Gebrüder Limbourg, Très Riches Heures du Duc de Berry, Paris, 1410–1416, Chantilly, Musée Condé Ms. 65, fol. 193r, © bpk / RMN-Grand Palais / René-Gabriel Ojéda
Jean de France, Duc de Berry, war einer der herausragenden Auftraggeber für prachtvolle Handschriften im Spätmittelalter. Um 1404 nahm er die Gebrüder Limbourg in seine Dienste, begnadete junge Buchmaler, die aus der holländischen Provinz Limburg stammten und die heimische Maltradition mit der französischen Gotik und modernen Impulsen aus Italien verbanden. Paul, Hermann und Jean hießen die Brüder, deren persönliche Anteile am Gesamtwerk nicht zu unterscheiden sind und die wie ihr Auftraggeber während der großen Pest 1416 starben, nachdem sie um 1410 für ihn das berühmteste Stundenbuch der Welt, die Très Riches Heures, zu illuminieren begonnen hatten.
Unvollendet blieb das große Stundenbuch (nach kleinen Ergänzungen um 1440 durch Barthélemy d’Eyck), bis Herzog Karl I. von Savoyen, der das Manuskript durch Erbschaft erhielt, es 1485 an Jean Colombe übergab, der die restlichen Miniaturen im Stil seiner Zeit ausführte. So ist der Codex, dessen 206 Blätter Kalbpergament im Format 29,4 x 21 cm mit 131 häufig ganzseitigen Miniaturen und ca. 3000 Goldinitialen ausgestattet sind, heute einer der prächtigsten illuminierten Handschriften, die uns erhalten sind. Berühmt sind vor allem die 12 Kalenderblätter, die Leben und Arbeiten, Feste und Architektur der damaligen Zeit dokumentieren.
Unser Titelbild zeigt die Aufrichtung der Kreuzesreliquie auf Golgota in Anwesenheit von Kaiser Herakleios, der sie nach dem Raub durch die Perser 630 wieder zurück nach Jerusalem gebracht hatte. Gläubige verschiedener Herkunft verehren das Kreuz Christi.
Heinz Detlef Stäps
Bildquelle: MAGNIFICAT - Das Stundenbuch, Ausgabe 9/2021
die Kreuze
der Menschen
leuchten kein Gold
sie sind dunkel
und hart
das Kreuz Christi
strahlt golden
vom Leben in Fülle
das es aufschließt
für uns
– und unsere Kreuze
spiegeln
sein Licht
Heinz Detlef Stäps
Kreuzerhöhung, Gebrüder Limbourg, Très Riches Heures du Duc de Berry, Paris, 1410–1416, Chantilly, Musée Condé Ms. 65, fol. 193r,
© bpk / RMN-Grand Palais / René-Gabriel Ojéda Karte aus: MAGNIFICAT. Das Stundenbuch, Ausgabe: September 2021 © Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.magnificat.de