... die Wärmebildkamera verrät uns, dass auch ein Hirsch dabei ist. Peng, der Hirsch fällt um, der herbeigerufene Landwirt lässt sich dazu nötigen, rasch ein Bild zu knipsen.
Der Hirsch ist tot, die Brunft hat begonnen, so verkünden wir im Internet.
So einfach ist es nicht
Beobachtet man manchen Jagdscheininhaber, so bekommt man den Eindruck, die Brunft müsse in etwa so ablaufen. Dass hinter einer erfolgreichen Jagd auf den Brunfthirsch jedoch viel Arbeit und Hege steckt und Jagd etwas anderes ist, als das bloße Hinterherrennen und Posieren, wissen wir alle. Der JÄGER hat mit den Revierjagdmeistern Dirk Stade und Jost Weber über die wichtigsten Elemente der Hege und Bejagung des Rotwildes gesprochen.
Ohne Vorbereitung kein Brunfthirsch
Erfolgreiche Rotwildhege beginnt bereits mit der Attraktivität der Standorte im eigenen Revier. Ruhe ist das zentrale Element hierfür, doch auch Hecken oder kleine Weiden müssen zudem als Sichtschutz angelegt und gepflegt werden, sollen sie später einmal den Brunftplatz und den Tageseinstand attraktiv machen. Dabei sind insbesondere Obstgehölze in mehrer Hinsicht nützlich für das Rotwild. Sie schaffen Struktur und Deckung und binden das Wild gerade auch zur Zeit der Brunft durch die reifen Früchte. Zudem erhöht natürlich Salz und Wasser im Revier die Attraktivität erheblich, auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten neue Wasserstellen zu schaffen und bestehende Suhlen zu pflegen. Die Anlage von Wildäckern und deren Pflege vor der Brunft trägt dazu bei. So können Mitte Juli die Frühjahrsmischungen gemulcht, mit der Scheibenegge bearbeitet und der Wildacker beispielsweise mit Raps, Kohl und Senf neu angesät werden. Diese Arten bieten nach wenigen Wochen bereits reichhaltige Äsung und binden das Wild.
Stiller Beobachter
Nur wenn man weiß, wo in etwa ein reifer Hirsch seine Fährte zieht, hat man während der Brunft auch eine Chance ihn zu erlegen. Folglich gilt es im Vorfeld bereits mit Wildkameras die Suhlen und Wechsel im Revier zu beobachten und sich etwaige Fährten und Himmelszeichen genauer anzusehen. Sehr frühes Ansitzen ermöglicht auch die ungestörte Beobachtung der Rudel. Bereits im Juli lassen sich so die Feisthirsche ausmachen, deren Einstände sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe der Brunftplätze befinden. Zudem sind die Einstände oft auch an Orten, an denen Windzug herrscht, welcher ihnen tagsüber Ruhe vor lästigen Bremsen und abends vor Mücken bietet. Hat man nun Einstände und Wechsel ausgemacht, so gilt es die entscheidenden Vorbereitungen zu treffen. Pirschsteige müssen mehr als nur halbherzig gepflegt werden, da, selbst wenn der Hirsch völlig liebestoll sein sollte, dass Kahlwild ein sehr gutes Hörvermögen hat und bei der kleinsten Unachtsamtkeit, dem einen verräterischen Ast oder Blatt mit sofortigem Sichern und mitunter unverzüglichem Abspringen reagieren. Soll, was in den meisten aller Fälle die störungsärmste Möglichkeit der Jagd ist, vom Ansitz aus gejagt werden, muss auch dieser entsprechend gewissenhaft vorbereitet werden. Denn während Rehwild vielleicht noch in Einzelfällen mit einem quietschenden Sitzbrett leben kann, verzeiht das Kahlwild solche Fehler nicht. Schussfenster müssen freigehalten werden, denn oft ist auch im September noch viel Grün auf den Schneisen. Da man grundsätzlich nicht auf dem Brunftplatz schießen sollte, müssen oft auf den betreffenden Wechseln, im Bestand Ansitzmöglichkeiten geschaffen werden. Auch diese gilt es freizuhalten.
