... einbringen. Dabei übertritt sie bereits eine Grenze, als sie dessen depressive Züge öffentlich macht.
In Rückblenden wird die fragile Freundschaft zwischen Michelle und Conrad erzählt, die in einen der spektakulärsten Mordprozesse der USA mündete. Der jungen Frau aus Massachusetts wurde vorgeworfen, den psychisch kranken Jungen mit ihren elektronischen Nachrichten 2014 zum Suizid ermuntert zu haben. Der Fall sorgte als „texting suicide case“ US-weit für Schlagzeilen und wurde kontrovers diskutiert, da er juristisches Neuland betrat.
Mit der Miniserie setzt der Sender seine Serie von True-Crime-Serien fort, bei denen die Fakten wie auch hier bereits in einem Dokumentarfilm zusammengestellt wurden und im Internet nachlesbar sind. Die neugierige Recherche sollte sich der Zuschauer allerdings sparen, wenn er sich die Spannung erhalten will.
Die Macher breiten zunächst die Stimmung und den Konformitätsdruck in den weißen Vorstädten und Kleinstädten aus, die zum Nährboden für solch tragische Liebesgeschichte werden können, wenn fragile, beschädigte Seelen aufeinandertreffen und keiner die Hilferufe bemerkt. Im Zentrum steht dabei Michelle. Sie sucht krampfhaft Liebe und Anerkennung und findet mit Conrads Tod nun endlich ihre 15 Minuten Ruhm. Doch leider allzu früh verrät der Gesichtsausdruck von Elle Fanning, dass sich hinter der Trauer andere Motive verstecken könnten.
Fanning, in den vergangenen Jahren vor allem als Monarchin Katharina in „The Great“ gefragt, sagte dem „Independent“, dass sie bei dem Dreh eine besondere Verantwortung gespürt habe, da Carter, die inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, und die anderen Personen der Serie noch leben. Nach langen Gesprächen habe sie sich entschlossen, als Produzentin mit einzusteigen und Verantwortung für das Gelingen zu übernehmen.
Parallel zu den Rückblenden beginnt der Sheriff mit seinen Befragungen und erwirkt die Herausgabe der Messages, die 317 Seiten füllten und in den spektakulären Prozess im Februar 2015 münden, der den zweiten Teil ausfüllt.
KATHARINA DOCKHORN
Starzplay ab 10.7., 8 Episoden à 45 Min ●●●●○
Only Murders In The Building s2
KRIMIKOMÖDIE Da haben wir uns bei der ersten Staffel ganz schön verschätzt. Zunächst machte das keinen großen Eindruck, aber spätestens mit dem Gastauftritt von Sting explodierte diese Serie vor Ideen und guter Laune. Jetzt liegt die Latte für Staffel zwei entsprechend hoch. Denn diesmal stehen die drei Hobbydetektive Charles, Oliver und Mabel selber unter Verdacht, einen Mord begangen zu haben. Erwischt hat es die Hausverwalterin Bunny, die das Dakota mit New Yorker Charme geführt hat. LUG
Disney+ seit 28.6., 10 Episoden à 50 Min ●●●●○
Il Re
KNASTSERIE Die Mafia lässt Italien und Stefano Bises, Autor von „Gomorrha“ nicht ruhen. Er steht hinter dem Achtteiler um Gefängnisdirektor Bruno Testori (Luca Zingaretti), der ein strenges Regiment führt. An Resozialisierung glaubt er nicht. Nach dem Tod eines Freundes schwört er Rache. Die Ereignisse veranlassen Staatsanwältin Laura Lombardo (Anna Bonaiuto) wenig später zu Ermittlungen gegen ihn. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Situation eskaliert und Testori in diesem düsteren, realistischen Thriller zwischen allen Seiten steht. KD
Sky ab 19.7., 8 Episoden à 60 Min ●●●●○
The Andy Warhol Diaries
BIOGRAFISCHE DOKU „Life is interesting, I guess“, sagt Andy Warhol, der größte Popstar aller Zeiten, lakonisch. Oder: Er sagt es nicht selbst. Die Stimme, die wir hören, stammt von einem Schauspieler, aber wurde von einer Künstlichen Intelligenz so verfremdet, dass sie klingt wie Andy Warhol. Spooky! Ob er seinem Traum davon, eine Maschine zu werden, damit ein Stückchen näher rückt? Die Texte der Off-Stimme stammen aus dem Tagebuch Andy Warhols, das die Journalistin Pat Hackett nach allmorgendlichen Telefonaten mit dem Hyperstar so transkribiert hat. Sagt sie. Und sie zeichnen das Bild eines schwulen, liebesuchenden Mannes in New York, der alles erreichte, außer seine Einsamkeit zu überwinden. Ryan Murphy („Pose“) und seine Crew haben dafür die perfekten Bilder im Archiv gefunden – und alles andere sensibel dialoglos nachgestellt. Mega! STEFAN HOCHGESAND
Netflix, 6 Episoden, 53-78 Min ●●●●○
The Boys s3
SUPERHELDENPARODIE Die Comics von Garth Ennis und Darick Robertson, nach denen diese Serie entstanden ist, drehen nach wenigen Heften leer: zynisch, gewalttätig und etwas sehr sexistisch. Die TV-Fassung macht da vieles besser. Die Superhelden, die hier von einer Art Guerillagruppe bekämpft werden, sind eben keine Witzfiguren, ihre Perversionen gliedern sich ganz normal in den gelebten Kapitalismus ein. Viel Gespradder und Gekröse gibt es trotzdem zu sehen, da macht die ausdrückliche Warnung vor jeder Folge schon sehr viel Sinn. LUG
Prime Video seit 3.6.., 8 Episoden à 60 Min ●●●●○
Isle Of Man TT – Hart am Limit
DOKU Die „Isle of Man Tourist Trophy“ ist eines der ältesten und gefährlichsten für alle offenen Straßenrennen der Welt. Seit den Anfängen 1911 starben auf der 60 Kilommeter langen Strecke 260 Hobbyrennfahrer, alleine in diesem Jahr schrägte es fünf Teilnehmer. Der Film von 2011 ist jetzt auch frei abrufbar und folgt dem damaligen Favoriten auf Schritt und Tritt. Nicht nur für Fuelheads eine spanende Doku. Zeitweise war dieser Film zumindest in Großbritannien der kommerziell erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten.
