... nördlichstes Links-Platz der Welt – und ein atemberaubender noch dazu.
GOLFEN UNLIMITED IM LAND DER WIKINGER
Mit dem Lofoten Links gibt es seit 1998 einen Golfplatz auf diesem entlegenen Flecken Erde. »Die Initialidee ist auf einen Freund meines Vaters zurückzuführen«, erklärt Frode Hov, Teilhaber und CEO von Lofoten Links. Anfänglich waren es sechs Bahnen, seit 2015 gibt es die volle Runde in gelungenem Design und einmaliger Kulisse. Besonderes Schmankerl für die ganz Golf-Verrückten: »Von Mitte Mai bis Ende Juli kann man hier rund um die Uhr Golf spielen«, erklärt der Golfplatzbetreiber. Wer ist so Golfverrückt und dreht drei komplette Runden an einem Tag? »Ganz normale Golf- Idioten wie wir«, erzählt Hov herzlich lachend und gerät ins Schwärmen: »Im Sommer haben wir nicht nur 24 Stunden Sonne, sondern auch keine Mücken. Das ist fantastisch. Du kannst rund um die Uhr irgendeine Outdoor-Aktivität machen, ohne ins Bett zu gehen.«
Doch der Lofoten Links hat noch einen weiteren »Special effect« zu bieten, mit dem kein weiterer Links-Platz aufwarten kann: Golfen bei Polarlicht! Das ist – mit etwas Glück – von Ende August bis Ende September möglich.
Der Frage, ob der Eigentümer von den Wikingern abstamme, antwortet Frode Hov ausweichend; weist aber nicht ohne Stolz auf seine bis ins 17. Jahrhundert reichende Familienhistorie hin. Unweit des Lofoten Links gibt es einen Ort samt Bucht, der sich »Hov« nennt. Na, wenn sich das nicht nach einer sehr weitreichenden Familienhistorie anhört...
Bevor meine Mitspieler und ich unsere Bags schultern, wünscht uns Frode Hov ein schönes Spiel und fügt mahnend hinzu: »Spiel konservativ und nimm es locker! Das empfehlen wir allen – vor allem wenn es die erste Runde hier ist!«
Als ich auf den erhöhten Abschlag der ersten Bahn klettere ist es windstill. Vorne rechts ragen bedrohlich ein paar braune, schroff geformte Felsbrocken ins Blickfeld. Das Fairway ist saftig grün und bildet einen ungeheuren Kontrast zu dem teilweise stahlgrauen Himmel. In der Ferne lauert ein Fairwaybunker. Das arktische Nordmeer zieht sich über die gesamte linke Seite dieser Par-4-Bahn. Ein »natürliches Hindernis« par excellence. Die Sonne kämpft sich durch die Wolkendecke und bringt ein paar Lichtstrahlen auf der Wasseroberfläche zum Tanzen. Ich stelle mich an den Ball, blicke noch einmal das Fairway hinunter und erinnere mich an Hovs Worte: »Du siehst nicht die Probleme, du siehst die Möglichkeiten«. Voller Optimismus hole ich aus. Tatsächlich fliegt der Ball auf der planmäßigen Flugbahn. Die Leihschläger erfüllen ihren Dienst.
Lofoten Links
Der von Jeremy Turner entworfene Lofoten Links ist ein klassischer Links- Course und hatte zahlreiche schottische Vorbilder, wie vor allem Old Prestwick. Der Platz ist sehr anspruchsvoll, die Fairways sehr abwechslungsreich und wellig und selbst die Höhenunterschiede auf der Anlage sind mitunter beachtlich.
Plattes Land ist weit gefehlt. Einige Bahnen liegen auf Meerhöhe – andere hingegen bis zu 30 Meter darüber. Wasser ist auf fast allen Löchern ein präsentes Element und einige Bunker verteidigen die Grüns vehement. Defensives Spiel kann auch hier hilfreich sein. Die einzigartige Lage in der Bucht von Gimsøysand bietet eine atemberaubenden Kulisse. Unvergessliche Bahnen gibt es mehrere. Das Signature-Hole dürfte allerdings die Bahn 2 sein, die von Felsen eingerahmt ins Nordmeer ragt.
Auf dem Weg Richtung Ball sind in der Ferne nur das seichte Meeresrauschen und das monotone Klappern aneinanderschlagender Schlägerköpfe einiger Trage-Bags zu hören. Ansonsten ist es ruhig. Kein Wunder bei einer Runde Golf am »Ende der Welt«. Auf der vermeintlichen Hauptverkehrsstraße Fv862, die um den nördlichen Teil der Insel Gimsøya führt und das Clubhaus samt Driving- Range vom Platz trennt, ist weit und breit kein Auto zu hören oder zu sehen.
Als der Ball ohne größere Zwischenfälle – und das sollte sich auf den folgenden Bahnen noch gewaltig ändern – im Loch verschwindet, schweift mein Blick noch einmal zurück zum Abschlag. Was für eine fulminante Einstiegsbahn. »Kann eigentlich nicht besser werden«, denke ich im Stillen. Doch, es kann! Und das wird mir schon am nächsten Abschlag vor Augen geführt, als sich vor mir eine der wohl imposantesten Par- 3-Bahnen erstreckt, die ich je gespielt habe. Das Grün befindet sich, umsäumt von Gesteinsbrocken, förmlich im Nordmeer. Verfehlt der Ball das Grün, prallt er von den Felsen ab und endet im Nirwana. Landet er aber zielgenau, darf man sich stolz auf die Schulter klopfen.
