... Kaliumzufuhr durch Getreidenahrung zu einem verstärkten Bedarf, der nun nicht mehr durch gelegentliches Aufsuchen von Solequellen oder durch Frischfleisch gedeckt werden konnte. Salz musste produziert werden und so entstanden die vermutlich ältesten dauerhaften Systeme für Austausch und Handel. Denn neben den »Salzkammern« gibt es ausgesprochen salzarme Gebiete, die in der Regel auf eine Zulieferung angewiesen waren. Was eine Rekonstruktion dieser Austauschsysteme jedoch problematisch macht, ist, dass das Konsumgut Salz nicht erhalten blieb. Nicht nur wegen seiner Wasser bindenden Eigenschaften, sondern weil es verbraucht wurde.
Im Iran kommen sowohl Steinsalz als auch durch Verdunstung in großen Binnenseen kristallisiertes Salz vor. Im Westen und Norden des Landes gibt es Steinsalzvorkommen im Zagrosgebirge, im Alborz und auf der Südseite des Kopet Dagh. Diese Formationen bilden die Fortsetzung von Lagerstätten im Kaukasus und in Nordostanatolien. Im Süden des Irans liegen in Baluchistan, in den Küstengebirgen und auf den vorgelagerten Inseln zahlreiche, relativ große Salzstöcke, die häufig mit Eruptivgesteinen verbunden sind. Ein zweites, unerschöpflich großes Reservoir stellen die zentral‐iranischen Binnengewässer und abflusslosen Becken dar. In den extrem heißen Sommermonaten kristallisieren dort die im Wasser gelösten Salz‐ und Gipsminerale an der Oberfläche aus und bilden Lachen oder sogar riesige Salzkrusten. Je nach der Farbe werden sie weißes oder schwarzes Salz genannt. Das Land verfügt also über zahlreiche Salzquellen, die eine Versorgung der ehedem eher dünn besiedelten Regionen des Hochlandes und des iranischen Zentralplateaus ermöglichten.
Einen wichtigen Hinweis auf antiken Salzbergbau im iranischen Hochland liefert der Befund von Chehrābād, dessen Erforschung mit dem Zufallsfund von salzkonservierten Mumienteilen im Jahr 1993 begann. Das Bergwerk von Chehrābād hat nach mehr als 20 Jahren Forschung Belege dafür geliefert, dass der Bergbau vor allem in Zeiten florierte, in denen eine zentrale Herrschaft den Abbau kontrollieren und die Verteilung organisieren konnte. Dies trifft auf die achämenidische, die sassanidische, aber auch auf die seldschukische und die safawidische Zeit zu und dauerte bis in das 20. Jh. Erst nach 1950 verlor die Lagerstätte die alte Bedeutung zugunsten moderner Versorgungssysteme.
Ein ganz besonderer Stoff
Man kann sich fragen, wieso in einer salzreichen Landschaft der aufwendige Salzbergbau immer wieder große Bedeutung erlangte: Warum begnügte man sich nicht mit den häufigen Salzquellen an der Oberfläche? Ein naheliegender Grund ist wohl die Qualität des Steinsalzes. Der Stoff »madukka «, ein aus der elamischen Sprache stammendes Wort, durfte bei keinem Festmahl am achämenidischen Hof fehlen. War damit das reine weiße, wohlschmeckende Salz gemeint?
Als 1993 Salzmumien am Douzlākh bekannt wurden und international Aufmerksamkeit erregten, waren dies nicht die ersten Funde ihrer Art. Wohl die bekanntesten Funde sind die aus den österreichi ‐ schen Salzbergwerken Dürrnberg bei Hallein und Hallstatt. Weitere Beispiele kennt man aus Westasien (Duzdaği) sowie dem Südwesten der USA (St. Thomas in Nevada und Camp Verde in Arizona). Überall hat man mumifizierte Reste von verschütteten und zu Tode gekommenen Bergleuten entdeckt. Besonders wichtig aber sind die in der Regel sehr gut erhaltenen organischen Überreste, die einen selten geschlossenen Einblick in alte Arbeits‐ und Lebenswelten ermöglichen. Multidisziplinäre Archäologie ermöglicht Einblicke in fächerübergreifend herausgearbeitete Fragen, wie etwa zum Sozialsystem, zu Versorgung und Logistik oder zur Anwesenheit fremder Personen. Gerade die Salzbergwerke erlauben hier tiefere Einsichten. Sie ermöglichen den Zugriff auf »Umwelterfahrung« und sinnliche Wahrnehmung alter Gesellschaften. Dies reicht vom Geschmack des untertägig eingenommenen Essens bis zur Wahrnehmung etwa der rauchgeschwängerten Luft oder des spezifischen Geruchs des Bergwerks.
