Ich weiß nicht, wie es den Lesern geht, aber es gibt Autos, die bleiben einem ein Leben lang in Erinnerung. Neben dem Trans Am inEin ausgekochtes Schlitzohr mit Burt Reynolds oder dem sprechenden Pontiac Firebird ausKnight Rider mit dem „Hoff“ ist der riesige, braun-goldene Pick-up vom Stuntman Colt Seavers einer meiner Favoriten. Ich habe sofort die Titelmusik im Ohr, die von den „armen und unbeachteten“ Stuntmännern im Filmgeschäft erzählt – einfach toll, auch im Modell.
So kam es dann auch dazu, dass ich mich dazu entschied, diesen GMC Sierra Grande zu bauen. Ich gebe zu, ich bin kein großer Fan der „historischen“ Bausätze von AMT oder mpc. Die sind nicht schlecht, aber man merkt ihnen an, dass die Spritzwerkzeuge schon vor 30 Jahren gefertigt worden sind.
Grundlage für den Bau
Als Basis benötigt man den GMC-Truck „Deserter“ von mpc, der schon ein höhergelegtes Fahrwerk hat, plus den neunteiligen Transkit von ScaleProduction. Dieser beinhaltet unter anderem die verlängerte Ladefläche, die man unbedingt benötig (1 ). Die verklebte ich einfach mit Sekundenkleber mit dem Bausatz-Führerhaus. Die äußere Kontur verlangte zudem etwas Nacharbeit, damit die Karosserielinien besser fluchten. Ebenso bedurfte die mpc-Karosserie einiger Schleifarbeit, da überall deutliche Grate zu finden waren – nicht gut für eine saubere Lackierung in den Wunschfarben.
Farben und Decals
Da das Original in verschiedenen Brauntönen glänzte, entschied ich mich für Rotbraunmetallic, gemischt auf der Basis von Zero-Paints-Farben: 90 Prozent BMW „Marakesh Brown“ und zehn Prozent Porsche „Guards Red“ (2 ). Also, mir gefällt es sehr gut …
Damit ich später keine Probleme mit den großen goldenen Decals bekam, lackierte ich eine dünne Schicht 2K-Klarlack über den braunen Basislack, damit ich eine schöne glatte Oberfläche erhielt. Diese schliff ich mit einem 3.000er-Schleifpad nass an, um zu gewährleisten, dass die abschließende Deckschicht aus 2K-Klarlack gut haftet (3 ).
Die Decals zeigen eine sehr gute Qualität, sie ließen sich gut auch ohne Weichmacher verarbeiten (4 ), wobei ich in der letzten Zeit mehr mit einem Haarfön arbeite, um die „Aufkleber“ weicher und flexibler zu bekommen (5 ). So ließen sich auch die schwierigen Stellen am Heck um die Rückleuchten recht gut und einfach meistern.
Fahrzeugrahmen
Durch die verlängerte Landefläche veränderte sich natürlich auch der Radstand. Das hieß, ich musste den Fahrzeugrahmen ver- längern. Dafür sägte ich den Rahmen nach der beigelegten Skizze auseinander. Ich verwende für solche Arbeiten immer verschiedene Ätzteile-Sägen (6 ). Den aus Resin gegossenen, verlängerten Fahrzeugrahmen aus dem Transkit verklebte ich wiederum mit Sekundenkleber. Die jetzt zu kurze Antriebsachse baute ich kurzerhand aus einem 3,3 - Millimeter dicken Rohr und einem ein Millimeter dünnen Rundstab nach (7 ).
Als kleines Extra wollte ich an jeder Achse zusätzlich zwei Stoßdämpfer verbauen. Diese scratchte ich aus Evergreen-Profilen und einem Silberdraht (8 ). Diese Arbeit lohnt sich, da man später die Dämpfer auch noch bei montierten Rädern gut sehen kann (9 ).
