... Angler“-Kajaks von Hobie.
Zwei robuste Griffe im Bugund Heckbereich sorgen dafür, dass man das Kajak an Land komfortabel tragen kann.
Plötzlich knallt es heftig in der Rute, ein Wels hat blitzschnell zugefasst! Sekundenbruchteile später sitzt der 8/0er-Einzelhaken des Giant Droppers in seinem Maul fest. Es ist ein Großer und er kämpft wie ein Bulle – Volllast-Modus für Muskeln und Gerät. Der Drill dauert 20 Minuten. Dann gibt der kapitale Waller klein bei. Ein fester Griff zum Unterkiefer und der Kampf ist entschieden. Ein Anglertraum wurde wahr, auch ohne Fernreise. Denn dieser Wels wurde vor der Haustür mit dem Kajak gefangen!
KLEINER HYPE: IMMER MEHR ENTDECKEN DAS KAJAK FÜR SICH
Auch wer selber anglerisch noch nicht mit dem „Yak“ (vom englischen „kayak“ abgeleitet) auf heimischen oder fernen Gewässern unterwegs ist, dem werden bestimmt schon Kajakangler aufgefallen sein. Und es werden stetig mehr. Aktuell steigt die Zahl der Angler, die mit der Anschaffung eines Angelkajaks liebäugeln, deutlich. Grund genug, einem ausgewiesenen „Yak-Spezia listen“ einmal genauer über die Schulter zu schauen und zu erfahren, wie, wann und wo er auf dem Wasser erfolgreich ist. Die Rede ist von Oliver Schäfer aus Kallmuth bei Mechernich in Nordrhein-Westfalen. Der noch recht junge Raubfischangler, Oliver ist Jahrgang 1992, hat sich in wenigen Jahren zu einem wahren Großfischfänger entwickelt. Im Folgenden steht er uns Rede und Antwort, berichtet hierbei unter anderem detailliert über das von ihm verwendete Gerät, seine Lieblingsköder und gibt zahlreiche Praxistipps zur Sicherheit, Taktik und Köderpräsentation.
BLINKER: Olli, du angelst seit deinen frühen Kindheitstagen und bist seit Mai 2019 nicht nur oft, sondern inzwischen auch sehr erfolgreich mit dem Angelkajak unterwegs. Was sind derzeit deine Lieblingsgewässer?
Oliver Schäfer: Ich befische mit dem Kajak vor allem große Flüsse, wie den Rhein in Rheinland-Pfalz, die Maas mit ihren unzähligen angrenzenden Seen in Holland und das Rhein-Delta. Den Spruch „Großes Gewässer – große Fische“ kann ich vollauf bestätigen!
Da im Handel eine ganze Reihe unterschiedlicher Angelkajaks und Fischfinder angeboten werden, freuen sich bestimmt vor allem Einsteiger, wenn sie etwas Orientierung bekommen. Für welche Boot-Geräte-Kombination hast du dich entschieden?
Bei den Angelkajaks gab es mehrere Boote, die ich genauer unter die Lupe genommen habe. Meine Wahl fiel schließlich auf das Hobie Pro Angler 12. Es ist 3,66 Meter lang und 91 Zentimeter breit. Als Echolot verwende ich das Garmin Echomap Ultra 102sv in Kombination mit dem Panoptix Livescope LVS32 als Geber.
Was ist in puncto Sicherheit beim Kajakangeln besonders zu beachten?
Eine Schwimmweste ist Pflicht. Auch wenn ich ein sehr guter Schwimmer bin, die Schwimmweste gehört zur Grundausstattung. Denn auch einem guten Schwimmer geht bei kaltem Wasser im Fluss schnell die Luft aus. Man muss die Sportboote und Frachtschiffe im Fluss stets gut im Auge behalten und man muss sich an die geltenden Schifffahrtsregeln halten. Wenn ich mal alleine mit dem Kajak fische, sage ich meinen Freunden immer, wo ich unterwegs bin.
Kajakangeln auf Hecht und Zander
Gerätetipps von Oliver Schäfer
Rute: Länge: 218 Zentimeter Wurfgewicht: 14 bis 48 Gramm
Rolle: Baitcastrolle Gewicht: 195 Gramm Übersetzung: 7,4 : 1 Schnurfassung: 0,28 Millimeter/ 100 Meter
Schnurstärke/Geflochtene: 0,28 mm mit 15,0 Kilogramm Tragkraft
Vorfach: 0,42 Millimeter Fluorocarbon, Länge: 150 Zentimeter mit Titanspitze (20 Zentimeter)
Welche Spots ziehen dich beim Kajakangeln magisch an?
Markante Strukturwechsel im Gewässer sind immer interessante Spots für mich, zum Beispiel steil abfallende Kanten, ausgespülte Kurven, tiefe Rinnen, Steinpackungen, Unterwasserberge und ganz besonders mag ich im Fluss Kehrströmungen.
Du hast es auf Zander, Hecht und Welse abgesehen. Da gibt es sicherlich Unterschiede in der Herangehensweise. Wie angelst du auf Zander?
Beim vertikalen beziehungsweise pelagischen Zanderangeln gibt es einen einfachen Schlüssel, und genauso lautet auch mein persönlicher Tipp: Weniger ist mehr! Zander sind bekanntermaßen Lauerjäger und greifen dann an, wenn ihre Beute am wenigsten damit rechnet. Absinkphasen, langsames Senken des Köders und die Ruhephasen mögen sie am liebsten. Nicht selten kommt der Biss, wenn ich meinen Gummifisch ruhig halte und nur ganz dezent animiere. Trübes Wasser und die Nachtstunden sind besonders reizvoll. Meine Lieblingsjahreszeit für Zander ist der Herbst.
