D ie Ausstattung von Gewächshäusern und Kulturen unter Glas spielen eine bedeutende Rolle bei der Technik-Fachmesse GreenTech (wir berichteten in der TASPO 29 und 30 ). Moderne Belichtungen stehen sowohl im Unterglas-Gemüsebau wie auch im Zierpflanzenbau besonders im Fokus.
Der im finnischen Helsinki ansässige LED-HerstellerValoya (www.valoya.com ) präsentierte auf der diesjährigen GreenTech die Neuerungen seiner Lampen. Das Unternehmen hat sich auf LED-Beleuchtung für den Gartenbau fokussiert und sich aufgrund der hohen Qualität und Spezialisierung seiner Lampen in den vergangenen Jahren bereits einen Namen in der Forschung, an Universitäten und im Vertical Farming gemacht.
Mit seiner aktuellen Lampe „Solray“ geht Valoya nun einen neuen Weg für das Unternehmen. Zum einen konnte die Lichtausbeute der Lampen auf 2,4 Mikromol pro Watt gesteigert werden. Und zum zweiten wurde hier auf das volle Lichtspektrum, also weißes Licht, gesetzt. Der Grund dafür liegt laut Valoya darin, dass sich das von LED bekannte Licht in Pink oder Lila schlecht auf die Mitarbeiter auswirkt. Laut Informationen am Stand beeinflusst dieses Spektrum langfristig die Gesundheit des Personals, das ihm dauerhaft ausgesetzt ist, negativ. Deswegen haben die Finnen sich das Ziel gesetzt, „die Sonne nach innen zu holen“ und so ihre Vollspektrum-LED entwickelt.
Valoyas Lampen können für die meisten gängigen Kulturen eingesetzt werden. Eine Ausnahme bilden Kulturen, welche spezielles Induktionslicht benötigen. Hierzu zählen unter anderem eine Vielzahl Zierpflanzen, welche spezielle Lichtverhältnisse zur Blüteinduktion benötigen.
Pflanzenlampen für Vertical Farming
Auch der in Arnsberg ansässige LEDHerstellerBJB (www.bjb.com ) brachte zur GreenTech eine Reihe Neuerungen mit. BJB ist bekannt für seine besonders platzsparenden Lampen. Aufgrund der geringen Dicke der einzelnen, passiv gekühlten Paneele eignen sich die Arnsberger Pflanzenlampen besonders für das Vertical Farming, wo sich durch die außergewöhnlich dünnen Leuchten nicht selten zusätzliche Stockwerke zu einem Farming-Setup hinzufügen lassen. So kann man allein durch Auswahl der richtigen Beleuchtung eine signifikant höhere Flächenausnutzung erreichen. Der Trend, vom archetypischen LED Licht in Lila/Pink abzukommen, macht sich auch bei BJB bemerkbar: Das neueste Arnsberger Lichtspektrum ist Rot-Weiß. Mit einer Reihe zusätzlicher neuer Wellenlängen hat sich das Unternehmen außerdem noch besser auf die Bedürfnisse seines Kundenkreise eingestellt. Zu den gängigen, mit BJB-Lampen beleuchteten Kulturen gehören Kräuter, Salate, anderes Blattgemüse und Erdbeeren im Vertical Farming.
Samsung jetzt auch für den Gartenbau
Da die aktuelle Entwicklung der LED im Gartenbau einem Goldrausch gleicht, hat dies auch den koreanischen TechniktitanenSamsung (www.samsungled.com ) aus Seoul auf den Plan gerufen. Seit etwa einem halben Jahr versuchen die Koreaner nun, ihre Erfahrungen aus der herkömmlichen und Automotive-Beleuchtung im Gartenbau umzusetzen. Neben Vollspektrum-LED beinhaltet ihr Repertoire auch Wellenlängen für Blau, Rot und Infrarot. Der Newcomer verspricht durch seine LED ein besseres Wachstum. Lampen selbst stellt Samsung jedoch nicht her: Sie verkaufen ihre LED nur an Lampenhersteller.
„Energie aus der Luft“ versprichtvan Dijk Heating aus Bunnik in den Niederlanden (www.vandijkheating.com ). Ihre aus Polypropylen gebauten Luftentfeuchtungseinheiten haben die Heizungsspezialisten in den vergangenen Jahren ständig weiterentwickelt. Das neueste Feature ist die Möglichkeit, mit diesen Einheiten nun auch die Luft direkt kühlen zu können.