1 Auf die Größe kommt es an! Die für das Filmauto benötigte, hier angesetzte Landefläche fällt schon deutlicher länger aus
2 Eine Mixtur aus einem Braun-Metallic und einem Rot von „Zero Paints“ erzeugt den passenden gewünschten Farbton
3 Die erste dünne Schicht 2K-Klarlack sollte man nach Trocknung mit einem 3.000er-Schleifpad leicht nass anschleifen
4 Die im Transkit enthaltenen, teils großflächigen Decals lassen sich sehr gut verarbeiten und decken perfekt – so soll es sein
5 Mithilfe eines Haarföns lassen sich die Nassschiebebilder erwärmen, um die Kante des Hecks ziehen und andrücken
6 Der Rahmen des mpc-Bausatzes ist nach Plan auseinanderzusägen. Hierzu eignen sich am besten geätzte Feinsägen
7 Die durch die Rahmenverlängerung zu kurze Antriebsachse kann man mit Draht oder einer Kunststoffstange verlängern
8 Kleines Extra: die zusätzlichen Stoßdämpfer. Diese entstanden aus Evergreen-Rohren, -Stangen und Silberdraht. Der lässt sich leicht um eine entsprechende Nadel wickeln
9 Die hier bereits montierten zusätzlichen Stoßdämpfer werten die Optik des nun hochbeinigeren Pick-up noch mal auf
10 Blink, blink! Zwei Schichten 2K-Automotive-Klarlack bringen die Karosserie richtig zum Glänzen – eine tolle Optik
11 „Bare Metal Foil“ eignet sich hervorragend, um die Scheinwerfer und Lampen später schön zum „Leuchten“ zu bringen
12 Dem chrombedampften Kühlergrill kann man mit einem dezenten „Washing“ aus Acrylfarben mehr Tiefe verleihen
13 Die entchromten Teile aus dem Bausatz sind hier mit verschiedenen Medien neu lackiert. So sieht es originalgetreuer aus
14 Echt wirkender Chromglanz mittels einer dünnen Schicht Alclad II „Chrome“. Schönes Detail: das Kennzeichen
15 Alclad benötigt immer einen glänzenden Untergrund. Hier kam Tamiya TS aus der Dose zur Anwendung
16 Die Reifen aus dem mpc-Kit – angeschliffen und mit einer Mischung aus Terpentin und Farbpigmenten verschmutzt
17 Schöne Details an Frontstoßstange und Kuhfänger. Die Kennzeichenrahmen sind von „Highlight Model“ aus Finnland
18 Sieht massiv aus: Die Überrollbügel-Teile aus dem Zubehörkit bestehen aus Resin und sind zusammenzukleben
19 Tolle Sache! Die geätzten Zierleisten sind zuerst mattschwarz zu lackieren und teils wieder freizukratzen (Ränder)
20 Die Zierleisten um die Radläufe sind mittels „Bare Metal Foil“ erstellt, die geätzten geraden Stücke aufgeklebt
21 Markantes Detail an der Karosserie ist die nach vorn gespannte Antenne mit Feder, hier aus dünnem Draht erstellt
Statt Bausatz-Chrom glänzen überall spezielle Lacke (Chrom) von Alclad II und Molotow
Glanz
Nun war es an der Zeit, die Karosserie zum Glänzen zu bringen. Dieses Mal verwendete ich wieder einen 2K-Klarlack von der Firma „Standox“, womit man normalerweise originale Autos lackiert. Das Ergebnis ist wirklich überzeugend und kann sich sehen lassen (10 )! Der Lack trocknet innerhalb von 16 Stunden aus und man kann am nächsten Tag sofort weiterarbeiten. So konnte ich auch bald mit „Bare Metal Foil“ die Lampenmasken bekleben, damit später auch die Rücklichter schön leuchten (11 ). Und als der Pick-up so lackiert war, hatte ich schon wieder die Melodie im Kopf:„'Cause I'm the unknown stuntman that made Redford such a star!“
Realistische Chromteile
Ich muss zugeben, dass ich überhaupt kein Freund von den chrombedampften Gießästen bin. Diese sehen für mich eher „spielzeughaft“ aus. Deswegen habe ich alle Teile in „Methoxypropanol“ (Vorsicht, Lösungsmittel) eingelegt und mit einer Zahnbürste entchromt. Ja, ich weiß, einige werden jetzt sagen, das geht auch mit Backofenspray, das funktionierte hier aber nicht.
