... zum Beispiel Esoterik-Guru Gwyneth Paltrow (49) laut ihrem Online-Magazin „Goop“ ihren Glow verdankt.
JOLIE sprach hierfür mit Stephanie Schwarz, Coach für Liebe, Partnerschaft und Sexualität aus Würzburg. „In den alten Tantra-Schriften aus Indien geht es um die Beschreibung einer Lebensphilosophie, Sex ist für uns im Westen die Brücke zu diesem jahrtausendealten Wissens- und Erfahrungsschatz“, erklärt die Expertin, die sich auf das Online-Coaching von Frauen aller Altersklassen in Sachen Intimität spezialisiert hat. „Das Ziel sind erfülltere Liebesbeziehungen.“ Sonnengrüße, herabschauender Hund & Co. bringen einen in dieser Hinsicht offenbar nicht weiter. Immer mehr Yogalehrer positionieren sich plötzlich als Tantra-Nerds und philosophieren auf Instagram als selbst ernannte Tantrafluencer über kosmische Liebe und den Mut, die Shakti-Göttin in sich zu entdecken. Dabei geht Tantra – ganz irdisch betrachtet – eigentlich jede von uns etwas an.
TANTRA MEETS MINDFULNESS
„Um uns herum wird alles immer hektischer und schneller. Gerade wir Frauen haben mehr Druck und immer mehr Rollen zu erfüllen“, erklärt Stephanie Schwarz. „Wir müssen Auszubildende, Studentin, Schwester, Kollegin, Mutter, Partnerin, beste Freundin, Familienmanagerin sein.
Tantra hilft uns dabei, uns endlich zu erlauben, alle Masken fallen zu lassen und Achtsamkeit in all unsere Beziehungen – auch die mit uns selbst – zu bringen.“
Klingt fast so, als ob Yoga und das damit verbundene Mindfulness-Movement tatsächlich erst die Spitze des göttlichen Eisbergs wären und den Weg zum aktuellen Tantra-Hype geebnet hätten. Bevor Du Dich jetzt aber schnurstracks beim nächstbesten Tantra-Kurs anmeldest, hat Stephanie Schwarz drei Tipps für Anfängerinnen: „Ich empfehle meinen Kundinnen, erst mal das eigene Bewusstsein zu schärfen und folgende Fragen in Ruhe für sich zu beantworten: Was denke ich über Liebe? Sex? Frausein? Meinen Körper? Weiblichkeit? Männer und so weiter?“ Besonders viel Aufmerksamkeit sollte jede angehende Tantra- Queen dabei ihren Geschlechtsorganen schenken. Denn die meisten Frauen mögen laut der Expertin leider immer noch ihre Vagina nicht – oder ekeln sich sogar vor ihr!
JA ZU SEXUELLEM EMPOWERMENT!
Unsere Expertin entdeckte Tantra vor vielen Jahren für sich.
„Ich verstehe es als eine Philosophie und Lebensweisheit, über die ich früher nicht viel wusste, die aber so viel mehr umfasst als Sex“, erklärt Stephanie. Heute pendelt sie zwischen Bayern und Island und begleitet Frauen rund um den Globus mit Coachings und Onlinekursen rund um die weibliche Sexualität.
Ihr nächster sechswöchiger „Verliebe Dich in Dein Liebesleben“-Kurs startet Anfang des Jahres und sorgt für mehr Verbundenheit mit uns selbst und unserem Partner. Mehr Infos: stephanieschwarz.com
SELBSTBEFRIEDIGUNG!!!
„Ich erlebe immer wieder Frauen, die ihre Vulva nicht annehmen können. Von klein auf lernen wir, diese Gegend Schambereich zu nennen. Alles ist mit Peinlichkeit verbunden. Natürlich fällt uns Frauen es da schwer, diesen intimen Bereich schön zu finden oder eine gute Verbindung herzustellen.“ Der zweite Schritt ist deshalb, mehr Selbstliebe-Rituale in den Alltag zu integrieren – sprich: Selbstbefriedigung. Diese Übung ist besonders empfehlenswert für Frauen, die beim Sex nicht richtig abschalten können. „Es geht darum, sich auf eine andere Art und Weise anzufassen als sonst, sich immer wieder in den Moment zu bringen und sich zum Beispiel zu fragen: Was fühle ich, wenn ich meine Klitoris anfasse?“ Wichtig ist es nach Auffassung der Tantra-Expertin auch, das Orgasmus-Ziel wegzulassen und ganz im Hier und Jetzt zu sein.
Erst danach kommt als dritter Schritt ein Partner ins (Liebes-) Spiel. „Unsere sexuellen Begegnungen sind oft mit Spannungen verbunden. Wir wollen schnell zum Orgasmus kommen. In dieser Situation gilt es, zu fragen: Kann ich meinen Bauch und meine Beine auch mal entspannen? Meinen Atem fließen lassen? Kann ich meinem Körper die Zeit geben, die er braucht, um entspannt Lust aufzubauen – selbst wenn es 40 Minuten dauert, bis ich zum Orgasmus komme? All das ist normal und sollte so angenommen werden.“
In 5 Schritten zur
TANTRA- QUEEN
1 Nehmt Euch Zeit füreinander und plant ca. zwei Stunden für die Tantra-Massage ein.
2 Sorgt für eine warme Zimmertemperatur und mit Kerzen, ätherischen Ölen, Kissen und Decken für ein gemütliches Ambiente.
3 Setzt Euch aufrecht hin und schaut Euch tief in die Augen. Legt die rechte Hand auf das Herz des Partners und haltet die linke über das eigene Herz.
4 Mit leidenschaftlichem, langsamen Küssen stimmt Ihr Euch auf die Massage ein.
5 Genaue Techniken und Schritt-für-Schritt- Anleitungen findet Ihr zum Beispiel auf ohmyfantasy.com
SLOW SEX FÜR GÖTTLICHE MOMENTE IM BETT
Eine, die sich auf prickelnd-sinnliche Momente zu zweit spezialisiert hat, ist „Oh my! Fantasy“- Gründerin Annika Breu aus München. Die Unternehmerin verkauft Date-Boxen, um mehr Schwung ins Liebesleben zu bringen. Eines ihrer Bestseller-Sets diesen Winter: Die „Tantra Yoniund Lingam Massage“, die die Intimität zwischen Paaren vertiefen soll. „Yoni ist ein Begriff aus dem Sanskrit und beschreibt die weiblichen Genitalien. Im Neotantra wird gesagt, dass die weibliche Sexualenergie die tiefste Quelle für die Lebenskraft und Lebensfreude einer Frau sei“, erklärt Annika. „Lingam beschreibt die männlichen Genitalien. Der Lingam, also Penis, wird als schöpferische sowie gleichzeitig zerstörende Kraft des Gottes Shiva verehrt.“ Dass das Interesse an den Paketen so groß ist, versteht die Gründerin nur zu gut.
„Eine Tantra-Massage ist ein unvergessliches Erlebnis und oft der Anfang einer neuen Verbundenheit. Dank einer Audio-Datei kann sich der Gebende durch die Massage führen lassen, während sich der Empfänger zur Musik hingibt.“ Slow Sex wie dieser führt –so lautet zumindest das große Tantra-Ehrenwort – zu göttlichen Momenten unter der Bettdecke. Und irgendwie auch beruhigend, dass wir für all das nicht zwangsläufig zum Nackt- Sit-in mit Fremden müssen.