Wie gehst du beim Hechtangeln vor?
Wenn ich einen Hecht gezielt anfische, bleibe ich mit dem Köder immer auf Abstand und schaue, wie der Esox reagiert. Wenn er Interesse zeigt und den Köder wahrnimmt, achte ich immer darauf, dass zwischen Köder und Fisch etwas Distanz bleibt. Der Hecht braucht immer eine gewisse Zeit, um den Köder anzuvisieren. Ist der Abstand zu gering, dann kommt es oft zu Fehlbissen. Meine Lieblingsjahreszeit fürs Hechtangeln ist übrigens der Sommer.
„Der Hecht braucht immer eine gewisse Zeit, um den Köder anzuvisieren.“
Und wie angelst du auf Wels?
Der Wels ist beim pelagischen Angeln mit Kunstködern mit Abstand der schwierigste, zickigste und wählerischste Fisch. Trotz der Schwierigkeit, ihn gezielt zu beangeln, steht er mit dem Zander ganz oben auf meiner Favoritenliste. Gerade weil es so schwierig ist. Ich werde oft gefragt: „Olli, wie machst du das immer mit den großen Welsen?“ Leider ist es nicht immer leicht, aber ich gebe stets mein Bestes, die Taktik zu erklären. Wenn ich große Welse auf dem Echolot lokalisiert habe, beobachte ich ganz gerne, wie sie schwimmen und ganz wichtig, wohin sie schwimmen. Sind sie zügig unterwegs oder stehen sie irgendwo in der Wassersäule? Das macht einen großen Unterschied beim gezielten Anfischen. Ist ein Wels zügig im Freiwasser unterwegs, beobachte ich eine Zeit lang, wo er hin möchte und versuche, seine Bahn, also seine Schwimmrichtung, von vorne zukreuzen. Mein Köder kommt dann von vorne auf ihn zu. Ist er allerdings eher träge unterwegs oder steht mitten in der Wassersäule und bewegt sich kaum, dann ist der beste Weg, ihm den Köder von hinten entlang nach vorne zu präsentieren. Der Biss kommt oft, wenn der Köder seitlich am Maul vorbeizieht. Welse lauern oder warten so lange, bis sich Beute in Reichweite befindet, um dann blitzschnell mit ihrem riesigen Maul zuzuschlagen. Und daher muss der Köder genau dort platziert werden oder vorbeikommen. In der Theorie klingt das einfach, aber das ist es ganz und gar nicht. Und genau das reizt mich an dieser Angelei am meisten. Meine Lieblingsjahreszeit für Wels ist das Frühjahr.
Top-Köder für Hecht und Zander
Und das sind die beiden besten Köder für das Kajakangeln auf Zander und Hecht: Oliver Schäfers erste Wahl auf Zander und Hecht sind der „Virus“ (19 Zentimeter) und der „Slayer Tong“ (18 und 22,5 Zentimeter). Art der Beschwerung: Schraub-Jigkopf Gewicht: 30 bis 60 Gramm Hakentyp: Quantum Claw Treble Hooks Hakengröße: 2 bis 2/0
Was sind momentan deine Lieblingsköder?
Mein belgischer Freund produziert sie selbst, seine Marke heißt „FISH Impact“. Er steckt viel Liebe ins Detail und hat die verrücktesten Ideen in Hinblick auf die Form und Farbe. Das mag ich an seinen Ködern besonders. Mein Lieblingsköder für Wels ist der „Giant Dropper“, er ist 27 Zentimeter lang. Es handelt sich um einen großen V-Tail-Gummifisch. Mein Köderfavorit für Zander ist der „Virus“, der mit seinen 19 Zentimetern ebenfalls recht groß ist. Er ist ein einmaliger Gummiköder, der einem Plattfisch ähnelt. Mein Lieblingsköder für Hecht ist der „Slayer Tong“, den ich in Längen von 18 und 22,5 Zentimeter nehme. Und das ist ebenfalls ein Gummiköder, der einen Plattfisch imitiert. Auf die beiden letztgenannten Gummis fange ich sowohl Zander als auch Hecht.
Gerätetipps fürs Kajak
Rute: Länge: 190 Zentimeter Wurfgewicht: 140 Gramm
Rolle: Baitcastrolle Gewicht: 305 Gramm Übersetzung: 6,6 : 1 Schnurfassung: 0,30 Millimeter / 235 Meter
Schnurstärke/Geflochtene: 0,35 mm mit 24,0 Kilogramm Tragkraft
Vorfach: 0,80 Millimeter Fluorocarbon, Länge: 150 Zentimeter
Es ist wirklich interessant, dass das funktioniert! Womit landest du deine Fische?
Für Hecht und Zander nutze ich ganz klassisch einen großen Unterfangkescher, gummiert und mit großer Maschenweite. Bei einem kapitalen Wels geht das nur per Handlandung im Unterkiefer.
Gehst du lieber alleine oder mit Freunden Kajakangeln?
Kurz und knapp: am liebsten mit Freunden, denn allein macht es doch nur halb so viel Spaß.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke und Petri Heil, Oliver, für deine weiteren Kajak-Angeltouren.
Top-Köder für Wels
Oliver Schäfers erste Wahl für das Welsangeln mit dem Kajak ist der Giant Dropper (27 Zentimeter) von FISH Impact.
Art der Beschwerung: Schraub-Jigkopf
Gewicht: 60 bis 80 Gramm
Hakentyp: Black Cat Claw Single Hook
Hakengröße: 8/0