Auf den Folgebahnen zahle ich Lehrgeld und verliere Ball für Ball. Abseits des Fairways lauern nämlich die Bälleverschlingende Tundra, Gestein, viel Wasser oder auch mal ein paar Wikingergräber. Wer also Bälle samt Golf-Magazin-Logo finden sollte, möge sich an mich wenden – oder das Fundstück natürlich weiter spielen. Mein Fazit lautet dennoch: Der Platz ist recht schwer, aber fair.
Lofoten Links Golf Tore Hjortsvei 389, 8314 Gimsøysand, Norwegen Tel. 76 07 2002; Lofotenlinks.no 18 Löcher, 5.538/4.804 Meter (H/D)
Par 71, CR 70,6/72,7 Slope 130/132 Greenfee: 1.-26.5.: 67 Euro*/101 Euro**; 27.5.–30.6. 193 Euro**. Resort-Gäste zahlen deutlich reduzierte Greenfees. GM-Index: 1,52/–
GROSSE VISIONEN
»Wir arbeiten jedes Jahr daran, uns zu verbessern. Mit Jeremy Mulvihill haben wir einen sehr engagierten Head-Greenkeeper«, erklärt Hov. Derzeit wird auf Gimsøya an großen Projekten getüftelt. Nicht nur, dass der Platz »spielbarer« gemacht werden soll, zeitnah wird auch ein neues Clubhaus errichtet.
Einerseits bedauerlich, da die Kombination atemberaubender Platz und schlichtes Clubhaus einen ganz eigenwilligen Charme versprühen, doch auch ganz offensichtlich notwendig. »Es gibt schon erste Entwürfe«, erzählt Nordmann Hov enthusiastisch. »Außerdem planen wir 30 neue Apartments. Die werden dort stehen, wo sich das aktuelle Clubhaus befindet. Es ist Zeit, sich weiterzubewegen.« Neuer Pro-Shop, größeres Restaurant und auch an einem Hotelprojekt samt käuflicher Lodges wird getüftelt. In der Hoch-Saison hatte der Pro- Shop »nur« bis Mitternacht auf. Geplant ist, zukünftig einen 24-Stunden-Service zu bieten.
Hovs größer Traum? »Dass Viktor Hovland hier mal spielt.« Wenn die Entwicklung weiter so fulminant voranschreitet, dürfte das nur noch eine Frage kurzer Zeit sein.
Golf Magazin – REISE-TIPPS
24/7-Sport: Zur Zeit der Mitternachtssonne (von Mitte Mai bis Anfang Juli) wird es niemals dunkel und die Sonne taucht das Meer in einen surrealen Orangeton und lässt die Silhouetten der Berge violett erscheinen. Dann kann rund um die Uhr gewandert, geklettert oder eben Golf gespielt werden.
Nordlicht-Golf: Von Ende August bis Ende September kann mit etwas Glück unter dem grün changierenden Nordlicht Golf gespielt werden.
Polarnacht: In der Zeit von Anfang November bis Ende Dezember legt das Astrallicht Aurora borealis eine nahezu unbeschreibliche Melancholie über das Land. Blaugrün bis rosarot changierende Lichtschleier und Strahlenbündel tauchen die Lofoten in ein Licht, das nicht von dieser Welt erscheint. Allerdings lässt sich das Erlebnis dieses Lichtspektakels nur selten mit unserem heiß geliebten Hobby verbinden und ist somit eine gesonderte Reise wert. In den Wintermonaten ist es im nördlichen Norwegen nicht nur gefroren und empfindlich kalt; es wird auch nicht hell.
Winter-Sport: Ski-oder Snowboardfahren, Hundeschlitten-Tour, Nordlicht-Safari oder Eis-Surfen – fast alles, was das Winter-Sport-Herz begehrt.
GM-Reiseführer: Lofoten
Reise-Zeit (Golfer): Jede Saison hat ihren Charme. Bei normaler Witterung kann von Mitte Mai bis Mitte Oktober Golf gespielt werden.
Anreise: Grundsätzlich sind die Lofoten ein Autofahrer-Paradies. Auf der gesamten Wegstrecke befinden sich hinter jeder Kurve, jedem Tunnel imposante Aussichten auf durchweg unglaubliche Landschaften.
Nicht nur für Wohnmobil-Eigentümer sind die Lofoten ein begehrtes Reiseziel. Routen gibt es viele – abhängig von Zeit und Kosten. Die Lofoten sind mittlerweile so gut erschlossen, dass sie auch ohne eine Fährverbindung erreichbar sind – so führt die Europastraße E 10 vom schwedischen Luleå bis zum westlichsten Fischerdorf Å auf den Lofoten (Festlandverbindung »Lofast«). Für etwas eiligere Reisende gibt es verschiedene Fährverbindungen, die einen ordentlichen Teil der Strecke »abkürzen«.
Wer ohne Auto anreisen möchte, bekommt beim Anflug auch noch einen fulminanten Ausblick geboten. Von Oslo geht es mit einer kleinen Chartermaschine Richtung Norden nach Leknes. Weitere Infos: norwegen-urlauber.info/lofoten-faehren/
Übernachten: Zahlreiche Unterkünfte von Zimmer bis charmanter Lodge gibt es auf den üblichen Plattformen booking.com, hometogo.de, etc. Wer sich einen kulinarisch hochwertigen und unvergesslichen Urlaub gönnen möchte, bucht sich im Nusfjord Artic Resort (nusfjordarcticresort. com) ein – Fischerdorf mit Sterneküche.
Hier ankert auch jährlich die Yacht der Königsfamilie.