Bildquelle: evolve, Ausgabe 35/2022
evolve: In Ihrem neuen Buch sprechen Sie von einem Sinn für das Heilige, einem Begriff, dem im modernen kulturellen Diskurs ein gewisses Tabu anhaftet. Wir können über Ethik, Werte, Menschlichkeit sprechen, aber über das Heilige zu sprechen ist schwierig, denn man läuft Gefahr, in eine konservative oder fundamentalistische Ecke gestellt zu werden. Wenn Sie von einem Sinn für das Heilige sprechen, was meinen Sie damit und warum halten Sie es für wichtig?
Iain McGilchrist: Ja, Philosophen, die mein Buch gelesen haben, haben mich davor gewarnt, das Kapitel über den Sinn für das Heilige mit aufzunehmen. Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen.
Ich bin gegen jede Art von Fundamentalismus und denke, dass fundamentalistischer Atheismus und fundamentalistischer Theismus haarscharf beieinander liegen. Sie haben die gleiche dogmatische Einstellung, eine Einstellung, mit der man sich der Idee des Heiligen ...