... mit guter Kompartimentierung Sinn. Eine solche ZTV-konforme Verbolzung ist keinesfalls mit der in der vor Jahren in der Baumchirurgie genutzten Verbolzung von Stammwunden und Faulstellen zu verwechseln. Diese hat zu Recht einen negativen Ruf. Die Stabilisierung von aufgerissenen Stammköpfen und Vergabelungen ist hingegen eine sehr sinnvolle Maßnahme.
Bei der Buche sollten zusätzlich Kronensicherungen eingebaut werden. Außerdem wurden zur Vitalisierung des Baumes und Unterstützung der Sicherungsmaßnahmen eine Beimpfung mit Mykorrhiza-Impfstoff und das Ausbringen von Huminstoffen empfohlen. Die Ausführung der Maßnahmen sollte begleitet werden. Die Ausführung der Sicherungs- und Vitalisierungsmaßnahmen erfolgte am 5. März 2018. Die Verbolzungen und der Einbau der Kronensicherungen wurden durch die Baumpflegefirmen Klettermaxe (Stefan Artmann) und O.B.T.A de Linde (Frits Gillissen) durchgeführt – beides Unternehmen mit langjähriger Erfahrung mit Verbolzungen auch größeren Ausmaßes.
Die Anbindung zwischen den Stämmlingen ist infolge des Sturms tief eingerissen.
Spezialanfertigungen benötigt
Für die Verbolzungen wurden vier Gewindestangen mit 30 Millimeter Durchmes- ser und Längen von bis zu 215 Zentimeter verwendet – aufgrund der ungewöhnlichen Maße waren die Bohrer Spezialanfertigungen. Nachdem die Krone mittels Motorseilzug – so weit wie möglich – zusammengezogen wurde, konnte eine erste Sicherungsebene zwischen die beiden auseinandergerissenen Stämmlinge eingebaut werden. Hier wurden die Bolzen gesetzt und mit Dyneema-Seil mit 20 Tonnen Bruchlast stramm verbunden. Durch diese Sicherung, die kurz oberhalb der Vergabelung positioniert wurde, soll das weitere Aufreißen der Anbindung verhindert werden. Danach wurden zwei weitere Bolzen im Bereich des Stammes gesetzt. Diese sollen die Torsionsbewegungen im Stamm verhindern.
Bohrung zum Einbau eines Bolzens
Fotos: Kutscheidt
Verbolzung mit Dyneema-Hohlseilverbindung (20 t Bruchlast)
Festziehen der Mutter auf Gewindestange
Drei Kronensicherungen eingebaut
Durch den Einbau von drei Kronensicherungen (20 Tonnen Dyneema) im Dreieckverbund zwischen geeigneten Stämmlingen wurde eine zusätzliche Sicherungsebene in die Krone eingebaut.
Im östlichen Kronenbereich wurde eine Kronenteileinkürzung mit etwa fünf Prozent Kronenvolumen durchgeführt, weil hier ein Starkast eine extrem weite Auslage hatte und mit diesem großen Hebelarm die Verbindungen stark belastet hätte.
Einsatz von Mykorrhiza-Impfstoff
Zusätzlich zu den Sicherungsmaßnahmen im Bereich des Stammes und der Krone sind zur Vitalisierung des Baumes geeignete Mykorrhiza-Impfstoffe (sechs Liter Ektomykorrhiza für Buche) und 25 Liter Huminstoffe (Perlhumus) ausgebracht worden. Der Impfstoff entsprach den Qualitätsangaben der FLL-Baumpflanzung Teil 2. Die Symbiosepilze wurden mit einem Spaten in etwa 50 Bodenschlitze in einer Tiefe von 10 bis 30 Zentimeter im Wurzelraum appliziert. Die gekörnten Huminstoffe sind oberflächlich unterhalb der Krone ausgestreut worden. Mit dieser Unterstützung sind für die Buche – nach der schweren Sturmverletzung – keine Einbußen ihrer Lebenserwartung mehr zu erwarten.
DER AUTOR
Dr. Jürgen Kutscheidt ist Leiter des Sachverständigenbüros „Der gesunde Baum!?“, Tönisvorst. Zudem ist er seit 1985 an der Forschung und Anwendung von Mykorrhiza-Impfstoffen beteiligt.