Bildquelle: GVmanager, Ausgabe 10/2019
Claudia Kirchner
Chefredakteurin
Es gibt in unserer Branche einige Tabus, über die man nicht gerne spricht. Ich denke da nicht nur an den Wareneinsatz oder den Convenienceanteil. Auch die durchschnittliche Anzahl an Fehltagen der Mitarbeiter, die krankheitsbedingt sind, ist kein Thema, mit dem man sich gerne brüstet – zumindest wenn die Zahl hoch ausfällt. Ist die Personaldecke sowieso schon dünn und sind dann noch viele krank, müssen andere doppelt und dreifach mitarbeiten. Das geht auf lange Sicht nicht gut. Und darüber will klar nicht jeder offen reden. Daher haben wir Verantwortliche des Außer-Haus-Markts anonym dazu befragt, wie es tatsächlich um Fehltage, Arbeitsbelastung und Work-Life-Balance in unserer Branche und dem gesamten Außer-Haus-Markt steht – und wir haben einige, von PR-Abteilungen ungeschönte, Originalzitate bekommen. Überraschend: Die Anzahl an Fehltagen bedingt durch Krankheit ist in der Gemeinschaftsgastronomie größer als in Gastronomie oder Hotellerie. Gerade die Engagierten neigen dann dazu, sich zu viel aufzubürden. So gab knapp die Hälfte der GV-Verantwortlichen an, dass sie ihren Job liebt und die hohe Arbeitsbelastung als Teil dessen akzeptiert. Bei einem Drittel der GV-Manager verschmelzen gar Arbeit und Freizeit.
Doch das kann erschreckende Folgen nach sich ziehen. 39,5 % der befragten GV-Verantwortlichen hatten beruflich bereits mit Burnout zu tun; 7,9 % davon waren selbst betroffen. Im Teilbereich Gastronomie waren sogar 13,6 % der Befragten schon von einem Burnout betroffen. Paradox: Die Betroffenen halten damit nicht hinterm Berg. Viele waren bereit, offen und sogar namentlich darüber zu sprechen, um andere vor einem ähnlichen Schicksal zu warnen. Ein ausgewähltes Beispiel wollten wir in dieser Ausgabe abdrucken – doch leider intervenierte vor diesem Schritt doch noch die PR-Abteilung. Die Begründung: Es handle sich um die persönliche Aussage der Privatperson und nicht um ein fachliches Thema. Schade, denn natürlich zog die Führungskraft nach der Genesung auch Konsequenzen, die das Personalmanagement betrafen. So wurde vieles transparenter und strategischer angegangen, ob Kompetenzanalysen, Bewertungen und Weiterbildung der Mitarbeiter oder Teambuilding-Maßnahmen.
„Burnout ist immer noch ein Tabuthema“, resümiert auch der Experte Eugen Eger in unserem Beitrag ab S. 14. „Betroffene schweigen zu lange, fürchten die Konsequenzen der vermeintlichen Schwäche. Und viele Arbeitgeber haben oft nur die Profitabilität im Sinn.“ Wir haben daher in dieser Ausgabe das Tabu thematisiert und versucht, Ihnen Tipps für mehr Resilienz auf dem persönlichen wie beruflichen Weg zu geben. Und wir freuen uns auch auf ehrliches, ungeschöntes Feedback dazu.
IN EIGENER SACHE
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