Der Salzberg 1 Douzlākh bei Chehrābād liegt im Fluss tal des Talkherud, Aufnahme von Westen.
Das nordwestlich der Provinzhauptstadt Zanjān entdeckte antike und vormoderne neuzeitliche Bergwerk von Douzlākh bei Chehrābād stellt ein absolut einzigartiges archäologisches Zeugnis in Iran dar. Ähnlich wie die bekannten Beispiele in Mitteleuropa wurde das Steinsalz untertägig abgebaut. Insbesondere seit den Funden der Jahre 2004 und 2005 konnte eine schrittweise Erforschung der Fundstelle eingeleitet werden. Seit 2009 ist der Platz als nationales Kulturerbe geschützt. Im selben Jahr wurde ein internationales Forschungsprojekt mit der iranischen Kulturerbeorganisation ins Leben gerufen. Die systematische Weiterführung der Forschung ab 2009 hat nun einen relativ guten Überblick über die verschiedenen Bergbauphasen erbracht. Es besteht kein Zweifel, dass am Douzlākh vom 5. Jh. v. Chr. bis in das 20. Jh. n. Chr., also über 2500 Jahre lang, immer wieder Salz gewonnen wurde. Archäologisch sind während dieser Zeit mindestens vier Grubenverbrüche und Katastrophen nachgewiesen. Die antiken Unglücke haben auch konservierte Mumien der Bergleute – sogenannte Salzmänner – an den Tag gebracht. Die zahlreichen Verbrüche sind der Art des Salzstocks geschuldet. Douzlākh besteht eigent lich aus einer nach Norden aufgeworfenen und gekippten großen Steinsalzscholle. Sie dürfte im Zuge tektonischer Vorgänge fraktioniert und in Teilen an die Oberfläche geschoben worden sein. Die Fraktionierung in kleinere Teilstücke beeinträchtigte die Standfestigkeit der Lagerstättenschichten des Gebirges. Wurde eine untertägige Grube zu groß, konnten geringe Erdstöße zu einem katastrophalen Verbruch führen.
Cheshme-ye Namak im Süden der Provinz Zanjān: An der Ober - fläche fällt das Salz durch Verdunstung aus.
Ein Zufallsfund löste alles aus – der Kopf von Salzmann 1 aus dem Jahr 1993, heute im Nationalmuseum Teheran.
Die bisherigen archäologischen Untersuchungen haben sich schwerpunktmäßig mit einem Grubenteil im Südwesten des alten Bergwerks befasst. Der moderne Tagebau hatte schon vor der Entdeckung weiterer Mumienteile im Jahr 2004 größere Teile der Deckschichten von oben mit einem Bulldozer abgetragen. So kann dieser Bereich von oben her freigelegt werden. Es soll an dieser Stelle betont werden, dass diese Art der Freilegung zu einem großen Glücksfall in der Montanarchäologie gehört. Der über 15 m mächtige Abraum kann so sorgfältig und in stratigrafischer Abfolge untersucht werden. Durch aufwendige Probenentnahme aus den organischen Einlagerungen liegen heute beinahe 100 Radiokarbondaten vor, die eine natürliche Abfolge von älteren zu jüngeren Schichten belegen. Durch die gute zeitliche Ansprache der eingelagerten Tausenden von Arte‐ und Ökofakten stellen diese Funde eine einzigartige archäologische Quelle zum ländlichen Wirtschaftsleben im alten Iran dar.
