... verkaufen. Nach vier Jahren ist er hauptsächlich Hobby und Inspiration für ihren Blog und die Slowflower- Bewegung, die Katharina Funk in Deutschland ins Leben gerufen hat. Inzwischen hat die Gemeinschaft für nachhaltigen Blumenanbau 65 Mitglieder. Ihr Tipp für ein üppig blühendes Paradies: einjährige Blumen, Stauden, blühende Sträucher und Rosen kombinieren. Und: „Täglich pflegen, so ein Blumengarten ist nichts für Faule.“
Die Berliner Grünen
Marsano ist der angesagteste Blumenladen der Hauptstadt. Mit eigenem Garten
Wolken aus Trockenblumen, üppige Bouquets – wer einen Strauß will, der aussieht wie vom Laufsteg in Paris, der kauft bei Marsano in Mitte. Seit letztem Jahr bekommt man im Concept-Flower- Shop in der Charlottenstraße auch Blumen, die das Team um Katrin Jahn, Annett Kuhlmann und Andreas Namysl selbst am östlichen Stadtrand anbaut. Garten statt Großmarkt – keine Pestizide und kaum Transportkosten, dafür regionale und saisonale Pflanzen, die man nicht in jedem Blumengeschäft findet. In elf Beeten auf 700 Quadratmetern wachsen im Frühling Narzissen und Tulpen, im Sommer Cosmea und Scabiosa und im Herbst Astern oder Dahlien – die übrigens mit ihren extravaganten Blütenformen die Stars sind. Der Tipp für nachhaltige Gärtnerinnen: Eine Windbrecherhecke aus Apfelbäumen, dichten Perückensträuchern und Flieder sorgt dafür, dass die Beete kaum Zugluft bekommen und deshalb weniger gewässert werden müssen. Und: Pferdemist – als Dünger unübertroffen.
Der Garten, eine Spielwiese
Influencerin Paula Sutton pfeift auf die Regeln traditioneller englischer Gärten
Ein georgianisches Haus im britischen Norfolk, hohe Hecken, weitläufiger Rasen – das ist die Leinwand, auf der Paula Sutton Gartenpartys inszeniert, die an „Alice im Wunderland“ erinnern. Der Instagram- Account der 50-Jährigen, @hillhousevintage, hat über 450 000 Follower – ihre dezente Exzentrik inspiriert. Ihre Tipps: Hortensien, Rosen, Lavendel und Buchs in Kübel pflanzen, um sie nach Bedarf zu einer Kulisse zu arrangieren. Dekoration ist draußen genauso wichtig wie innen – mit Vintage-Spiegeln, Leitern und Zinkeimern für Überraschung im Grün sorgen. Abends Lichter und Kerzen für magische Stimmung leuchten lassen. Nächster Plan der dreifachen Mutter: ein Küchengarten mit Hochbeeten. Wenn das auf Anhieb nicht funktioniert, auch okay. „Ich habe in zehn Jahren gelernt, dass ein Garten viel verzeiht.“
Blühende Fantasie
Das ehemalige Model Cali Rand steht auf Katzenminze und Storchschnabel
Ein marokkanischer Dachgarten, eine bunte Wildblumenwiese, ein grünes Labyrinth – wenn Cali Rands Kunden anrufen, haben sie eher eine vage Idee, was aus dem Flecken hinter oder auf ihrem Haus werden soll. Die 48-jährige britische Gartendesignerin kreiert daraus Räume, die einen Hauch von Land in die Stadt bringen. „Ein Pflanzplan, der die Natur als Vorbild hat, wird auch nach Jahren nicht langweilig“, so die Mutter von zwei Töchtern. Ihre liebsten Beet-Protagonisten: Storchschnabel „Patricia“, eine üppig pink wuchernde Staude, und Katzenminze, weil sie sich zart fliederfarben im Wind wiegt und länger blüht als Lavendel. Ihr Tipp: Meerrettich, Zucchini oder Fenchel machen doppelt Freude – mit schönen Blüten und wenn man sie fürs Dinner erntet.
Zucht und Zen
Das Geheimnis eines Bio-Gartens: Geduld und Großzügigkeit, sagt Gärtnermeisterin Raphaela Gerlach
Für den Blütenrausch braucht man Dealer. Top-Anlaufstelle für Gartenfans seit 35 Jahren: die Staudengärtnerei Gaißmayer im bayerischen Illertissen mit über 3000 Pflanzensorten im Sortiment, allein aus 40 verschiedenen Minzen kann man – auch online – wählen. Gärtnermeisterin Raphaela Gerlach hat sich in dem Bio-Betrieb auf Pflanzenschutz spezialisiert. Gegen Mehltau etwa hilft ein Mittel auf Kaliumhydrogencarbonat- Basis, quasi Backpulver, das den Pilz austrocknet. Ihr Tipp: Geduld und vor allem ein neues Staudenbeet großzügig planen. „Erst im zweiten Jahr fangen die Pflanzen an zu wachsen, im dritten entfalten sie ihre ganze Pracht.“ Zu sehen ist Raphaela Gerlach übrigens auch in Anja Birne und Marion Nickigs „Das große Buch der Gärtnerinnen & Gärtner“, Callwey, 39,95 Euro.
