... Fraport waren kurz zuvor ob der Ansiedlung des Billigheimers Ryanair in Frankfurt mitsamt der damit einhergegangenen Überarbeitung der Gebührenordnung aneinandergeraten.
Jedoch: Solche Entscheidungen werden nicht aus dem Bauch heraus gefällt – erst recht nicht von einem börsennotierten Konzern, der Rechenschaft gegenüber seinen Aktionären ablegen muss. Geht es um Wachstum, dann seien bei der Wahl der dafür ins Auge gefassten Standorte Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit maßgeblich, wiederholte erst Ende September Harry Hohmeister, Mitglied des Vorstands der Deutschen Lufthansa AG und verantwortlich für das Ressort Hub Management. Und der Münchner Flughafenchef Dr. Michael Kerkloh, der immer wieder gern auf den Fünf-Sterne-Status des weit über das Erdinger Moos bekannten Terminals 2, das Lufthansa und ihre Partner exklusiv nutzen, verweist, hört das natürlich gern und nennt weitere Fakten: „Das Zubringernetz in München ist ebenso groß wie das Frankfurter Netz, aber München hat als Incoming-Destination mehr Zugkraft als die Mainmetropole.“ Und was ebenfalls eine Rolle spielen dürfte: Die Produktionskosten seien in München für die Lufthansa derzeit deutlich günstiger als in Frankfurt, so der Münchner Flughafenchef weiter. Überhaupt: „Pro Passagier bleibt für Lufthansa in München mehr hängen, weil die Airline über das Joint Venture beim Terminal 2 zusätzliche Erträge generieren kann.“
Dass der Kranich sein Wachstum lieber im Erdinger Moos zu forcieren gedenkt, ist daher nachvollziehbar. Allein im kommenden Jahr möchte Lufthansa in München um einen hohen einstelligen Prozentbereich wachsen. Dafür sollen zur Ausweitung der Zubringerverkehre drei A320 von Frankfurt an die Isar verlegt werden, während drei kleinere CRJ900 im Gegenzug von München nach Hessen wandern. Außerdem soll ein Großteil der A340-600-Flotte wieder ab München fliegen.
„Die Produktionskosten sind in München für die Lufthansa derzeit deutlich günstiger als in Frankfurt.“
DR. MICHAEL KERKLOH
Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH
Ihre A350-Flotte hat die Lufthansa momentan komplett im Erdinger Moos stationiert. Im kommenden Sommer sollen bereits 15 Airbusse dieses Typs ab München fliegen
Deutschlands Drehkreuz Nummer zwei soll sich zum Hub für die Asienverkehre entwickeln, und der Standort „bietet auch vor dem Hintergrund der intensiven Beziehungen zwischen dem süddeutschen und dem fernöstlichen Wirtschaftsraum eine exzellente Perspektive“ genau dafür, so Kerkloh. Doch dem noch nicht genug: Dank der vorliegenden Zahlen prüft der Konzern zusätzlich bereits die perspektivische Verlagerung weiterer A380 im Jahr 2020 ins Erdinger Moos.
Einen Großteil ihrer A340-600-Flotte wird die Lufthansa im Sommer 2019 wieder nach München verlagern
Aktuell sind von den insgesamt 14 A380 der Lufthansa, die ein Durchschnittsalter von etwas mehr als sieben Jahren haben, neun am Flughafen Frankfurt stationiert. Und mit den Riesenairbussen werden von dort aus im laufenden Winterflugplan die Ziele Houston und Los Angeles in den USA, das indische Delhi sowie Bangkok und Singapur in Asien bedient.
In Frankfurt werden auch weiterhin größere Wartungen aller, also auch der Münchner A380 durchgeführt. Nur Arbeiten mit geringerem Aufwand erfolgen im Erdinger Moos. Im Sommer wurden deshalb eigens dafür die Hallentore des Lufthansa-Technik-Hangars umgebaut, damit die Doppelstöcker auch hindurchpassen.
Außerdem werden aktuell die Cockpit-Crews komplett sowie die Kabinenbesatzungen der A380 partiell aus Frankfurt bereedert. Das jedoch sei abhängig von der Schnelligkeit der Umschulung der rund 1500 Flugbegleiter. Und: Das werde sicherlich noch bis nächstes Jahr hinein dauern, erklärte ein Lufthansa-Konzernsprecher auf Nachfrage.
Fotos Dietmar Plath