... vorhergesagt werden.
„Die Lufthansa Group hat die Pandemie wirtschaftlich hinter sich gelassen und blickt optimistisch nach vorne. Denn die Lust zu reisen und damit die Nachfrage nach Flugtickets ist weiter ungebrochen. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Zukunft und starten die größte Produkterneuerung unserer Geschichte“, verbreitete Vorstandschef Carsten Spohr neuen Optimismus bei Vorlage der Quartalszahlen Ende Oktober. Lufthansa investiere bis Ende dieses Jahrzehnts in 200 neue Flugzeuge, stelle wieder 1000 Mitarbeiter pro Monat ein, allein im Jahr 2022 insgesamt 8000, und werde auch den Bordkomfort und Kabinenservice verbessern.
Diesen ehrgeizigen Kraftakt will Lufthansa bewerkstelligen, während sie ihre Schulden bedient. Laut Spohr konnten die Nettoschulden bereits von zuvor zehn Milliarden Euro auf jetzt sechs Milliarden Euro verringert werden.
Derweil werden schon wieder neue Airline-Zukäufe vorbereitet. Dazu könnte ein nochmaliger Anlauf bei ITA in Italien zählen, wo sich eine neue Verkaufsrunde abzeichnet. Allerdings besteht Lufthansa auf einer klaren Aktienmehrheit bei ITA, die den verbleibenden italienischen Staatsanteil deutlich übertref-fen müsse. An dieser Forderung war der erste Anlauf gescheitert.
VERK AUF VON TAFELSILBER FINANZIERT NEUE FLOT TE UND NEUE ANK ÄUFE
Als Geldquelle für anstehende Investitionen will die LH Group Teile ihres Tafelsilbers verkaufen, darunter die Catering-Tochter LSG Skychefs und eine Minderheitsbeteiligung an Lufthansa Technik. Das Europageschäft von LSG Skychefs war schon 2019 zu einem ungenannten Preis an die Schweizer Gate
Group veräußert worden. Für das internationale Geschäft soll, so der Stand bei Redaktionsschluss, mit der Beteiligungsgesellschaft Aurelius nun ebenfalls ein Abnehmer gefunden worden sein. Allein letzterer Teilbereich dürfte zwischen 500 Millionen Euro und einer Milliarde Euro Wert sein.
Noch vor Jahresende 2022 sollte auch eine Bieterrunde für den Verkauf sichts zunehmender Anteile von Privatreisenden immer wichtiger werdende Premium Economy Class, die vom süddeutschen Hersteller ZIM nach dem Vorbild des Sitzes bei Swiss beliefert wird. Anfang November wurden auch 20 000 neue, leichtere Sitze für die Economy Class des Konzerns bei Recaro geordert. Am oberen Ende des Angebots wird schließlich noch eine neue First Class vorbereitet, die als Topangebot unter dem Projektnamen „Allegris“ sogar eine Luxus-Doppel-Suite mit hohen Seitenwänden erhält. Auch jenseits der konzernweit 31 000 neuen Sitzmöbel einer Minderheitsbeteiligung an LH Technik beginnen, für den sich bereits mehrere Finanzinvestoren interessieren. Kein Wunder, erwarten die Hamburger für 2022 doch einen nochmals steigenden Gewinn. Schließlich soll auch noch der LH-Geschäftsreisedienstleister Air-Plus verkauft werden.
Daten und Fakten Lufthansa Group
Die Lufthansa Group ist ein weltweit operierendes Luftverkehrsunternehmen.
Mit 105 290 Mitarbeitern erzielte der Konzern im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 16,8 Mrd. EUR.
Die Lufthansa Group setzt sich aus den Geschäftsfeldern Network Airlines, Eurowings sowie den Aviation Services zusammen. Zum Geschäftsfeld Network Airlines geho?ren die Fluggesellschaften Lufthansa German Airlines, SWISS, Austrian Airlines und Brussels Airlines. Zu Lufthansa German Airlines za?hlen auch die Regionalfluggesellschaften Lufthansa CityLine und Air Dolomiti sowie Eurowings Discover.
Zu den Aviation Services zählen die Geschäftsfelder Logistik, Technik und Catering. Zur Lufthansa Group geho?ren daru?ber hinaus auch weitere Gesellschaften wie Lufthansa AirPlus, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Systems.
Flotte Lufthansa (und Regionalpartner), Stand Oktober: A380-800 (8), Boeing 747-8 (19), 747-400 (8), A340-600 (17), A350-900 (21), 787-9 (2), A340-300 (17), A330-300 (12), A321neo (15), A321ceo (63), A320neo (30), A320ceo (51), A319-100 (36), Embraer 195 (17), Embraer 190 (9), CRJ900 (28); Lufthansa Cargo: 777F (11), A321P2F (2); Eurowings: A320ceo (56), A320neo (6), A319-100 (37), Discover: A330-300 (8), A330-200 (3), A320-200 (8); Swiss: 777-300ER (12), A340-300 (5), A330-300 (14), A321neo (2), A321ceo (8), A320neo (6), A320ceo (13), A220-300 (23), A220-100 (9); Edelweiss: A340- 300 (4), A320 (12); Austrian: 777-200 (6), 767-300ER (3), A321ceo (6), A320neo (1), A320ceo (29), Embraer 195 (17); Brussels Airlines: A330-300 (9), A320 (17), A319 (15)
Das Ende der finanziellen Durststrecke sollen auch bald die Passagiere spüren: So will Lufthansa ab Jahresende 2023 oder Jahresanfang 2024, beginnend mit ihrer nächsten A350-Lieferserie, eine neue Business Class einführen. Ebenfalls neue Sitze erhält die angealler Klassen will Lufthansa ihr Angebot aufwerten: So kehren beim Catering lokale Spezialmenüs, etwa für Inder und Chinesen, in den Speiseplan zurück. Und auch die Economy Class, in der zwischenzeitlich „Schmalhans Küchenmeister“ war und teilweise nur noch ein einfaches Pastagericht als Langstreckenverpflegung serviert wurde, wird dann wieder mehr verwöhnt.
