... ist das Zauberwort. Diesen Lautsprecher brachte Mastermind Peter Comeau persönlich zu uns. Er ist das, was man einen „Alten Hasen“ nennt. Schon über 60, aber kein Pfund zugelegt. Ein Asket, der noch heute einen Marathon laufen könnte, und ein Charismatiker. Sofort veränderte sich die Luft in unserem Konferenzraum. Hier sprach ein Profi über die Geheimnisse des guten Klangs. Das waren keine leeren Worte.
LUFT: Die Bassreflexenergie strömt über einen definierten Schlitz am Boxenboden.
DIE PREISFRAGE
Comeau hatte auch Sendboten mitgebracht - zwei Exemplare des von ihm entwickelten Standlautsprechers Elysian 4. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Zutiefst nicht. Der Preis funktioniert so überhaupt nicht auf dem europäischen Markt, er ist zu niedrig kalkuliert. Gut, das ist ein Running Gag - oft wundern wir uns über das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Jetzt ganz naiv: Sie sehen die Fotos auf diesen Seiten und sind langjähriger Leser der AUDIO. Was uns freut. Also, mit Ihrem Fachwissen: Was könnten diese Lautsprecher kosten? Wir stehen vor edlem Walnussfurnier, sechsmal lackiert. Dazu massive Spikes gen Boden, ein wirklich wuchtiges Bi-Wiring-Terminal. In der Höhe dazu ein echter Air-Motion-Transformer nach Oskar Heil. Darunter ein Phase Plug für die Mitten, zwei Glasfasergewebe für die Tiefen. Mal ehrlich: Da springen die meisten Interessenten ab und denken „zu teuer für mich“.
SECHSMAL LACKIERT
Fehler. Völlig fehlgeleitet. Dieser 56 Kilogramm schwere Lautsprecher kostet 7500 Euro. Nicht das Stück, sondern das Paar. Sicher, die Spielregeln in unserer Gesellschaft besagen, dass wir das nicht günstig nennen dürfen. Aber im Vergleich zu den großen, konkurrierenden Standboxen ist das erstaunlich preiswert.
Welche Rolle nimmt Peter Comeau dabei ein? Er ist nicht der junge König Artus, schon eher Merlin, der den Helden als weiser Zauberer begleitet. Alles ist in seinem Hirn entstanden. Comeau verbringt eine Hälfte des Jahres in England, die andere in China in den Gärten von IAG - einer erstaunlich potenten Macht in der High-End-Welt.
Zwei Brüder, Zwillinge sogar, führen das Regiment. Im Umkreis von Shenzhen, nahe Hongkong, aber im chinesischen Mutterland haben sie einen Zauberhain erschaffen: einen Park, einen See, ein Hotel, Wohnungen, Sauna und Swimmingpool. Peter Comeau zieht hier seine Runden. Ein Luxusleben, für das Wharfedale-Chefs gerne geradestehen, denn Comeau denkt nicht nur für Wharfedale. Er hat das ganze IAG-Geflecht im Blick, inklusive Castle, Mission, Quad und Audiolab. Das sind große Player aufdem Weltmarkt. Die IAG-Gruppe hat sie alle eingeheimst und aufgekauft - mitsamt Schaltplänen, Namen und schlauen Köpfen. Peter Comeau ist das Mastermind, in der James-Bond-Welt so etwas wie „Q“. Oder bleiben wir bei König Artus: Er ist Merlin, der Magier, der alles weiß und im Hintergrund große Macht um sich herum versammelt.
WIE ES UNS BELIEBT: Wer die Highlights betonen will, kann die Frontbespannung individuell abnehmen.
EIN GELUNGENER SPAGAT
Ohne ihn gäbe es die Elysian-Serie nicht. Er wollte das Maximale, aber es sollte noch finanzierbar bleiben. Ein Spagat, der ihm bildschön gelungen ist. Wir haben lange gelauscht, wir haben lange das Gehäuse gestreichelt - nichts spricht dagegen, diesen Lautsprecher in den Olymp zu erheben. Dabei gibt es in den Fakten keine wundersamen Erscheinungen. Das ist eine klassische Standbox mit drei Wegen, die Bassreflex-Energie wird gen Boden geführt. Was praktisch ist - wir können diesen Lautsprecher faktisch als Spielball mal vor die Ohren oder an die Rückwand führen. Das Spiel lohnt, sollte sogar unbedingt sein - die Basspräsenz lässt sich je nach Aufstellung punktgenau auf persönliche Ideale tunen.
WELCH EIN BILD, WELCH EIN DRIVE!
STRAMM UND ELEGANT: Die Spikes der Elysian sind überaus wuchtig ausgefallen. Alles ist feinjustierbar für die Praxis.
