... Zusammenarbeit und Freundschaft mit Hepburn, die bis zu deren Tod 1993 währte, verglich Hubert de Givenchy oft mit einer Ehe. Privat lebte der jüngste Sohn des Marquis Lucien
DER ADLIGE COUTURIER PRÄGTE NACHH ALTIG DIE MODEWELT
MANOIR DU JONCHET IM LOIRE-TAL
Das Schloss hatte der Designer mit moderner Kunst und historischen Möbeln dekoriert
Taffin de Givenchy (1888-1930) aber mit Philippe Venet (1929-2021) zusammen. Der Franzose besaß selbst ein Couture-Haus, kam aber an die Raffinesse seines Kompagnons nicht heran. Eifersucht gab es deswegen keine – stattdessen dekorierten die beiden mit großer Leidenschaft. Hubert de Givenchy stylte nämlich nicht nur gerne Frauen – der Modeschöpfer, der 1988 sein Label für 45 Millionen Euro an den Luxusgüterkonzern LVMH verkaufte, bewies auch beim Dekor seiner herrschaftlichen Anwesen in Paris, dem „Hôtel d’Orrouer“, und seinem Renaissance-Schloss „Manoir du Jonchet“ im Loire-Tal Sinn für Ästhetik. Hubert de Givenchy erwarb im Laufe der Jahrzehnte hunderte Gemälde, Büsten, Vasen und Skulpturen und fügte sie in seinen Gemächern zu einem Gesamtkunstwerk zusammen. Sein Spitzname „Le Grand Hubert“ hat daher nicht nur etwas mit seiner stattlichen Statur von 1,98 Metern Größe zu tun, sondern auch mit seiner Vorliebe für Grandeur! Ein besonderes Faible hatte er für barocke Möbel aus der Zeit von König Ludwig XVI. (1754-1793). „Jeder träumt doch wegen der tollen Kostüme davon, im 17. oder 18. Jahrhundert zu leben“, sagte Hubert de Givenchy 1978 im Interview mit „Women Women’s Wear Daily“ – und fügte augenzwinkernd hinzu: „Aber natürlich ohne all die Unannehmlichkeiten jener Zeit.“
Der größte Schatz neben den Möbeln sind die vielen Kunstwerke, die Hubert de Givenchy sammelte. Über 1200 Objekte aus seinem Nachlass kamen jetzt im Auktionshaus Christie’s unter den Hammer. Ein Bild von Pa-blo Picasso (1881-1973), das er in seiner Pariser Residenz aufgehängt hatte, erzielte 4,24 Millionen Euro (Nr. 2), die Vögel des Bildhauers François-Xavier Lalanne (1927-2008) aus seinem Schlossgarten 1,18 Millionen Euro (Nr. 1). Die 1,50 Meter hohe Skulptur von Alberto Giacometti (1901-1966) brachte 27,17 Millionen Euro ein (Nr. 3). Ein Rekord! Es ist der höchste Erlös, der bislang in diesem Jahr bei einer Auktion in Frankreich erreicht wurde. Insgesamt kamen 118,1 Millionen Euro zusammen – mehr als doppelt so viel wie der untere Schätzpreis.
Sylvia Petersen
DAS HÔTEL D’OR ROUER IN PARIS
Seine Stadtresidenz – ein exaltierter Traum für Connaisseure