... Lofoten, das Inselparadies ziemlich am Ende Europas. Der wirklich hohe Norden. So unwirklich schön. Eine Landschaft, die ganz ruhig macht und zugleich für Herzklopfen sorgt. Wir, die Gäste inmitten dieser wilden Natur. Wo die Welt noch so ist, wie sie mal war. Wie sie hoffentlich noch lange bleiben wird. Auf Logenplätzen gleiten wir durch das Meer, auf der „MS Polarlys“.
Schönste Seereise der Welt
Hurtigruten – die alte Postschiffroute. Seit der Einweihung 1893 ist sie längst zum viel bewunderten Klassiker geworden. Die Schiffe fahren in 12 Tagen 34 Häfen an, passieren über 100 Fjorde. Sie haben Wasserkästen, Lebensmittel, Pakete an Bord, aber eben auch Passagiere. Die reisten früher, um von einem Ort zum nächsten zu kommen in dieser abgelegenen Ecke der Welt – heute gilt die Tour als Wunschtraum sogar bei Reiseconnaisseuren, die eigentlich schon überall waren – vor allem aber als schönste Seereise der Welt.
DIE STRECKE
Von Bergen geht es Richtung Kirkenes und zurück. Häfen, die auf dem Hinweg nachts angelaufen werden, erlebt man auf dem Rückweg bei Tage
Naturkulisse: Der Geirangerfjord gehört zum Unesco-Weltkulturerbe
Postkartenmotiv: Bergen und seine niedlichen Hafenhäuser
Aussicht: Mit der Bergen-Bahn von Oslo zum Hafen von Bergen
Das Hurtigruten-Abenteuer beginnt auf dem Landweg. Nach einer Stippvisite in Oslo und einer Fahrt nach Bergen, mit der berühmten Bergensbanen durch die größte Hochebene Europas, die Hardangervidda, und einem Bummel durch die Puppenstubengassen Bergens geht es los. Das Horn erklingt, das Schiff löst sich gemächlich von der Kaimauer.
Der Himmel im endlosen Blau
Und dann: Natur in all ihrer Schönheit. Der Blick ist wie gefangen im endlosen Blau des Himmels, dem smaragdfarbenen Wasser, den grün bewaldeten Inselchen. Stundenlang möchte man an der Reling stehen. Oder es sich mit einem Kaffee in einem der Loungesessel direkt vor der riesigen Scheibe des Panoramadecks gemütlich machen. Nur nichts verpassen von der Einmaligkeit der Landschaft. Hohe Klippen, rauschende Wasserfälle. Das Schiff passiert den majestätischen Geirangerfjord, ein Unesco-Weltnaturerbe. Und erreicht Ålesund. Durch den Ort wandern oder lieber mit dem Expeditionsteam auf Wanderung durch die Berge gehen? Jeder Hafen eine neue, kleine Welt, ein paar Stunden voll neuer, spannender Entdeckungen. Touren durch die Natur, geführt von Kennern, die jedes Blümchen mit Namen kennen, um Geschichte und Geschichten, Anekdoten, Mythen und Legenden wissen. Und die zwischendurch an Bord immer wieder Vorträge halten. Staunen im gewaltigen Nidarosdom Trondheims, Kajakpaddeln auf dem Nidelv und den kleinen Stadtkanälen oder auch in Tromsø. Beim Ausflug ans Nordkap äsende Rentiere beobachten und sogar ein paar Lager des alten Volksstamms der Sami. Und dann einmal ehrfürchtig am windumtosten Ende Europas stehen. Kann man Norwegen überhaupt näher kommen?
Das Schiff, ein treuer Begleiter. Eine Heimat auf Zeit. Und fast unverschämt behaglich. Die „MS Polarlys“ und die „MS Nordnorge“ sind echte Klassiker unter den Postschiffen, aber sie wurden 2016 komplett renoviert und mit einem modernen, skandinavischen Innenleben versehen, sogar mit Sauna, Fitnessraum und Whirlpools. Von so gemütlichen Entdeckertouren entlang der norwegischen Küste und ihren verwunschenen Inseln hätten die Polarforscher Amundsen und Nansen nur träumen können.
Faszinierende Eindrücke
Kirkenes, der östlichste Hafen der Reise. Hier beginnt fast schon Russland, von hier aus geht es in die umgekehrte Richtung zurück. Der Clou: Die Häfen, die man nachts verschlief, erlebt man jetzt bei Tag. Mal verblüfft ein Leuchtturm, der unvermittelt aus dem Meer ragt, dann wieder entzücken hutzelige kleine Fischerhäuser, die nach einer Idylle aussehen, die man verschwunden glaubte aus unserer Zeit. Dazu bleibt das Schauspiel der Natur, spannend zu jeder Stunde: die mächtigen Felsen, Kolonien von Papageitauchern, manchmal spritzt gar die Fontäne eines Wals in die Höhe. In der Weite der Landschaft gehen die Gedanken spazieren. Während man inständig hofft, die Tage mögen nie zu Ende gehen, fällt einem auf: Sie tun es ja eigentlich gar nicht. Bis weit in den September ist es in den späten Abendstunden noch lange hell.
Das Nachtkonzert in der Eismeerkathedrale von Tromsø. Der schmale Trollfjord, die Gipfelparaden der Lofoten. Die Sieben Schwestern, jene faszinierende Bergformation. Die Namen mancher Häfen – unaussprechlich, man wird sie sich nicht merken können. Die Erlebnisse – unvergesslich. Hat man im Kopf. Und vorsichtshalber auf einem Memorystick, den man am Ende der Reise beim Expeditionsteam kaufen kann. Doppelt hält besser.
In Bergen von Bord zu gehen ist gar nicht so leicht. Weil man von einer Welt wieder zurück in eine andere geht. Und dabei einen neuen Freund verabschiedet: das Postschiff. Aber wie heißt es so schön: Man sieht sich immer zweimal. Mindestens!
Lustige Gesellen: Papageitaucher gibt es häufig zu beobachten
FOTOS: S. 28-29: NIELSEN FLORIAN/HURTIGRUTEN (GR.), MAURITIUS IMAGES, DEBELKOVA/SCHAPOWALOW; S. 30-31: WEILER/HURTIGRUTEN, O’NEIL/HAASMANN/GETTY IMAGES (2), DOBILAS/SHUTTERSTOCK