theater noch an Terminen im November und Dezember 2020 zu erleben.
Abb. unten von oben links:
1. ›Fischwatschenlied‹ - Das Missverständnis mit Ort und Zeit (Johannes Hallervorden, Mitte)
2. ›Die Fee aus dem See / Seejungfrauen‹ mit Antje Rietz (Mitte) sowie Tanja Müller (l.) und Jeannette Nickel (r.)
3. Als die Stimme Gottes erscheint, kniet Lancelot (Jan Felski) nieder und der »tapfere« Sir Robin (Alexander Plein) versteckt sich unter der Tafel
4. ›Nimm das Leben beschwingt!‹ rät Patsy (Julia Fechter, r.) König Artus (Tom Quaas, r.), doch ohne »Rettungschirm« ist das nicht so einfach!
Foto: Olaf Hais
Fotos (4): Olaf Hais