... danach ein extremes Bedürfnis, alles, was man unter Wasser gesehen und erlebt hat, mit der Familie und Freunden zu teilen. Meist erzählt man danach ganz euphorisch, wie toll ein Fisch oder wie schön eine Koralle ausgesehen hat. Auch bei mir war es nicht viel anders. Ich wollte unbedingt allen zeigen, wie schön die Unterwasserwelt ist und welche verborgenen Schätze dort zu entdecken sind.
Absolut nachvollziehbar – Sie hätten in die Unterwasser-Naturfotografie eintauchen können? Die Natur unter Wasser ist wunderschön und war immer schon meine Inspiration auch für die Modelfotografie. Korallenriffe, geheimnisvolle Schiffswracks oder auch unwirkliche Landschaften in Bergseen bieten meiner Meinung nach so viel kreatives Potenzial. Man muss nicht unbedingt noch Models dabei fotografieren. Ich finde jedoch, durch die Anwesenheit von Menschen im Bild ist es für die Betrachtenden leichter, die tatsächliche Dimension und Situation unter Wasser einzuschätzen und somit tief sitzende Ängste vor Tiefe und Dunkelheit etwas zu dämpfen.
Welche Leidenschaft war zuerst da: das Tauchen oder das Fotografieren? Fotografie war bereits in meinen jungen Jahren ein treuer Begleiter: Rote Lampe und stundenlanges Entwickeln von Schwarzweiß-Filmen haben meine Kindheit stark geprägt. Vor allem die Spannung mit Überraschungseffekt, ob ich den „goldenen Treffer“ gelandet habe oder nicht. Als ich schließlich mit dem Tauchen angefangen hatte, konnte ich es kaum abwarten, bis die jeweilige Ausbildungsstufe abgeschlossen war und ich die Voraussetzungen sammeln konnte, um weiterzumachen. Also absolvierte ich in etwa fünf Jahren alle Zwischenstufen sowie Zwischenprüfungen zum Tauchlehrer. Ab diesem Zeitpunkt war ich tatsächlich kein einziges Mal ohne Kamera unter Wasser. Mir ist es viel lieber, dass ich unter Wasser nicht auslöse, als auf meine Kamera zu verzichten.
Nikon Z 6II | 24mm | 1/200 s | f/13 | ISO 250
Nikon Z 6II | 15mm | 1/200 s | f/20 | ISO 100
Mit welcher Ausrüstung sind Sie unterwegs? Seit vielen Jahren begleiten mich Nikon-Kameras. Aktuell bin ich bei der Nikon Z 6II gelandet, eine tolle Kamera: leicht, stabil, zuverlässig und liefert die Qualität, die von mir erwartet wird. Als Lieblingsobjektiv bei Modelshootings benutze ich das Nikkor AF-S 8–15mm f3.5–4,5 E ED, im Zusammenspiel mit meinem Seacam Superdome Glasport. Alle weiteren Situationen unter Wasser decke ich mit einem Nikkor Z 24–70mm f2.8 S ab.
DER FOTOGRAF
Bereits als Kind zog es Konstantin Killer immer wieder ans Wasser.
Zunächst legte er unzählige Seemeilen an Bord von Sportsegelschiffen zurück, bevor er 2007 mit dem Tauchen begann – und somit zwei seiner liebsten Hobbys vereinte: Tauchen und Foto-grafieren.
Zuerst als „Winterbeschäftigung“ gedacht, begann er mit der Model-Unterwasserfotografie, für die er weltweit Preise erhält.
Nikon Z 6II | 15mm | 1/200 s | f/10 | ISO 500
Kommt bei Ihren Tauchgängen auch Lichttechnik zum Einsatz? Man kann sagen, dass bereits ab einer Tiefe von etwa 1,5 bis 2 Metern die Nutzung von Unterwasserblitzen so gut wie immer unumgänglich ist. Ab hier beginnt die physische Grenze, die gutes Equipment von günstigen Modellen gnadenlos und ohne Rücksicht trennt. Mich begleiten hier die speziell für Unterwasserfotografie entwickelten „Seacam Seaflash 160 Digital“-Blitze, die für eine Tiefe von bis zu achtzig Metern konstruiert sind. Das Aluminiumgehäuse der Blitze ist außerdem sehr robust, witterungsfest und zuverlässig und schützt vor Salzwasser.
Welche Dinge gilt es aus fotografischer Sicht unter Wasser zu beachten? Es gibt eine Menge an physischen Gesetzen, mit denen man nicht verhandeln kann. Eines davon ist z. B. die Absorption der Farben unter Wasser – erst wenn man die Lichtquelle zufügt, kommen die echten Farben wieder zurück. Eine weitere große Herausforderung unter Wasser ist das Fokussieren. Bei schlechtem Licht und durch die ständige Bewegung von mir und dem Objekt ist die schnelle und präzise Fixierung und Fokussierung enorm schwierig. Ich kann für den Anfang unbedingt einen Einweisungskurs empfehlen, um die Nerven und den Geldbeutel zu schonen.