Vorbereitung ist alles
Doch auch sonst gibt es vor Beginn der Jagd auf den König der Wälder noch ein paar Vorbereitungen zu treffen. Man sollte sich immer mit Mitjägern und Revier-nachbarn über die zu bejagenden Hirsche absprechen. Wer sich austauscht, Beobachtungen weitergibt und Fotos sowie Skizzen der letzten Jahre vergleicht, vermeidet aktiv Fehlabschüsse. Die Aktivitäten der Rudel und die individuellen Auffälligkeiten der Hirsche müssen beobachtet werden. Körperform, Habitus, Narben, Deckenfarbe, Stellung und Ausprägung der Stangen sowie die Stellung der Rosen machen einen Hirsch einzigartig und sicheres Ansprechen im entscheidenden Moment einfacher.
Strategie und Taktik
Wer Rotwild im Revier halten möchte, muss zum einen attraktive Einstände und Äsung schaffen, zum anderen jedoch auch die Jagd danach ausrichten. Schmaltiere sind die Bräute der Hirsche und sollten darum nicht in der Brunft erlegt werden. Auch geringere Hirsche sollten nicht unmittelbar vor oder während der Brunft erlegt werden, da all dies nur Unruhe für die Rudel bedeutet. Dafür gibt es im Jagdjahr bessere Zeitpunkte. Wollen wir auf einen kapitalen Hirsch waidwerken, den wir zuvor ausgiebig beobachtet und bestätigt haben, so muss ein Plan her. In den wenigsten unserer deutschen Reviere ist es tatsächlich sinnvoll und ratsam einen Hirschen während der Brunft anzugehen. Sicher mag es die ein oder andere Ausnahme geben, in der Regel jedoch ist das Risiko in ein Rudel Kahlwild zu rumpeln oder durch exzessives Pirschen die ganze Brunft zu stören ungleich höher als die Erfolgschancen. Auch der Hirschruf mag dabei sicherlich seinen Reiz haben, seine sinnvolle Verwendung gehört in den meisten kleineren Revieren doch nicht zur Tagesordnung. Wie und wo gilt es folglich zu jagen, will man bei einer so sensiblen Wildart wie dem Rotwild nichts falsch machen? Möglichst störungsarm zu jagen sollte oberstes Gebot sein, dies ist meist nur entlang der Wechsel um den Brunftplatz möglich. Dabei ist frühzeitiges und lautloses Angehen das A und O bei der Jagd in der Brunft. Befindet sich Kahlwild in der Nähe, sollte nicht geschossen werden. Absolut ruhiges, diszipliniertes Jagen unter steter Berücksichtigung des Windes führt zum Erfolg und beunruhigt zudem das Wild nicht.
Hirschgerecht jagen
Was man mitnimmt, hängt natürlich davon ab, wo man jagt. Der Bergjäger wird sicherlich lachen, rät man ihm doch einen Mückenschleier in die Lodenkotze zu packen, dafür geht er ohne seinen Stecken nicht aus dem Haus. Was muss also mit?
Die Bekleidung sollte bereits warm, jedoch auch nicht zu schwer sein - in lakenförmigen Ansitzsäcken pirscht es sich in der Regel recht geräuschintensiv und wenig bequem. Es empfehlen sich gedeckte, der Umgebung angepasste Farben, die Bekleidung sollte zudem möglichst geräuscharm gewählt werden. Baumwolle kann hier das Material der Wahl sein. Eine Kopfbedeckung hat bei fast allen Jagdarten einen großen Vorteil, wer einen Schatten im Gesicht hat, kann weitaus schwerer eräugt werden als ohne, das wussten schon die Altvorderen. Den Sichtkontakt zum Wild gilt es beim Angehen ohnehin tunlichst zu vermeiden.
Was auf keinen Fall fehlen sollte, ist ein Spektiv, das uns das sichere Ansprechen und erkennen bestimmter Hirsche erheblich erleichtert, gerade wenn sich diese in den unendlichen Weiten mecklenburgischer Schilffelder oder auf hochalpinen Lanen bewegen.
Bei der Wahl des verwendeten Kalibers scheiden sich häufig die Geister, ob es nun eine rasantere oder eine schwerere Patrone sein soll. Fakt ist, ein Brunfthirsch steckt voller Adrenalin und ist darum auch sehr schusshart. Kalkuliert man einen schlechten Treffersitz mit ein, sollte man eine gewisse Reserve haben. Obwohl sie grundsätzlich eine hervorragende Patrone ist, ist eine 6,5 also nicht das Mittel der Wahl. Was zwar der Ästhetik erheblichen Abbruch tut, aber die Störungen für das Wild auf ein Minimum reduziert, ist ein Schalldämpfer.
Jagd und Hege des Rotwilds sind ein wunderbares Erlebnis und große Verantwortung zugleich und dennoch, die Mühe auf einen Hirsch zu jagen lohnt!