Vergessen wir die unteren die Chassis. Das sind lackierte Glasfasermembranen, perfekt, aber auch austauschbar. Was uns wundert: Faktisch über Nacht hat sich Wharfedale einem Hochtöner nach dem Prinzip des Air-Motion-Transformers verpflichtet. Super. Wir sind angefixt, denn diese Bauart beherrschen nur wenige Hersteller in der Welt. Allen voran natürlich ELAC in Kiel: Hier wird noch streng per Hand gefaltet und gelötet. Niemand macht den Nordlichtern etwas vor. Doch Wharfedale vergrößert die Schallfläche um das Doppelte - und alles entsteht in den hauseigenen Fertigungsstraßen in Shenzhen. IAG verfügt über ein Potenzial, das sich die meisten europäischen Hersteller nicht vorstellen können noch wollen. Hier kann für überschaubares Geld ganz Großes entstehen. So hat uns die Elysian 4 nicht nur fasziniert, sondern uns direkt ins Hörsofa gepresst.
Welch ein Bild, welch ein Drive, welche Leidenschaft! Wir kennen die Superlautsprecher der Zunft. Die Elysian zeigte sofort, dass sie in dieser Liga spielen wollte. Selbst bei den Superhelden hören wir mitunter, welche Energie der Hochtöner oder das Bass-Chassis einbringt. Die Elysian hingegen spielte auf der anderen Seite der Show - die Harmonie zwischen den Membranen war grandios, wie eine einzige Fläche aus Klang, perfekt, aufs Schönste ausgeglichen.
IM RANKING WEIT OBEN
So sehr wir uns im Sweetspot wohlfühlten, so schnell war uns auch klar, das uns hier ein Konflikt ins Haus stand: Wie diese Traumbox sinnig in unsere Bestenliste einfügen, wenn doch der Preis so partout nicht stimmen will? Wir könnten lügen, doch das tun wir grundsätzlich nicht. Wir könnten taktieren, doch taktische Politiker haben kurze Beine. Also muss die Wahrheit heraus: Die Wharfedale ist der erschwinglichste Lautsprecher unserer Referenzklasse. Er reiht sich ganz weit oben ein.
SCHÖNHEIT IM KLEINEN: Das Bi-Wiring-Terminal wird mit passgenauen Brückenkabeln geliefert.
Könnten wir da nicht ein wenig relativieren? Zwecklos. Nur als Beispiel haben wir die ganz harte Kost ausgewählt. Das, woran unserer Herz hängt, wo die Musiker Legenden geschaffen haben - „Come Together“ von den Beatles. Den neuen Mix, das neue Mastering haben wir kürzlich bejubelt.
In den Abbey Road Studios wurde Ende der 60er-Jahre experimentiert. Gerade bei diesem Song sollte dem smoothen Bass von Paul McCartney eine Sonderrolle zukommen. Wie ihn einfangen? Bislang hing ein Mikrofon vor den Bass-Amps, doch diesmal ging es direkt in die Mix-Konsole. Deshalb dieser Plopp, diese Wucht, diese mächtige Präsenz. Die Wharfedale suhlte sich regelrecht in dieser komplexen Welt. Großartig die innere Harmonie, verlockend der feine Druck des Basses. Nochmals: Viel Ehrlichkeit, auf dem höchsten Level, dazu Spielfreude und superbe Verarbeitung. Da lohnt es sich zu sparen oder, für die jüngsten unter uns, den Hut innerhalb der Familie herumzureichen.
Es geht Kleiner: Parallel bringt Wharfedale die Elysian 2 auf den Markt, eine Kompaktbox mit eigenem Ständer.
FAZIT
Andreas Günther AUDIO-Mitarbeiter
Wieder einmal verblüfft uns die Preisgestaltung von Wharfedale. Das britischchinesische Konglomerat zielt direkt auf die Brieftasche. Wir tauchen unseren Kopf in eiskaltes Wasser - und Wharfedale hält den Preis immer noch aufrecht. Die Elysian 4 ist ein Lautsprecher höchster Ordnung - ein Platz in der Referenzklasse Bestenliste ist der Lohn dafür.
MESSLABOR
Die Elysian 4 wartet mit homogener Abstrahlung und linearem Frequenzgang auf, wobei sie die oberen Bässe leicht betont (ca. 2 dB). Ihr AMT-Hochtöner spielt mühelos bis an die 40-kHz-Marke. Dank hohem Wirkungsgrad (86 dB/2Vm, AUDIO-Kennzahl 57) harmoniert die Box auch mit weniger potenten Verstärkern. Mit 108 dB zudem hoher Maximalpegel, aber wenig Tiefbass (Grenzfrequenz 57 Hz/-6 dB).