Ich hatte, um unterschiedliche Glanzgrade zu erzeugen, mit zwei verschiedenen Materialien gearbeitet, einmal mit Alclad II „Chrome“ sowie mit „Chrome“ der Firma Molotow. Beides funktioniert hervorragend, wobei das Mittel von Molotow mehr glänzt. Als Basis braucht man bei beiden eine glänzende schwarze Lackierung (12 ,13 ).
An der Heckstoßstange mit den „Fall Guy“- Kennzeichen verbaute ich noch einen Kennzeichenrahmen von meinem Freund Eero. Ich denke, hier kann man den Unterschied zu den bedampften Teilen deutlich sehen, ich finde das so schöner (14 ).
Ebenso lackierte ich die Felgen aus dem mpc-Kit mit Alclad II „Chrome“ (15 ). Als Kontrast wollte ich die Reifen aber leicht verschmutzen. Zuerst schliff ich die Laufflächen mit 240er-Schleifpapier an. Danach ließ ich eine Mischung aus Terpentin und Farbpigmenten zwischen die Profilstollen laufen (16 ).
Neue Details
Im mpc-Kit sind einige schöne Details enthalten wie die Seilwinde und der Kuhfänger (17 ). Die Zusatzscheinwerfer auf dem Überrollbügel hatte ich mit einem 0,6- mm-Draht verstiftet, damit sie nicht so leicht abbrechen (18 ).
Die markanten seitlichen, zweifarbigen Stoßleisten sind als Ätzteile ausgeführt (19 ). So kann man diese einfach mattschwarz lackieren und dann vorsichtig die beiden dünnen äußeren Streifen wieder blank kratzen – es kann so einfach sein. Mit einem Klebebandstreifen markierte ich die Position der Leisten und klebte diese vorsichtig Stück für Stück an (genau arbeiten!) (20 ).
Für die lange Funkantenne am Truck verwendete ich wiederum ein Stück Silberdraht, welches ich um eine einfache Nähnadel wickelte. Mit zwei in die Karosserie gebohrten, 0,4 Millimeter kleinen Löchern montierte ich sie dann sicher an der Ladefläche und dem Kabinendach (21 ).
Nach dem Zusammenbau steht jetzt ein wirklich riesiges Modell vor mir auf dem Tisch und ich finde den Pick-up wirklich klasse! Ich glaube, ich gehe jetzt mal ins Wohnzimmer und schaue mir eine alte FolgeEin Colt für alle Fälle auf RTL Nitro an.
Überzeugend und originalgetreu
Mit einiger Nacharbeit am alten mpc-Kit kann man in Ergänzung mit dem tollen Transkit von ScaleProduction ein überzeugendes, originalgetreues Modell dieser Filmlegende nachbauen. Viel Spaß dabei!
Sascha Müller ist Jahrgang 1972 und verheiratet. Von Beruf ist er Modellbauermeister in einer Gießerei. Zu seinen Hobbys gehören der Garten, Motorsport und der Modellbau. Nach langer Pause fand er 2004 wieder zum Plastikmodellbau zurück. Seine Interessen liegen bei Prototypen, GT-Fahrzeugen der Le-Mans-Serie und getunten Straßenwagen. Er ist Mitglied im PMC Dortmund (Vorstand). Man sieht seine Modelle und Dioramen auf Ausstellungen im In- und Ausland auch live. Informationen findet man auf seiner Facebook-Seite.