... Seitenverhältnis ändern.
• Alle Programme zeigen ein Gitternetz, mit dem Sie die Geraden im Motiv prüfen. Es stört jedoch die Bildbeurteilung und dockt oft nicht genau an Motiv - kanten an – einzelne bewegliche Hilfslinien sind nützlicher.
Nutzen Sie zum Entzerren diese Funktionen:
• Automatische Objektivkorrektur: Direkt beim Öffnen korrigieren die Programme typische Objektivfehler – kissen- und tonnenförmig verbogene Kanten, teils auch Randabschattung und Farbsäume, am besten auf Basis von Objektivprofilen. Der Eingriff lässt sich manuell verfeinern.
• Automatische Perspektivkorrektur: Capture One kann das nicht. Die anderen Programme richten per Mausklick senkrechte, waagerechte oder alle Linien im Bild rechtwinklig aus. Schiefer Horizont und stürzende Linien verschwinden mühelos. Regeln Sie von Hand nach.
• Korrekturlinien: Richten Sie die Linien an Motivkanten aus, die horizontal oder vertikal erscheinen sollen. Nutzen Sie Umrisse nah am Bildrand.
• Regler: Ziehen Sie an Reglern für waagerechte und senkrechte Verzerrung, Seitenverhältnis und Drehwinkel. Blenden Sie dabei skalierbare Gitternetze zur Orientierung ein. Diese Technik hilft vor allem beim Verfeinern anderer Korrekturwege.
Lightroom Classic, Photoshop
Photoshop, Bridge, Lightroom und Lightroom Classic gemeinsam kosten 11,89 Euro pro Monat. Diese Adobe-Programme verwenden im Hintergrund die einheitliche RAW-Steuerung Adobe Camera Raw, derzeit ACR 13.3. Photoshop Elements 2021 (90 Euro) bietet keine Entzerrung im RAW-Dialog; im Hauptprogramm finden Sie dort den brauchbaren Befehl „Filter, Kameraverzerrung korrigieren“.
Objektivverzeichnung:
Lightroom Classic, das Cloud-basierte Lightroom 4.3 und der RAW-Dialog von Photoshop und Bridge bieten gute und übersichtliche Funktionen für die Bildgeometrie. Im Bedienfeld „Objektivkorrekturen“ beheben Sie Objektivfehler wie durchgebogene Kanten und Randabschattung (Vignettierung). Oft erkennt Lightroom die verwendete Ausrüstung und lädt das passende Profil – die automatische Korrektur lässt sich dann verfeinern. Dazu gibt‘s Regler für komplett manuelle Korrekturen. Fisheye-Bilder begradigt Lightroom im Test nicht; DxO kann‘s besser.
Neue Perspektive:
Gut: Das „Transformieren“-Bedienfeld bietet zwei unterschiedlich starke Automatiken gegen schräge Kanten.
Die automatische Änderung lässt sich mit Einzelreglern verfeinern, zum Beispiel gegen verpfuschte Höhe-Breite- Proportionen. Ein Regler für den Gesamteffekt wie bei DxO und Capture One fehlt. Per „Zuschnitt beschränken“ verhindern Sie leere Bildecken. Anders als DxO und Capture One ändert Lightroom jedoch nicht wahlweise das Seitenverhältnis der Bildfläche; so verschwindet gestreckter Bildinhalt hinterm Rand.
Alternativ richten Sie Korrekturlinien an Motivkanten aus und zaubern damit rechte Winkel ins Motiv. Anders als bei DxO und Capture One platzieren Sie jede Linie einzeln, es stehen dazu keine fertigen Rechtecke zur Verfügung. Dafür liefern die Adobe-Programme die Vorschau sofort und nicht erst nach einem Klick auf „Zuweisen“ oder „Anwenden“.
TIPP
Wollen Sie Fotos direkt im Photoshop-Hauptprogramm entzerren, wählen Sie zunächst „Filter, Für Smartfilter konvertieren“. Dann testen Sie im „Filter“-Hauptmenü die Befehle „Camera Raw-Filter“, „Objektivkorrektur“ oder „Adaptive Weitwinkelkorrektur“.