„Erfüllender als ein Fitnessstudio“
Selbstversorger statt Supermarkt: Moderatorin und „Tagesschau“- Sprecherin Judith Rakers hat seit zwei Jahren einen Nutzgarten
Judith Rakers’ Buch „Homefarming: Selbstversorgung ohne grünen Daumen“ (Gräfe und Unzer, 22 Euro) macht Mut, einfach loszupflanzen.
Frau Rakers, wann haben Sie Ihre Liebe zum Gärtnern entdeckt?
Ich habe mir wie so viele mehr Verbindung zur Natur gewünscht. Gerade in unserer digitalen Welt sehen wir nicht, was wir geschaffen haben. Aber die Leistung im Garten kann man riechen, fühlen, essen und genießen. Wer sein Gemüse selbst anbaut, bekommt auch ein anderes Bewusstsein für Lebensmittel und Nachhaltigkeit. Ich verwerte alles, was ich ernte.
Erzählen Sie mehr …
Ich hatte Lust auf Veränderung und wollte weg aus der Innenstadt, in die Natur. Das Haus am Stadtrand Hamburgs hat einen 4500 Quadratmeter großen Garten mit einigen Obstbäumen. Drei Hennen musste ich übernehmen, das war Bedingung. Heute ist daraus eine kleine Farm geworden mit 13 Hühnern, Gemüsebeeten, Kartoffelacker und Gewächshaus.
Was hat Sie Ihr Garten in den letzten zwei Jahren gelehrt?
Demut. Man muss nicht am Gemüse ziehen, damit es groß wird, sondern nur die Beete vorbereiten und dann möglichst wenig stören. Der Rest regelt sich von ganz allein. Das ist immer wieder beeindruckend.
Nur könnte man bei den vielen Ratgebern meinen, Gärtnern sei eine Wissenschaft.
Ich finde, es sollte Ausgleich sein und kein weiterer Stressfaktor. Es ist doch erst mal egal, ob man ein Doldengewächs vor sich hat oder einen Korbblütler. Ich habe vorher jede Zimmerpflanze umgebracht und hatte absolut keine Ahnung von Gartenanbau. Die ganze Theorie hat auch mich überfordert. Deshalb ist mein Rat: einfach machen und zuerst Motivationsgemüse pflanzen.
Wie bitte?
Radieschen etwa brauchen von der Aussaat bis zum Verzehr nur vier bis fünf Wochen. Auch Salat ist unkompliziert. Das gibt Gartenanfängern Selbstbewusstsein. Ebenfalls zu empfehlen: Möhren, Kohlrabi oder Kartoffeln.
Waren Sie nie frustriert?
Doch, weil ich nicht wusste, dass Erdbeeren erst im zweiten Jahr richtig Früchte tragen. Da hatte ich sie aber schon entsorgt. Auch Tomaten haben mich anfangs geärgert. Das ist Gemüse für Leidensfähige: Man muss sie vorziehen, abstützen, langsam an warme Temperaturen gewöhnen, ausgeizen, vor Regen schützen. Im ersten Sommer wurde das nichts. Im zweiten Jahr hatte ich im neuen Gewächshaus sechs verschiedene Sorten – und wochenlang pralle, rote, gelbe und gemusterte Früchte. Viel besser als die wässrigen Dinger aus dem Supermarkt.
Haben Sie wie so viele Gemüsebauer eine Sammelleidenschaft für besondere Samen entwickelt?
Ich bin pragmatisch und nehme auch Samentüten aus dem Supermarkt oder vom Aktionstisch im Baumarkt. Allerdings habe ich inzwischen auch aus meinen eigenen Zucchini- und Kürbissamen gesammelt. Mal sehen, ob daraus diesen Sommer etwas wächst.
Haben Sie eigentlich Hilfe?
Mein Vater hat mir beim Ausheben der Beete geholfen, und im Herbst kommt ein Schüler zum Laubharken. Sonst kann man wirklich alles selbst machen. Die körperliche Arbeit ist zwar anstrengend, aber erfüllender als ein Fitnessstudio.
Kann man auch ohne Garten zum Gärtner werden?
Auf einem Balkon oder sogar im Wohnzimmer gedeiht einiges. Ich habe selbst Kartoffeln in einem Sack im Haus gezogen, da gab’s geschmacklich keinen Unterschied zu den Exemplaren aus dem Beet. Auch Salat und Radieschen wachsen vor jedem hellen Fenster in der Wohnung.
Verraten Sie neuen Gärtnerinnen ein Geheimnis?
Nehmen Sie Himbeeren, die im Herbst Früchte tragen, die sind wurmfrei.
Einkaufen? Judith Rakers erntet lieber Gemüse, Obst und Beeren aus ihrem eigenen Garten.
FOTOS: SEBASTIAN FUNK
FOTOS: SEBASTIAN FUCHS/GRÄFE UND UNZER VERLAG