Todeskampf unter Tage
Was tragisch für die Menschen der Antike war, entpuppt sich als Glücksfall für die moderne Wissenschaft. Nach aktuellen und sehr aufwendigen detaillierten naturwissenschaftlichen Datierungen kann eine erste Katastrophe zwischen 405 und 380 v. Chr. eingegrenzt werden. Es muss zum Verbruch der Firste gekommen sein, bei dem große Blöcke nach unten stürzten und mindestens vier Bergleute erschlugen. Wie großflächig diese Katastrophe war, ist nicht abschätzbar. Ein sehr wahrscheinlicher Auslöser sind Erdbeben, die bis heute die Region immer wieder erschüttern und sowohl für die Gegend als auch für die fragliche Zeit überliefert sind. Durch die achämenidische Grubenkatastrophe bekommen wir eine Momentaufnahme von Organisation und Zusammensetzung der Arbeitsgruppen. Insgesamt können die mumifizierten bzw. teilmumifizierten Reste von vier Bergleuten nachgewiesen werden, die Salzmänner 3, 4 und 5 sowie neuerdings Reste eines achten Toten. Dadurch lässt sich eine Arbeitsgruppe rekonstruieren, die aus einem älteren Bergmann, zwei jüngeren Erwachsenen sowie einem Jugendlichen mit etwa 15 bis 16 Jahren bestand. Vor allem Salzmann 4, ein Jugendlicher, ist durch seine vollständige Erhaltung zu einer Ikone des Fundorts geworden. An ihm ist der Todeskampf des von Steinschlag getöteten Bergarbeiters besonders eindrücklich zu erkennen: Noch mit letzter Kraft stemmte er sich hoch, ehe er verstarb.
Schon erste Untersuchungen zu den Ernährungsgewohnheiten der Salzmänner 3, 4 und 5 zeigten, dass die Muster der an Haaren und Weichgeweben entnommenen Proben unterschiedlich waren. Die Analyse der stabilen Stickstoff‐ und Sauerstoffisotopen δ15N und δ13C deutete auf unterschiedliche »Ernährungslandschaften« hin. Dabei sind Haare im Vergleich zu Weichteilen, Zähnen und Knochengewebe die naturgemäß kurzlebigsten Indikatoren. Die Isotopendaten deuten bei drei Toten darauf hin, dass sie einen Teil ihres Lebens in weiter entfernten Regionen wie Zentralasien oder am Kaspischen Meer verbrachten. Erst kürzere Zeit vor ihrem Tod wird dieses Muster von regionalen Isotopenwerten aus den Haaren überprägt. Einzig bei Salzmann 4 liegen komplett abweichende Daten vor, was umgekehrt andeutet, dass diese Person sich wohl erst sehr kurzfristig vor Ort befand.
Salzmann 5 lag bei seiner Auffindung auf Bauch und Gesicht.
Die Bergleute dürften somit von weither an den Salzberg gekommen sein. Dies konnte eigentlich nur im Rahmen eines staatlich organisierten »bandaka« geschehen, einem Arbeitsdienst, in dem alle Männer als königliche Untertanen einen auferlegten Dienst leisten mussten. Der Begriff »rabbap« bezeichnete dabei den abkommandierten Arbeiter. Dennoch waren sie keine Sklaven, wie auch die Ausstattung von Salzmann 4 zeigen kann.
Durch die Ausgrabungen gelang es, einen Teil des ursprünglich in achämenidischer Zeit betriebenen Grubenbaus freizulegen. In der verstürzten Halle konnten die ursprünglichen Abbauspuren untersucht werden. Ziel war es, vor allem reine Salzstücke, größere wie kleinere, zu gewinnen. Ein neben Salzmann 5 gefundener, noch mit Fördergut gefüllter Ledersack offenbart dies besonders eindrücklich. Der kleinteilige Abraum wurde in Teilen in der Grube zurückgelassen.
Auf einen von außen organisierten Betrieb deuten auch die im Bergwerk genutzten Versorgungsgüter hin: So wurden durch archäozoologische und archäobotanische Untersuchungen vor allem Lebensmittel nachgewiesen, die man leicht mit sich führen konnte. Ebenso war die Versorgung mit Geräten wohl nur eingeschränkt aus dem Umfeld gewährleistet: Holzschäfte für Eisenwerkzeuge wie Keilhauen und Hämmer sind selten, was darauf hindeutet, dass sie nicht in großen Mengen zur Verfügung standen. Möglicherweise wurde daher auch mehr mit eisernen Setzkeilen und mit Geschiebesteinen gearbeitet, um das Salz in Blöcken aus dem harten Stock zu lösen.
