... schweren Nähmaschinen. Nach seiner Räumung schien es geradezu prädestiniert als Wohnraum für jemanden, der Ungewöhnliches sucht. Der offene Eingangsbereich und die alten Holzbalken überzeugten Colombine de Forville und ihren Ehemann Pierre-Marie ebenso wie die originalen Türrahmen und Kassettentüren. „In ein baufälliges Gebäude aus dem 18. Jahrhundert zu investieren, war etwas verrückt. Aber wir verließen uns auf unsere Intuition: Nur zwei Stunden nach der Besichtigung gaben wir ein Angebot ab“, erzählt Colombine.
COLOMBINE SUCHTE DEKO FÜR DIE KINDERZIMMER
„Die Anfangszeit war schwierig. Obwohl wir alle Fenster erneuert hatten, wirkten die Räume auf uns kalt, denn das Budget reichte nicht mehr, um das große Wohnzimmer gemütlich zu gestalten“, so die Unternehmerin. Immerhin waren die Schlaf- und Badezimmer bewohnbar, und so konzentrierte sie sich zunächst darauf, die Zimmer für Sohn Elzéar und Tochter Isée, (heute 9 und 6 Jahre alt), einzurichten. Hierbei kam sie auf eine Geschäftsidee: „Ich wollte die Zimmer dekorieren und suchte vergeblich nach schönen Bildern für die Wände. Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen und habe Kunstgeschichte studiert. Kunst formt die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und sensibilisert sie für die Welt um sie herum. Da ich keine echte Kunst für Kinder finden konnte, beschloss ich, sie selbst anzubieten.“ Colombine tat sich mit den besten Pariser Illustratoren zusammen, gründete einen eigenen Galerie-Verlag (lespetitscollectionneurs.com) und druckt seither limitierte Lithografien und Digigrafien sowie Poster mit kindgerechten Motiven.
ES WAR IRGENDWIE NOCH NICHT GEMÜTLICH
Anfangs nutzte sie die Wände ihres Lofts, um Bilder auszustellen, organisierte Vernissagen und Pop-up-Verkäufe in ihren Wohnräumen. Doch irgendwann wollte sie die Wohnung wieder ganz für sich und ihre Familie haben. Sie wandte sich an ihre Freundin, die Innenarchitektin Zoé Las Cases: „Sie sollte mir helfen, die Räume neu zu definieren und wie ein Landhaus zu gestalten, ohne viel Geld zu investieren.“ Die beiden holten sich Inspirationen auf Instagram, erstellten Moodboards und kamen so auf viele kreative Ideen: Mit einer Trennwand aus weiß gestrichenen Holzdielen schufen sie sogar einen zusätzlichen Raum – Colombines Büro. Durch die eingebauten Fenster schaut man auf die hübschen Bilder und Bücher, die Colombine an den Wänden in Regalen ausgestellt hat. Das Ganze wirkt wie ein kleines Holzhaus im Wohnzimmer. Um den immer noch großzügigen Raum zu gliedern, separiert ein deckenhohes Regal aus unbehandeltem Holz den Wohn- und Essbereich. Zudem entwarf Zoé für Colombine aus einem Bauzaun ein riesiges Metallgitter, das sich über die gesamte Wand neben dem Esstisch erstreckt und Platz bietet für allerlei Schönes und Praktisches. Viel Weiß und viel Holz machen die Räume warm und gemütlich und erinnern Colombine tatsächlich an ihre Kindheit auf dem Land.
DIE RICHTIGE MISCHUNG AUS KUNST UND WOHNEN
Dass die farbenfrohen Drucke von Les Petits Collectionneurs nicht vor der charmanten Dielenwand von Colombines Arbeitszimmer Halt machen, versteht sich von selbst: Jeder Raum in der Wohnung dient als Ausstellungsfläche. Sogar auf dem Kühlschrank und auf der Abzugshaube in der Küche stehen Bilder. Und das Wichtigste: Elzéar und Isée wachsen inmitten von fantasievollen Illustrationen auf, die sie spielerisch in poetische Welten entführen. Und das in einer Umgebung, die an den Süden Frankreichs erinnert. Fast fühlt es sich an wie das Haus ihrer Großeltern in Uzes, wo ihre Mutter Kunst lieben lernte.
Dajana Vidmar