4 PROFI-TIPPS FÜR UNTERWASSERFOTOS
>> Die Arbeit mit Models unter Wasser setzt jahrelange Erfahrung voraus. Üben Sie mit Ihren Models zuerst in Pools, die eine Tiefe von ca. 1,5 Meter nicht überschreiten, da so die Selbstrettung gewährleistet ist.
>> Profi-Unterwassermodels verfügen sogar über eine Ausbildung zum Apnoetauchen, also dem Freitauchen ohne Geräte.
>> Kein Unterwasserfoto ohne Unterwassergehäuse! Informieren Sie sich über die Anbieter und vergleichen Sie unter anderem, wie tief Sie mit dem Gehäuse tauchen können.
>> Tageslicht reicht nur bis wenige Meter unterhalb der Wasseroberfläche. Daher benötigen Sie mindestens einen wasserfesten Blitz.
Nikon Z 6II | 15mm | 1/200 s | f/11 | ISO 400
Wie finden Sie Ihre Models? Ich arbeite sowohl mit erfahrenen Models als auch Models, die noch nie unter Wasser gearbeitet haben. Das Modeln unter Wasser ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Die meisten Models sind nach dem ersten Shooting so begeistert, dass sie es nicht mehr sein lassen können.
Wie sieht die Vorbereitung aus? Gibt es beispielsweise Unterschiede zwischen Shootings im Pool und im Freiwasser? Die Vorgehensweisen bei einem Unterwasser-Shooting in einem Pool und im Freiwasser sind stark unterschiedlich. Im Pool sind die Faktoren klar definiert und müssen gezielt geplant werden: Sauberkeit des Wassers, Belichtung, Tiefe, Wassertemperatur, Hintergrundfarbe, Abstand zum Model, Position des Models und Fotografen, Position der Blitze sowie
Effektblitze, Verkabelung zwischen den Bauteilen, Sicherungsmaßnahmen und vieles mehr. Für all diese Angaben erstelle ich in der Planungsphase eine Art Regieplan. Bei einem Shooting im Freiwasser gibt es Faktoren, die nicht genau geplant werden können, wie: Strömungsverhältnisse, Schwebeteilchen im Wasser, unterschiedliche Lichtverhältnisse, Wellengang, gefährliche Tiere, Angstverhalten des Models – um nur einige zu nennen. Ich fotografiere im Pool genauso gerne wie im Freiwasser, da jeder Bereich besondere Möglichkeiten erlaubt, die die Fotos unverwechselbar machen.
Sie fotografieren weltweit. Was waren Ihrer Meinung nach die schönsten Spots? Ich hatte das Glück, schon wirklich in den weitesten Ecken unserer Erde unter Wasser fotografieren zu dürfen, jedoch gibt es diesen einen supertollen Spot nicht. Egal, ob Balearen, Ägypten, Südfrankreich, Malediven, Nordsee oder auch alpine Seen, jeder Spot hat was Besonderes und Unverwechselbares. Auch unsere deutschen Seen sind nicht selten wunderschön bewachsen und haben ein total unterschätztes, abwechslungsreiches Unterwasserleben. Man sollte unbedingt in jedem Spot genau die typischen Eigenschaften des Unterwasserlebens lokalisieren und idealerweise im Bild in Szene setzen. Die Natur bietet dir diese Möglichkeit, also nutze sie.
Da drängt sich die Frage auf, wo Sie überall noch gerne fotografieren würden? In den blauen Tiefen Südfrankreichs bei Marseille liegen wirklich unzählige, faszinierende Wracks aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. U-Boote, Flugzeuge und sogar alte Holzfregatten – echte Geschichte zum Anfassen. Jedes Mal, wenn ich dort abtauche, reißt mich die Faszination Tauchen vollkommen mit. Wenn ich dabei noch superschöne Fotos, besonders mit Models, mitnehmen kann, sind das die Augenblicke, die für alles entschädigen.
Mit Ihren Fotos sind Sie sehr erfolgreich, haben an vielen Wettbewerben teilgenommen und Auszeichnungen erhalten. Wie wichtig sind Ihnen diese Erfolge? Ich bin bereits Deutscher Meister und mehrfacher Weltmeister im Bereich Fashion unter Wasser geworden und auch sonst sind meine Vitrinen voll mit verschiedenen, internationalen Auszeichnungen und Pokalen. Unzählige Magazinveröffentlichungen und Berichte runden es natürlich optimal ab. Klar, eine dringend notwendige Bestätigung für einen Wettbewerbsfotografen, wie ich es bin. Ich sehe es jedoch recht entspannt, es geht ja nur um ein Bild!
Die meisten Models sind nach dem ersten Shooting so begeistert, dass sie es nicht mehr sein lassen können.
Konstantin Killer
Nikon Z 6II | 15mm | 1/200 s | f/11 | ISO 400