Salzmann 4 trägt eine Wolltunika mit Fellumhang und Lederschuhen. Zu seiner Ausrüstung zählen unter anderem zwei Gefäße.
Vesper im Feuerschein
Eine zweite bedeutende Abbauphase setzte mehrere Jahrhunderte nach der achämenidischen Katastrophe ein: Am Ende der parthischen Herrschaft im 3. Jh. n. Chr. wurde die alte Grube geräumt und im Fristenbau (Firste =Decke eines Grubenbaus) erneut ausgebeutet. Diesmal sollte der Bergwerksbetrieb, obwohl ebenfalls von verschiedenen Verbrüchen mit Todesfällen unterbrochen, bis in das 6. Jh. n. Chr. fortgeführt werden. Eine ältere Katastrophe fällt wohl an den Beginn der neuerlichen Salzgewinnung im 3. Jh. n. Chr. Leider sind die Mumienteile (Salzmann 1 und 7) 1993 ohne Kontext aufgefunden worden. Die jüngeren Belege aus dem 6. Jh. n. Chr. sind dagegen umso interessanter. Während Salzmann 2, ein bärtiger erwachsener Mann, als teilskelettierter Befund bei maschinellen Arbeiten entdeckt wurde, konnten die Reste von Salzmann 6 im Rahmen einer archäologischen Untersuchung ausgegraben werden. Dabei zeigte sich, dass diese verstreut im Abraum des Grubenbaus lagen und wahrscheinlich schon in alter Zeit umgelagert worden waren. Diese Todesfälle bedeuteten also nicht das Ende des Abbaubetriebs. Was für diese Phase auffällt, ist, dass sich nun kaum mehr kleines Fördersalz im Abraum der Grubenbauverfüllung befindet.
Wir dürfen somit vermuten, dass sich die Abbau‐ und Fördertechniken gewandelt hatten. In der sassanidischen Zeit wurde mithilfe von Keilhauen und leichteren dechselartigen Querhauen gearbeitet. Die leichteren Querhauen sind für die tonigen Schichten verwendet worden, auch um festgetretenen Abraum zu lösen und weg zuschaffen. Alles deutet darauf hin, dass direkt ein klein gehacktes Stücksalz produziert wurde, das dann vollständig gefördert wurde. Die mittlerweile zahlreichen Belege für die Aufstallung von Eseln in den Abbaubereichen der sassanidischen Zeit sprechen dafür, dass das Salzklein in Säcken und Körben aus der Grube transportiert wurde. Auch andere Unterschiede sind erhellend. Während die achämenidischen Bergleute überwiegend mit Öllämp ‐ chen ausgerüstet waren, ist dies in sassanidischer Zeit unterschiedlich. Neben mobilem Geleucht, das viel seltener vorkommt, sind vor allem zahlreiche Feuerplätze nachgewiesen. Diese Plätze gaben Licht, ermöglichten aber auch die Reparatur der häufig beschädigten Schäftungen aus Pappelholz. Die Feuerplätze waren aber sicher auch Orte der Kommunikation oder auch der Arbeits‐ und Essenspausen.
Salzmann 5 im aktuellen Zustand.
Abbaugeräte aus der achämenidischen (oben links) und der sassanidischen Abbauphase, Fördersack von Salzmann 5 und Handbesen aus Abbaustrecke 2.
Wann der sassanidische Abbau eingestellt wurde, ist unbekannt. Möglich wäre ein Ende mit der Eroberung des Irans durch die Araber im 7. Jh. Dieser historische Einschnitt führte zu einer Umwälzung des wirtschaftlichen und politischen Systems. Erst in seldschukisch‐ilkhanidischer Zeit ist ein neuerlicher Abbaubetrieb nachgewiesen. Inzwischen war der Nordwestiran zu einem bedeutenden Herrschaftsraum in Westasien aufgestiegen. In dieser Zeit rückten auch die ländlichen Siedlungen an den Salzberg heran. Am Fuß des Berges ist nun erstmals eine Arbeitersiedlung nachgewiesen. Wie in sassanidischer Zeit dürfte vor allem klein gehacktes Salz produziert worden sein, wie ein freigelegter Abbau‐ und Grubenbereich im Nordwesten des alten Bergwerks belegen. Weiterhin wurden Esel für den Transport eingesetzt.
