... Rockwelt salonfähig machte. Er war es, der die afrikanische Time in der Jazz-, Blues- und Rockmusik betonte (obwohl die ja schon immer da war). Und Ginger Baker war es auch, der sich durch die Tatsache, dass er schlicht und ergreifend er selbst war, immer wieder ein Bein gestellt hat – und das in vielerlei Hinsicht.
Ginger Baker auf der Bühne während der Verleihung des »Lifetime Achievement Awards« von Zildjian 2008 in London.
Foto: Ingo Baron
Ab nach Afrika
1971 machte sich Baker auf die Suche nach musikalischen Wurzeln und ließ sich in der Stadt Lagos in Nigeria nieder. Dort baute er ein eigenes Tonstudio und spielte mit afrikanischen Musikern, darunter Fela Kuti. Ebenfalls in Lagos entdeckte er seine Leidenschaft zu Polo pferden, ein Hobby das ihn des Öfteren an den Rand des Ruins bringen sollte. Seine lebenslange Odyssee führte ihn über die Toskana nach Kalifornien, Südafrika letztlich nach England zurück. Musikalisch, so scheint es, wurde Baker immer wieder für Projekte engagiert, um mit seinem Namen Studioalben oder Tourneen zu pushen – und er, finanziell oft knapp, willigte ein. Eine DVD der Baker Gurvitz Army, aufgezeichnet in der Deutschen Sendung »Musikladen« [1975] lässt eindrucksvoll Bakers damaligen Zustand erahnen. Public Image Limited, Hawkwind, Masters of Reality oder das Powertrio BBM mit Jack Bruce und Gary Moore waren wei- tere Stationen, bevor eigene Jazzproduktionen, zuletzt »Why?« [2014], folgten.
Noch einmal: Cream
Vor allem Eric Clapton hatte lange Jahre lukrative Angebote zu einer Cream-Reunion abgelehnt. 2005 stimmte er dann doch zu, angeblich aus Rücksicht auf den gesundheitlichen Zustand seiner ehemaligen Kollegen und der damit einhergehenden finanziellen Belastung: Jack Bruce hatte eine Lebertransplantation überstanden, Baker litt unter Arthritis und Herzproblemen. Doch nach sieben Konzerten in London und New York war endgültig Schluss. Eine Wiederbelebung von Air Force scheiterte an Bakers Gesundheit.
»Beware of Mr. Baker«
Der mehrfach verheiratete Baker war immer streitbar, verbittert über Plattenfirmen, Veranstalter sowie nicht bezahlte Tantiemen für von ihm gespielte Drumparts, und Jay Bulgers (aus vielen Gründen sehenswerter) Film »Beware of Mr. Baker« [2012] zeigt deutlich, dass sich ein wütender Mr. Baker schwerlich stoppen lässt (als er mit dem Gehstock die Nase des Interviewers attackiert). Im Mai 1993 sagte er dem Modern Drummer: »Wir waren nicht die angenehmsten Typen der Welt, und ich war der unangehmste von allen«. Andererseits konnte er, trat man ihm ernsthaft und aufrichtig gegenüber, zuvorkommend und gesprächig sein – er war eben Ginger Baker, und der war in jeder Hinsicht ein Unikum. Am Morgen des 6. Oktober 2019 starb er in einem Krankenhaus in Südengland.