... keineswegs eingebildet, sondern schränken das Leben stark ein und sind sehr belastend.
NICHT NUR DER MAGEN LEIDET
Oft kämpfen die Betroffenen schon länger gegen ihre Krankheit an, denn die Beschwerden beginnen schleichend und nehmen über Monate oder Jahre an Stärke zu. Typisch sind Bauchschmerzen meist unterhalb des Brustbeins, Sodbrennen, Appetitlosigkeit mit Völlegefühl sowie Übelkeit und Brechreiz. Auch werden bestimmte Speisen schlecht vertragen, was von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und von fetten, stark gewürzten Gerichten über schwer verdauliches Obst und Gemüse bis hin zu Süßigkeiten, Alkohol und Kaffee reichen kann. Begleitet werden die Magenprobleme zudem von Befindlichkeitsstörungen und nicht selten kommt es zu Depressionen, Gereiztheit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Dazu können Kopfund Rückenschmerzen und oft auch Herzrasen und Schlafstörungen auftreten. Wenn noch Zeitdruck, Ärger oder Sorgen hinzukommen, verschlimmern sich die Beschwerden zusätzlich. Daher ist es wichtig, nicht nur die Symptome zu bekämpfen, sondern auch den Lebensstil zu überdenken. Denn dass Seele und Verdauung eng verbunden sind, ist längst bekannt und spiegelt sich in Redensarten wie „das liegt mir wie ein Stein im Magen“ oder „das schlägt sich auf den Magen“ wider.
Der Verdauungsapparat als Spiegel der Seele
NEU GELERNT: KAUEN
So sollte zuallererst versucht werden, das psychische Gleichgewicht wieder herzustellen. Autogenes Training, Yoga oder – wenn die Zeit für Kurse und Seminare zu knapp ist – einfach nur Ausdauersport in der freien Natur können hier sehr hilfreich sein. Gleichermaßen wichtig ist es, die Essgewohnheiten zu überprüfen. Jede Mahlzeit sollte bewusst, in Ruhe und mit Genuss eingenommen werden, nebenbei zu essen sollte völlig tabu sein. Die Nahrung muss zudem gut gekaut werden, da die Verdauung bereits im Mundraum und nicht erst im Magen beginnt. Das richtige Kauen müssen die meisten Menschen erst (wieder) lernen. Hier kann es hilfreich sein, eine Milch-Semmel-Kur nach Mayr durchzuführen, mit welcher man lernt, die Nahrung gründlich zu kauen und einzuspeicheln. Oft reicht es aber auch schon, sich einfach auf das Essen zu konzentrieren, kleine Bissen zu nehmen und diese jeweils etwa vierzig Mal zu kauen.
Auch wenn die Ärzte von der früher üblichen „Magenschonkost“ etwas abgekommen sind, ist es dennoch empfehlenswert, den Magen nicht zusätzlich zu reizen und weder zu heiße noch zu kalte Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, nicht scharf zu würzen und sehr Süßes oder Saures einzuschränken. Außerdem sind gedämpfte und gekochte Gerichte vorzuziehen und im Gegenzug sollten gebratene und gegrillte Speisen besser gemieden werden. Ebenso können zu viel Rohkost, vor allem Zwiebeln, Kohl und säurehaltige Früchte, belastend für den Magen sein.
Heilkräuter beruhigen die Schleimhaut, bringen die Magensäfte ins Gleichgewicht und lassen die Peristaltik zur Ruhe kommen
Magentee-Mischung bei Reizmagen und Magenschmerzen
ZUTATEN:
je 1 TL getrocknete Kümmel-, Anis- und Fenchelfrüchte, 2 TL getrocknetes Melissenkraut, 1 TL getrocknetes Schafgarbenkraut, 3 TL getrocknete Kamillenblüten
ZUBEREITUNG:
1 Die Früchte im Mörser zerkleinern, mit den Kräutern und den Kamillenblüten vermischen. 3 TL der Mischung in eine Tasse geben und mit kochendem Wasser übergießen.
2 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, dann absieben und lauwarm abkühlen lassen.
ANWENDUNG:
Drei Tassen täglich trinken, jeweils nach den Mahlzeiten.
Feucht-warmer Wickel mit Kamillen- oder Schafgarbentee bei Magenschmerzen und Magenkrämpfen
BENÖTIGT WERDEN:
1–2 EL getrocknete Kamillenblüten oder getrocknetes, blühendes Schafgarbenkraut 1 Badetuch, 1 Handtuch, 1 großes Wolltuch
ZUBEREITUNG:
1 Zunächst einen Kräutertee zubereiten, dazu Kamillenblüten bzw. Schafgarbenkraut mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen und abgedeckt 10 Minuten ziehen lassen.
2 Das Badetuch längs einmal falten, dann von beiden Seiten her aufrollen. In eine flache Schüssel legen, mit dem abgesiebten, heißen Kräutertee übergießen, auf das Handtuch legen und auswringen.
ANWENDUNG:
Das aufgerollte Badetuch nun um den Körper herum wieder ausrollen, es darf aber keinesfalls zu heiß sein. Mit dem Wolltuch vollständig umwickeln, es sollte das Badetuch unten und oben etwa 2 cm überragen. Dann bequem hinlegen, mit einer Decke zudecken und den Wickel mindestens 30 Minuten so belassen.