Die Besonderheit an ihrem Luftentfeuchtungssystem ist, dass es im Vergleich zu vielen Konkurrenzprodukten platzsparend ist: Nur ein Teil des Systems befindet sich im Gewächshaus selbst, der Rest befindet sich außerhalb. Trockene Luft von außerhalb wird direkt in das Gewächshaus eingeleitet und sorgt so für eine Senkung der Luftfeuchtigkeit innen. Bis zu 6.000 Kubikmeter Luft pro Stunde durchlaufen den Luftentfeuchter.
Zusätzlich verfügt das System auch über die herkömmlichen Maßnahmen zur Luftentfeuchtung: Durch die Zirkulation feuchter Luft innerhalb der Einheiten kondensiert dort Wasser und wird aus der Gewächshausluft entnommen. Die so bei der Kondensation abgegebene Energie wird laut Informationen am Stand dann dem Gärtner zu Verfügung gestellt. Die Einheiten gibt es auch mit einem Wärmetauscher, durch welchen kalte Außenluft mit warmer Abluft aus dem Anbau erhitzt wird, bevor sie in das Gewächshaus eingeleitet wird.
Digitaler Zwilling von Maschinen im Internet
Das seit 60 Jahren bestehende niederländische UnternehmenPriva (www.priva.com ) mit Sitz in De Lier hat auf der diesjährigen GreenTech eine große technische Offensive angekündigt. Das sogenannte Internet der Dinge soll Gärtnern ermöglichen, ihre Technik mit geringst möglichen Ausfallzeiten betreiben zu können. Hierzu soll ein digitaler Zwilling von Maschinen und Gerätschaften im Internet eingerichtet werden, der mit seinem Brudergerät in der echten Welt verbunden ist.
So soll beispielsweise Software-Wartung nicht mehr vor Ort durchgeführt werden müssen, aber auch Hardware-Wartung soll vereinfacht werden durch predictive maintenance – eine Art Vorausberechnung, wann welche Wartungsmaßnahmen nötig sind. Zusätzlich hierzu kündigte Priva auch die Marktreife eines Entlaubungsroboters für beispielsweise den Tomatenanbau an. Dieser befindet sich zurzeit in der letzten Entwicklungsphase und wurde vollständig von Priva selbst entwickelt, was auch besonders kritische Komponenten wie optische Sensoren beinhaltet.
Wenn dieser Roboter auf den Markt kommt, soll er Arbeitskräfte eins zu eins ersetzen können. Ein Roboter im 24-Stunden-Dauerbetrieb soll damit so viel Leistung erbringen, wie ein Arbeiter an einem durchschnittlichen Arbeitstag.
Der Autor
Christoph Geißler,
hat Gartenbau an der FH Erfurt studiert
Gewächshäuser aus Glasfaser-Kunststoff
Mit einer revolutionären Idee war Piet Bom Innovations (NL-Hoek van Holland) (www.pietbominnovations.com ) auf der GreenTech vertreten. Er präsentierte mit Glasfaser-Kunststoff-Profilen eine Alternative zu Stahl und Aluminium für den Gewächshausbau. Laut Branchenurgestein Piet Bom liegen die Vorteile für Glasfaser klar auf der Hand: Es wird damit eine beträchtliche Menge Kohlendioxid eingespart, denn die Herstellung von Aluminium hat einen sehr hohen Energiebedarf. Auch ist Glasfaser-Kunststoff planungssicherer als Aluminium, welches hohen Preisschwankungen unterliegt. Ein weiterer Vorteil liegt laut Bom darin, dass hier keine thermalen Brücken mehr entstehen, wie bei Aluminiumkonstruktionen üblich, wodurch viel Kondensation innerhalb des Gewächshauses verhindert wird.
Eine bahnbrechende Idee ist diese, noch sehr teure Glasfaser-Konstruktion sicherlich und wird eine gute Grundlage für zukünftige Forschungen liefern. Doch wichtige Fragen blieben bisher unbeantwortet. Zu ihnen gehören unter anderem die Frage nach der Lebensdauer solcher Konstruktionen oder der UV-Beständigkeit. Bom betonte, dass es sich in Amsterdam um eine erste Vorstellung handelt, wobei vieles noch in der Entwicklung sei, auch das Design der Profile ist noch nicht geklärt.
(cg)
Piet Bom stellte Gewächshausprofile aus Glasfaser-Kunststoff vor.
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