Das Salzbergwerk Chehrābād von Südwes - ten mit der Grabungs - fläche des Jahres 2011.
Eine größere Veränderung erfuhr der Steinsalzbergbau erst in safawidischer Zeit ab dem Ende des 15. Jh. Der nun erneut von Südosten an die Lagerstätte herangetriebene Abbau hat die alten Gruben teilweise unterfahren. Zwischen 2015 und 2017 gelang es, diesen Teil der Abbaugeschichte durch ein etwa 35 m langes und über 20 m hohes Profil zu dokumentieren. Es konnte nach Sicherungsmaßnahmen am Rand des modernen Tagebaues angelegt werden und dokumentiert die Bergwerksgeschichte seit dem 16. Jh. Vor allem im Zeitalter der Kadscharen, einer Herrscherdynastie des 18. und 19. Jh., überfuhr dieser Grubenbau zusätzlich das alte antike Bergwerk im Südwesten. Noch am Ende dieser Phase gab es Grubenverbrüche. Davon berichten Erzählungen der Landbevölkerung bis heute.
Besiedelung dank Abbau?
Am Salzberg wurde nicht in allen Zeiten durchgängig Salz gewonnen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es für den Betrieb des Bergwerks bestimmter Rahmenbedingungen bedurfte. Der Abbau geht mit Perioden stärkerer Zentralisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse am Zentralplateau zusammen. Waren es in achämenidischer Zeit vor allem Paläste des achämenidischen Hofs und der einzelnen Satrapien als Verwaltungs‐ und Distributionszentren, so haben sich in der sassanidischen Zeit erstmals auch urbane Konglomerate gebildet. Diese wurden seit der mittelislamischen Zeit weiter ausgebaut. Dort gab es Märkte und Konsumenten. Es war an den Herrscherhäusern und ihren Verwaltungen, die Versorgung mit Grundstoffen sicherzustellen. Insofern ist es interessant, dass es erst im Laufe der Zeit zu einer intensiveren Besiedlung im Umfeld des Bergbaus kam. Noch während der achämenidischen Zeit und auch während der nachfolgenden Perioden lagen die Siedlungen in den Nachbartälern, erst seit mittelislamischer Zeit wurden Dörfer im Umfeld gegründet. Der Hintergrund wird klar, wenn wir uns klarmachen, dass es im Umfeld des Douzlākh kaum frisches, nicht durch Salz kontaminiertes Wasser gibt. Diese ungünstigen Lebensbedingungen konnten erst durch fortgeschrittene landwirtschaftliche Techniken, beispielsweise mit Bewässerungssystemen, gelöst werden.
Die zahlreichen organischen Funde vermitteln einen sehr detaillierten Eindruck von den Umwelt‐ und Lebensbedingungen der mit dem Salzabbau verbundenen Menschen. So kann auf die Versorgung und die damit verbundene Feldund Weidewirtschaft geschlossen werden. In achämenidischer Zeit wurden am Douzlākh vor allem importierte Lebensmittel verzehrt, während für die sassanidische Zeit die Hinweise auf Gartenbau in der unmittelbaren Umgebung zunehmen: Neben einem breiteren Spektrum von Getreidearten und Hülsenfrüchten sind zahlreiche Früchte wie Melonen, Weintrauben, Nüsse und Ölplfanzen nachgewiesen. Besonders auffällig sind Samen von Baumwolle, was auf eine sehr entwickelte Bewässerungswirtschaft hindeutet.
Es darf vermutet werden, dass es vielleicht insbesondere der Salzbergbau war, der die Besiedlung in den Tälern stimulierte. Möglicherweise musste noch zu Beginn eher von außerhalb des Gebiets auf den Salzberg zugegriffen werden und auch die Versorgung der Bergleute erfolgte stärker von außen. Doch spätestens in sassanidischer Zeit haben sich wahrscheinliche territoriale Verhältnisse etabliert, die eine Grundversorgung aus der Talkherud‐ Region sicherstellten.