... Ella sich ebenfalls durch die Lücke. Sie hoffte nur, dass bei den Walters niemand zu Hause war. Dieser verflixte Vierbeiner! Aber seit ihrer Scheidung vor zwei Jahren war ihre beste Freundin und Trostspenderin geworden. Ein Leben ohne sie konnte Ella sich gar nicht mehr vorstellen.
„Lola! Komm sofort zu Frauchen! Du weißt, dass das nicht unser Garten ist! Also spiel keine Spielchen mit mir. Sonst gibt es kein Abendessen!“
Liebe ist der Wunsch, etwas zu geben, nicht zu erhalten.
Bertolt Brecht
„Sie meinen doch hoffentlich nicht mich?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihrem Rücken.
Ella fuhr herum! Auf der Terrasse stand Herr Walters und schaute sie interessiert an. Er war etwa in Ellas Alter, also Mitte vierzig, mit graumeliertem dunklem Haar und einem freundlichen Grübchen in der Wange. Seine braunen Augen funkelten spitzbübisch. Ella wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Ein schelmisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht
„Na – natürlich nicht“, stotterte sie verlegen. „Ich bin – Frau Niedlich von nebenan und ich – äh – suche meinen Hund. Er ist ausgebüxt in Ihren Garten.“ Ein schelmisches Grinsen erschien auf dem Gesicht ihres Nachbarn. „Niedlich? Ja, das sieht man!“
Ella rief knallrot an. Als ob sie nicht alle blöden Scherze zu ihrem Namen schon kennen würde? Aber in einer so peinlichen Situation war sie noch nie gewesen! Vor allem,weil dieser Walters ein äußerst attraktiver Mann war.
„Äh – ja, Ella Niedlich. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ihre
Frau habe ich ja schon mal im Garten gesehen!“ Herr Walters hörte nicht auf, sie anzulächeln. „Sie meinen wohl eher meine Schwester? Sie hat mir schon erzählt, dass im Nachbarhaus eine hübsche Frau wohnt!“ Schwester? Ella wurde noch röter. „Ja, ich habe schon versucht, mich mit ihr bekannt zu machen, aber leider ist es mir nicht gelungen“.
„Das tut mir sehr leid“, sagte Herr Walters. Ehrliches Bedauern schwang in seiner Stimme. „Vermutlich hat sie nicht bemerkt, dass Sie da waren!“
Ich habe fast geschrien, wollte Ella ihm antworten, verbiss es sich aber. Herr Walters sprach schon weiter: „Meine Schwester ist nämlich gehörlos, müssen Sie wissen. Wenn sie nicht sieht, dass jemand mit ihr spricht, kann es passieren, dass sie nicht reagiert.“
„Oh – das – das tut mir sehr leid“, murmelte Ella verlegen. Heute trat sie ja wirklich von einem Fettnäpfchen ins andere!
„Deshalb ist es bei Ihnen immer so ruhig“, stellte sie fest
„Sie geht nicht viel aus dem Haus“, erklärte ihr Nachbar bedauernd, „deshalb habe ich nach meiner Scheidung vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen. Ich dachte, ich kann sie vielleicht ein bisschen aufmuntern.“
„Deshalb ist es bei Ihnen immer so ruhig“, stellte Ella fest.
„Ja, wir sind beide keine großen Party-Tiger“, meinte ihr Gegenüber grinsend, „allerdings fahren wir gerne zum Wandern in die Berge. Erst neulich haben wir uns wieder eine kleine Auszeit im Schwarzwald genommen!“
„Das gehört auch zu meinen Leidenschaften!“, rief Ella spontan, „seit ich Lola habe, sind wir fast jedes Wochenende in der Natur unterwegs!“ „Lola?“ „Mein Hund! Ihretwegen bin ich ja bei Ihnen eingestiegen. Leider ist sie ziemlich unfolgsam!“
Wie aufs Stichwort kam in diesem Augenblick Lola wild bellend um die Ecke gesaust. Vor Herrn Walters blieb sie stehen und schaute ihn erwartungsvoll an. Er beugte sich zu dem kleinen Hund. „Du bist ja eine Hübsche! Ganz wie das Frauchen! Soll ich etwa mit dir spielen?“
Als hätte sie seine Worte verstanden, begann Lola zu bellen und hüpfte aufgeregt umher. Der Mann schaute sich suchend um, bis er einen abgebrochenen Zweig entdeckte, den er für Lola warf. Sofort sprintete sie hinterher.
„Ich glaube, Sie haben eine Freundin fürs Leben gefunden“, schmunzelte Ella.
„Das hoffe ich doch“, sagte Herr Walters und schaute ihr tief in die Augen. „Vielleicht wollen Sie und Lola ja morgen mit mir essen? Ich kenne ein nettes Lokal, in dem auch Hunde willkommen sind.“
Ella spürte, dass sie schon wieder rot wurde, diesmal jedoch vor Freude. „Sehr gerne. Ich – Lola und ich würden uns sehr freuen!“
Ihr Herz machte Luftsprünge. Lola, der kleine Wirbelwind, hatte ihr das Glück zurückgebracht!
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Eine gute Partie