HEIMWEH
In den Ferien wollten alle wieder nach Hause. Wegen des Andrangs von italienischen Arbeitern setzte die Bahn Sonderzüge ein
TATKRÄFTIG Voller Hoffnung machten sich diese Italiener auf den Weg nach Wolfsburg
TV-Highlight der Woche: „Bella Germania“ – ein Stück deutscher Geschichte
AMORE
Alexander (C. Letkowski) verliebt sich in Giulietta (S. Busuioc)
ZERRISSEN
Julia (Natalia Belitski) sucht nach ihren familiären Wurzeln
3 Fragen an …
Giovanni Zarrella
„Ich bin Italo-Schwabe“
Mit Bildwoche sprach der 40-Jährige, der mit Gattin Jana Ina (42) zwischen Hechingen und Rom pendelt, über seine Wurzeln.
1 Sind Sie mehr Italiener oder Deutscher?
Eigentlich beides: Ich fühle mich als Italo-Schwabe.
2 Was haben Ihre Eltern sich erträumt, als sie nach Deutschland kamen?
Sie haben nicht geträumt, sie haben alles getan um zu leben und zu überleben. Und sich durch harte Arbeit viele Dinge ermöglicht, von denen sie geträumt haben.
3 Was haben wir uns von Italienern abgeschaut – und umgekehrt?
Ich bin ein Beispiel dafür: Die deutsche Zuverlässigkeit im italienischen Anzug.
Mittags draußen in der Sonne sitzen, ein Eis löffeln, am Cappuccino nippen – was heute für uns eine Selbstverständlichkeit ist, kannte in den 50er und 60er Jahren so gut wie niemand in Deutschland. Das „Dolce Vita“, das süße Leben, brachten erst die Gastarbeiter aus Italien zu uns. Denn sie hatten nicht nur Pizza und Pasta im Gepäck, sondern auch diesen lässigen Lebensstil, der uns und unser Land für immer veränderte. Grazie mille!
Spannende Familiensaga
Doch die Männer, die ab 1955 zu uns kamen, hatten keinen leichten Start – ohne Sprachkenntnisse, weit weg von ihren Lieben. Mit welchen Problemen sie kämpften, zeigt der ZDF-Dreiteiler „Bella Germania“, der über drei Generationen die Geschichte einer deutsch-italienischen Familie erzählt. Ein spannender Blick hinter die Kulissen …
Schwieriger Start
Vor allem unter Vorurteilen mussten die ersten Gastarbeiter leiden. Denn sie wurden nicht von allen als Botschafter der italienischen Lebensart begrüßt. Stattdessen beschimpfte man sie als „Itaker“ oder „Spaghettifresser“. Man fürchtete die „Mafiosi“, die angeblich schnell zum Messer griffen. Gleichzeitig ließen die tempe-ramentvollen Casanovas auch deutsche Frauenherzen höher schlagen. Das passte vielen nicht. In Wolfsburg beispielsweise hingen an einigen Lokalen Schilder: „Für Italiener verboten.“ Erst langsam änderte sich das Italienbild der Deutschen. Federico Fellinis Film „La Dolce Vita“ verhalf 1959 nicht nur seinen Hauptdarstellern Marcello Mastroianni und Anita Ekberg zu einem großen Erfolg. Auch der Titel des Films selbst machte Karriere – als geflügeltes Wort für die deutsche Sehnsucht nach dem Süden. Italien wurde zum Traumziel für den Urlaub. Sonne, Strand und Meer öffneten auf beiden Seiten die Herzen. In „Bella Germania“ verliebt sich ein deutscher Ingenieur in seine schöne italienische Dolmetscherin. Und damit beginnt die Geschichte … Sehenswert!
PIZZA-PIONIERE
Nicolino di Camillo († 93) und seine deutsche Frau Janina eröffneten 1952 in Würzburg die erste deutsche Pizzeria
SO 10.3. | 20.15 5 Uhr
ZDFBella Germania
Deutsch-italienische Familiensaga in drei Teilen (auch am 11. und 13.3.)
Fotos: ddp images (2), picture alliance (3), ZDF/Walter Wehner (2)