Die Schafgarbe hemmt Entzündungen und hilft bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darmbereich
Oft reizt den Magen auch ein Druck von außen, etwa ein dauerhaft zu eng sitzender BH. Daher sollte, zumindest in der Freizeit, auf bequeme Kleidung geachtet werden. Umgekehrt kann der gereizte Magen auch von außen beruhigt werden, so wirken feucht-warme Wickel mit beruhigendem Kräutertee wunderbar entkrampfend.
RETTUNG FÜR SCHLEIMHÄUTE
Gleichzeitig können verschiedene Heilmittel angewendet werden, um den gereizten Magen von innen zu kurieren. Wenn die Schleimhaut angegriffenen ist, helfen entzündungshemmende und beruhigende Kräuter wie Kamillenblüten, Melissenkraut, Süßholzwurzel und Schafgarbenkraut. Sie können entweder zu gleichen Teilen gemischt oder abwechselnd einzeln als Tee zubereitet werden. Dazu zwei Teelöffel Kräuter mit einer Tasse kochendem Wasser aufbrühen und zehn Minuten abgedeckt ziehen lassen – drei Tassen am Tag sollten es mindestens sein. Eine schleimhautschützende Wirkung haben Kalmusund Eibischwurzeln sowie Malvenblätter. Auch diese Heilpflanzen können je nach Vorliebe sowohl kombiniert als auch einzeln zubereitet werden.
Wegen der enthaltenen Schleimstoffe bedürfen diese einer besonderen Zubereitung als Kaltauszug: Sechs Teelöffel getrocknete, zerkleinerte Pflanzenteile mit einem dreiviertel Liter kaltem Wasser übergießen und mindestens zwei Stunden an einem kühlen Ort stehen lassen. Danach den Auszug kurz erwärmen und absieben. Auf drei Tassen aufteilen und eine halbe bis eine Stunde vor den Mahlzeiten trinken.
Magenschutz durch Heilmittel aus der Natur
Gequollene Leinsamen enthalten ebenfalls nützliche Schleimstoffe, die sich schützend über die Schleimhaut des Magens legen. Im Gegensatz zur Behandlung von Darmträgheit wird hier nicht der ganze Leinsamen, sondern nur der „Leinsamen-Schleim“ eingenommen.
GEGEN DAS DRUCKGEFÜHL
Bei einem unangenehmen Druck im Oberbauch schaffen krampflösende Heilkräuter Abhilfe. Bewährt haben sich die Früchte von Kümmel, Anis und Fenchel, deren ätherische Öle die angespannte Muskulatur des Magens beruhigen. Sie wirken entspannend auf die Darmwand, weswegen sie auch bei einem Reizdarm und einem aufgeblähten Bauch helfen.
Falls bei den Beschwerden Appetitlosigkeit und eine zu geringe Magensäureproduktion im Vordergrund steht, empfiehlt sich Engelwurz. Ihre Bitterstoffe steigern die Bildung der Magensäure, weitere Inhaltsstoffe wirken krampflösend. Für einen Tee einen Teelöffel zerkleinerte Wurzel mit einer Tasse kaltem Wasser ansetzen, aufkochen, zehn Min. ziehen lassen, abgießen. Dreimal täglich vor dem Essen trinken.
Engelwurztinktur am besten in ein großes Glas heißes Wasser gegeben und fünf Minuten stehen lassen: So verdampft ein Teil des Alkohols, dieser könnte die Schleimhäute erneut reizen.
Süßholzwurzel-Tee bei Reizmagen und Gastritis
ZUTATEN:
1 ½ TL (ca. 4,5 g) fein geschnittene, getrocknete Süßholzwurzel
ZUBEREITUNG:
1 Die Wurzel in einen kleinen Topf auf 150 ml kochendes Wasser geben.
2 Aufkochen lassen und 10–15 Minuten ziehen lassen. Dann absieben.
ANWENDUNG:
3 bis 4 Mal täglich eine Tasse nach den Mahlzeiten trinken. Nicht länger als vier bis sechs Wochen anwenden. Nicht bei Bluthochdruck und Lebererkrankungen einnehmen.
Leinsamen-Schleim zum Schutz der Magenschleimhaut
ZUTATEN:
2 TL Leinsamen
ZUBEREITUNG:
1 Leinsamen mit 250 ml heißem Wasser übergießen, halbe Stunde stehen lassen.
2 Leinsamen dann abseihen und die Flüssigkeit auffangen.
ANWENDUNG:
Den Leinsamen-Schleim in kleinen Schlucken über den Tag verteilt trinken.
Engelwurztinktur zur Förderung der Verdauung
ZUTATEN:
30 g frische Engelwurz-Wurzel, 150 ml Alkohol (70%ig)
ZUBEREITUNG:
1 Wurzel klein schneiden, in ein Schraubdeckelglas geben und mit dem Alkohol auffüllen. 2–3 Wochen kühl stellen.
2 Durch ein Tuch abseihen, in Tropffläschchen umfüllen.
ANWENDUNG:
2 bis 3 Mal täglich 15–20 Tropfen nach den Mahlzeiten.
Engelwurz fördert die Produktion der Verdauungssäfte und ist wichtiger Bestandteil eines Magenbitters
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