Dabei sollen künftig allerdings auch neue, kostenpflichtig zubuchbare Angebote eine Rolle spielen, etwa aufwendigere Cocktails oder Sonderessen. Immer mehr Kunden reisten heute klassen-übergreifend, so die aktuelle Wahrnehmung bei Lufthansa. So buchten vielfliegende Business-Class-Stammkunden privat auch schon mal die Economy Class, wo sie sich dann bei Bedarf die gewohnten Extras aus der vorderen Kabine hinzubuchen können.
Präferenzen und Reisegewohnheiten will Lufthansa künftig unter einer neuen zentralen Kundennummer erfassen und bei sich aus einer Hand verwalten – vom Check-in bis zu Meilengutschrift und Wunschessen, Einreiseformularen und Hotelbuchungen. Partner, wie Deutsche Bahn, Mietwagenfirmen, die Hotelvermittlung Booking, Parkplatzvermieter und eine Versicherung sind ebenfalls an Bord. In die neue „Lufthansa Travel ID“ werden bereits bisherige Mitglieder des Vielfliegerprogramms „Miles & More“ übertragen, aber auch gänzlich neue Interessenten können sich dort registrieren lassen.
FRIEDEN MIT DEN FLUGBEGLEITERN UND RÜCKKEHR ZUM AUSWAHLESSEN
Die größte Baustelle im Konzern dürfte derzeit das Kurz- und Mittelstreckengeschäft sein. Mit der Auflösung zahlreicher eigener „Stationen“ an deutschen Verkehrsflughäfen abseits der Drehkreuze, also lokaler Vertretungen mit eigenem Personal, hat Lufthansa hier das dezentrale Angebot weitgehend an ihre kostengünstigere Tochter Euro-wings ausgelagert, um sich besser gegen aggressiv wachsende Niedrigpreisairlines verteidigen zu können. Eurowings bedient neuerdings aber auch zusätzlich einige direkte Lufthansa-Mittelstreckenziele, etwa ab Frankfurt, auf denen sie als sogenannter Wet-Leasing-Partner Flugzeug und Besatzung stellt. Diese Flüge zählen aber als „richtige“ Lufthansa-Flüge und tragen LH-Flugnummer.
Das fortdauernde Kostensenken gipfelt derzeit in einer komplizierten Eurowings-Flottenverschiebung, bei der ein bisher bei „Eurowings Europe“ in Österreich registrierter Teil der Flugzeuge ins maltesische Register umzieht, wo Lufthansa mit der „Eurowings Europe Limited“ eine weitere Tochter mit eigener Betriebslizenz aufbaut. Dafür scheint es um Pläne, unter dem Projektnamen „Cityline 2.0“ noch eine neue Fluggesellschaft zu gründen, derzeit ruhiger zu werden.
Natürlich betreffen die Sparprogramme auch immer direkt die Belegschaft, die nun auch bei kostengünstigeren und nicht mehr immer durch deutsche Gewerkschaften vertretenen Töchtern beschäftigt wird. Angesichts dieser Reibungspunkte hat eine Anfang November mit den 19 000 Lufthansa-Flugbegleitern erzielte Tarifeinigung besonderes Gewicht, denn sie kittet ein längere Zeit eher angespanntes Verhältnis. So erhalten die hier lange zu kurz gekommenen Neueinsteiger 17 Prozent mehr Gehalt, die übrigen Flugbegleiter erhalten 250 Euro mehr ab Anfang 2023 und 2,5 Prozent mehr Grundvergütung ab Juli. Im Gegenzug wurden flexiblere Einsatzmöglichkeiten vereinbart.
Während sich die Nachfrage seit der Corona-Flaute deutlich erholt und der Sitzladefaktor mit 86 Prozent bei Lufthansa wieder gesunde Höhen erreicht, wartet die Airline vermutlich noch länger auf ihre bestellten Boeing 777-9. Nun werden die Großraum-Zweistrahler aus Everett erst 2025 geliefert, so der letzte Stand. Als Ersatz springen in Teruel eingelagerte Airbus A380 von Lufthansa ein, von denen aber mindestens ein parkendes Flugzeug Anfang Juli bei einem schweren Unwetter durch Hagelschlag beschädigt wurde.
Als erste zu reaktivierende A380 sollte die D-AIMK „Düsseldorf“ Anfang Dezember für technische Arbeiten, darunter eine Reparatur der Außenhaut, aus Teruel nach Frankfurt zu LHT starten. Danach war ein weiterer Werftaufenthalt in Manila geplant. Ab 2023 sollen dann mindestens drei A380 plus Reserve ab München im Lufthansa-Liniendienst fliegen.
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