... länger werden, bekommen wir mehr Sonnenlicht ab, das Schlafh ormon Melatonin sinkt, das Glückshormon Serotonin steigt. Deswegen fühlen wir uns im Frühjahr so befl ügelt.
Doch wie machen Pfl anzen das? Wie wissen sie, wann es Zeit ist, zu blühen?
Franziska Turck vom Max-Planck-Institut für Pfl anzenzüchtungsforschung in Köln spricht von zwei wesentlichen Faktoren: der Tageslänge und der Temperatur. „Pfl anzen haben eine Art innere Uhr, die die Tageslänge misst“, erklärt die Biologin. „Dafür zuständig ist ein Gen, das erst aktiviert wird, wenn es über zehn Stunden lang hell ist.“ Florigen, wie das Blühhormon genannt wird, ist nicht stabil - nur wenn es hell bleibt, bleibt auch das Hormon bestehen, ansonsten wird es wieder zerstört. „Es braucht dafür kein strahlendes Sonnenlicht - im Labor kann man die Pfl anzen sogar mit einer schummerigen Rotlichtlampe in die Irre führen …“, erzählt die Expertin. „In der Natur jedoch wird das Florigen erst wirksam, wenn die Tage länger sind als elf oder zwölf Stunden - das ist bei uns etwa ab Mitte April. Dann gibt das Gen den Startschuss, die Knospen zu öff nen.“
Doch was passiert, wenn es Mitte April eiskalt ist? „Auch dafür haben Pfl anzen Sensoren - allerdings wissen wir bisher nicht, wie sie die Temperatur messen“, erklärt Franziska Turck. Was die Forscher jedoch herausgefunden haben: Ein paar warme Tage allein genügen nicht, um die Knospen aufspringen zu lassen - es muss vorher lange genug kalt gewesen sein, die Pfl anze muss tatsächlich einen Winter durchlebt haben. „Auch das steuern Pfl anzen mithilfe von Genen“, weiß die Biologin.
Haben Gene also ein Gedächtnis? Merken sie sich, wie lange es kalt war? „Ja, so könnte man es sagen“, bestätigt sie. „Es gibt ein Gen, das das Blühen der Pfl anze hemmt: Flowering Locus C. Dieses Gen wird nach einer bestimmten Anzahl kalter Tage quasi weggepackt, unzugänglich gemacht.
Wenn dann das blühhemmende Gen also von der Bildfl äche verschwunden ist und die Tage lang genug sind, kann’s losgehen mit den prächtigen weißen Duft wolken, gelben Blütenmeeren und bunten Blumenwiesen.
Susanne Drießle
Nachgefragt im nächsten Heft , Land & Berge 3/20: Warum riecht man den Regen schon vor den ersten Tropfen?
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