Prime Video ab 18.7., 104 Min ●●●●○
TB
Ray Donovan s1-7
FAMILIENDRAMA Ein paar Jahre hat es gedauert (die furchtbare Zerstörung dieser großartigen Serie durch das ZDF spielt da auch eine Rolle), aber jetzt endlich steht „Ray Donovan“ auch ohne Zuzahlung bei Prime Video bereit.
Und es lohnt sich wirklich da einzusteigen: Liev Schreiber gibt den Cleaner für Hollywoods Reiche und Schöne mit beispielloser Emotionslosigkeit. Ihm gegenüber steht Jon Voight, der Rays Vatermonster voller fieser Gefühle spielt. Wenn jetzt noch endlich der Spielfilm freigeschaltet wird, der die ganze Serie abschließt, gibt es nichts mehr zu meckern.
LUG
Prime Video ab 15.7., 109 Min ●●●●○
One Mic Drop
COMEDYSHOW Kann man lustigsein lernen? Fünf Teams, bestehend aus Laien und Comedyprofis, wollen es ausprobieren. Karl Lauterbach ist dabei im Team mit Hazel Brugger, Michael Mittermeier steht an der Seite von Motsi Mabuse, Lorena Rae wird von Torsten Sträter gecoacht, Fahri Yardim vom Gastgeber der Show, Teddy Teclebrhan unterstützt und die beiden Weltmeister Mats Hummels und Chris Kramer begeben sich in die Hände von Altmeister Harald Schmidt. Die Idee ist super und von „LOL“ haben wir uns ja am Anfang auch wenig versprochen.
LUG
Prime Video ab 15.7., 5 Episoden à 30 Min
King Of Stonks
COMEDY Felix ist Programmierer in der Finanzbranche, der in seiner Firma ganz nach oben will. Doch dort sitzt bereits der Exzentriker Magnus. In seinem Auftrag muss Felix sich jetzt um den Börsengang des Unternehmens, Anklagen wegen Geldwäsche und Anlagenbetrug und massiven Gebrauch von Internet-Pornographie kümmern. Doch man wächst bekanntlich an seinen Aufgaben: Felix spielt erfolgreich die powers that be, Polizei, Unterwelt und Anleger gegeneinander aus und wird somit zum größten Betrüger der deutschen Nachkriegsgeschichte.
LUG
Netflix ab 6.7., 6 Episoden à 45 Min ●●●●○
Marvel-Serien
SUPERHELDEN Lange bevor Disney die Rechte an den Marvel-Superheldenfilmen kaufte, gab es sechs Serien aus dem Universum bei Netflix, allen voran „Daredevil“, der ja auch im letzten „Spider-Man“-Film einen Cameo hatte. Dazu gesellten sich dann „Jessica Jones“, „Luke Cage“, „Iron Fist“, die „Defenders“ und der gute alte „Punisher“. Die sind jetzt – zusammen mit den Marvel-Serien von ABC, Hulu und Freeform – alle bei Disney+ gelandet. Darunter auch endlich die dritte Staffel der sträflich unterbewerteten „Runaways“, eine der besten Serien für Jugendliche überhaupt. TB
Disney+ seit 29.6., 7 Serien, 171 Episoden ●●●●○
22. Juli – Die Schüsse von München
DOKUSERIE Es war ein schwarzer Tag, der 22. Juli 2016, als in München ein Attentäter in einem Einkaufszentrum neun junge Menschen erschoss. Eine vierteilige Dokuserie widmet sich jetzt diesem Ereignis, glücklicherweise nur minimal mit nachgestellten Szenen. Rekonstruiert die erste Folge die Ereignisse vor allem durch Aussagen von Augenzeugen, Polizisten und Journalisten, so widmet sich die zweite dem 18-jährigen Täter. Ja, er war ein Einzeltäter, aber er hatte Verbindungen im Internet, zumal über eine Plattform namens Steam, die immer wieder auftaucht, wenn es um rechte Attentäter geht, zumal solche, die aus der Gamerszene kommen. Nicht uninteressant auch die Rolle, die der Film „Matrix“ dabei spielt.
FRANK ARNOLD
Sky ab 21.7., 4 Episoden à 50 Min ●●●●○