... Außerdem markiert der Megane E-Tech eine neue Infotainment-Ära bei Renault: Das erste Produkt der 2018 geschlossenen Kooperation mit Google überzeugt mit Tempo, wohlgeordneten Menüs und Farbbrillanz. Und weil die Sprachsteuerung, aufzuwecken mit dem Schlüsselbefehl „Hey Google!“, natürliche Sprache versteht.
Einzig der Befehl „Navigation stumm!“ schafft Chaos, weil das System statt zum gewünschten Ziel nun zu einem Ort namens Stumm in Österreich navigieren will. Ein Ausreißer, andere Befehle zu Navi, Temperatur, Audio und Fahrzeug-Setup hat das System verstanden – Letzteres kann das durchaus verlässliche Hyundai-System nicht. Sein Display ist auch kleiner, grafisch schlichter. Den Renault dagegen hebt die Google-Software ungefähr auf Mercedes-MBUX-Niveau – kein Vergleich zum langsamen Easy Link in unserem Dauertest-Captur, das mit eigenwilliger Menüführung nervt und dessen Sprache schon mal ungefragt ins Albanische (!) wechselt.
Was die Kontrahenten ebenso trennt: Im Renault sitzt der Fahrer nur 22 Zentimeter über dem Fußboden, also Kompaktwagen-ty- pisch, im Kona auf 28 Zentimeter Höhe – das ist SUV-Niveau. Im Fond gleichen sich die Werte an; hier sitzen die Passagiere jeweils auf mehrheitsfähigen 26 Zentimetern über dem Fahrzeugboden.
Der Kona mit dem großen 64-kWh-Akku (5700 Euro Aufpreis) bietet heftigen Elektro-Punch, gibt Feedback beim Beschleunigen, auch akustisch. Beim flotten Herausbeschleunigen aus Kurven ringt er allerdings um Grip und Traktion, das innere Vorderrad scharrt in der Kurve; der Hyundai ist das lebhaftere Auto bei Ausweichversuchen, braucht mehr Platz. Ein Ausweichhaken bei 70 km/h zeigt: Ein Auto, dessen Lenkung man ungestraft verreißen kann, ist er nicht, bleibt aber stets gut beherrschbar. Zudem kam er auf 17-Zoll-Rädern mit hochflankigen, komfortorientierten Michelin-Primacy-3-Pneus zu uns, mit den erwartbaren Vorteilen im Abrollverhalten. Die Federung: schluckfreudig, angenehm. Nur die leicht stößige Lenkung relativiert den insgesamt guten Komforteindruck. Mit dem linken Schaltpaddel – damit lässt sich bei beiden die Stärke der Rekuperation einstellen – kann man den Kona bis zum Stillstand abbremsen, das kann der Renault nicht.
Letzterer kam auf 20-Zoll-Rädern und den sportiveren Michelin Pilot. Die rollen herb ab, dafür erinnert die Lenkpräzision an ein Gokart. Der Franzose fährt gemächlicher los, beschleunigt dann aber mit Nachdruck. Die Traktionsprobleme des Kona kennt er nicht. Wir würden uns allerdings die schicken 20- Zöller verkneifen und komfortablere 18-Zoll-Räder ordern.
„Beim Befehl ,Navigation stumm!‘ will mich der Renault zum Ort Stumm in Österreich leiten – ein Ausreißer, sonst ist er verlässlich.“
Rolf Klein, Redakteur
GROSSBILD-LEINWAND
Mehr als 770 Quadratzentimeter Bildschirm im Renault, angeordnet in L-Form. Inhalte von Google, dargereicht in wohlgeordneten, nicht zu verzweigten Menüs. (1) Das 12-Zoll-Kombiinstrument. (2) Der 12-Zoll-Touchscreen – plus feste Tasten für Klima/Heizung wie auch im Hyundai. (3) Versteckte Türgriffe der hinteren Seitentüren in einer Seitenfenster-Attrappe. (4) Tiefe Sitzposition; die starren Kopfstützen zwingen den Kopf in eine Beugehaltung. (5) Lobenswert hohe Rückenlehne, Fond aber etwas düster und einmauernd.
GANZ KONVENTIONELL
Einen guten Leihwagen gäbe der Hyundai Kona Elektro ab, so geheimnisfrei ist seine Bedienung. (1) Virtuelle Instrumente und Rekuperations-Schaltpaddel auch hier. (2) Klassische Bedienung mir vier Metall-Drehknöpfen und physisch vorhandenen Tasten unter anderem für Heizung/Klima. (3) Der Kona ist auch als Verbrenner zu haben. (4) Hohe SUV-Sitzposition, mit Lendenwirbelstütze. (5) Vollwertiger Viersitzer, auch hinten luftig.
Der Renault lenkt exakt ein und überzeugt mit wenig Karosseriebewegungen. Selbst grob provoziert bleibt er ausgesprochen ruhig mit ganz wenig Seitenneigung. Auf unserer Standard-Rumpelstrecke zeigt sich die Karosserie steif, kaum Knistern und Klappern.
Die Domstrebe im Motorraum – ein Sportwagen-Feature – dürfte zum Eindruck unerschütterlicher Steifigkeit beitragen. Der Geradeauslauf zeigt sich ebenfalls äußerst stabil. Der in Richtung Sportwagen deutende Charakter des Renault und sein muskulöses Design
haben ihre Kehrseite: Der Blick auf Ampeln ist ähnlich zugebaut vom tief gezogenen Dach und von der Assistenztechnik-Konsole wie in einem Mini – und das will etwas heißen. Heck-und hintere Seitenscheiben sind eher Lichteinlass-Schlitze. Wer im düsteren Fond sitzt, ist eingemauert von hoch aufragenden schwarzen Plastikverkleidungen – ganz anders als auf der Rückbank des luftigeren Koreaners. Der seinen Fondpassagieren auch die stärker ausgeformte Lehne bietet. Der Renault kontert mit einem glatten Fußraum ohne den angedeuteten Mitteltunnel des Kona.
Der Hyundai ist sparsamer, die kürzere Ladezeit bietet aber wie bereits erwähnt der Renault: rund zwölf Minuten weniger von zehn auf 80 Prozent an der CCS-Schnellladesäule – das ist nicht die Welt, aber ein Fortschritt. Die Modernität des Renault zeigt sich auch in Details wie dem Tempomaten, der die Daten der Verkehrszeichenerkennung übernimmt. Auf einer einzigen Testfahrt fuhren wir an vier Blitzern grinsend vorbei. Aber auch der Franzose hat längst nicht alles an modernen Goodies an Bord: Head-up-Display und Augmented Reality feh-len zwar, doch bleibt er klar das modernere Auto.