Fazit: Keiner kann alles
Lightroom und der Photoshop-RAW-Dialog bieten gute, intuitive Perspektivkorrektur mit fixer Vorschau – über den Bildrand hinaus gestreckter Inhalt geht aber verloren. Umständlicher und weniger eingängig präsentiert sich DxO, hat aber interessante Spezia litäten im Programm: eine gute Fisheye-Korrektur und eine spezielle Entzerrung der Ränder.
Capture One wie auch DxO bieten weitere Besonderheiten: Korrekturlinien Korrekturlinien im Rechteck und wahlweise angepasste Proportionen der Arbeitsfläche. Doch sonst bleibt Capture One zurück, eine automatische Entzerrung für gängige Kameras fehlt – eine herbe Enttäuschung, denn als Einstieg in die Perspektivbearbeitung hilft die Automatik allemal, und sie lässt sich ja nach Belieben verfeinern.
Alle Programme glätten die durchgebogenen Kanten ordentlich – zumindest per Objektivprofil, und kein Testergebnis zeigte nach dem Entzerren Bildstörungen.
Capture One 21 Pro
TIPP
Capture One weitet die Bild-Arbeitsfläche scheinbar nicht aus. Sie sehen zunächst keine leeren Ecken, und gestreckte Motivränder verschwinden hinter dem Bildrand. Abhilfe: Wechseln Sie nach der Perspektivkorrektur zum Zuschneiden-Werkzeug. Für volle Gestaltungsfreiheit verwenden Sie im „Zuschneiden“-Bedienfeld „Seitenverhältnis: Unbeschränkt“ und „Ausschnitt außerhalb des Bildes zulassen“. Nun verschieben Sie den Bildausschnitt oder erweitern die Arbeitsfläche um abgetauchte Motivränder. Wichtig: Gehen Sie danach beim Exportieren in den Bereich „Export Rezept, Anpassungen“, und wählen Sie dort „Zuschneiden: Ausschnitt berücksichtigen“.
Das Profiprogramm kostet 349 Euro für alle Kamerasysteme oder 219 Euro im Jahresabo; 2022 soll eine Mobil version fürs iPad erscheinen. Eine Version nur für Sony-, Nikon- oder Fujifilm-RAW-Dateien kostet einmalig 229 Euro oder 169 Euro im Jahresabo. Das stark abgespeckte Capture One Express gehört kostenlos zu Sony- und Fujifilm-Kameras.
Durchgebogene Gebäudekanten :
Im Bereich „Objektiv, Objektivkorrektur“ glättet das Programm aus Dänemark durchgebogene Gebäudekanten per Profil und/oder Regler. Nur Capture One liefert hier einen Regler gegen Schärfeabfall zum Rand.
Fehlt das Objektivprofil, verwenden Sie ein mitgeliefertes Standardprofil gegen Verzeichnung.
Klicken Sie im „Objektivkorrektur“-Bedienfeld oben rechts auf die drei Punkte. Im Menü schalten Sie die automatische Erstkorrektur der Objektivverzeichnung wahlweise ab.
Perspektive bearbeiten:
Stürzende Linien und Co. bearbeiten Sie im Bereich „Objektiv, Trapezkorrektur“. Dort bietet Capture One Korrekturlinien, die Sie an Motivkanten ausrichten – vertikal, horizontal oder im Rechteck. Nur DxO kann das mit noch mehr Finesse. Einige Regler verfeinern das Ergebnis, doch fehlen Motivskalierung und -versatz.
Allerdings: Auch nach dem neuesten Update (intern Version 14.3) erlaubt Capture One die vollautomatische Perspektivkorrektur nur für Bilder von Phase-One-
Rückteilen. Aufnahmen aus gängigen Systemkameras oder Handys korrigiert das teure Programm nicht automatisch – das ist schwach.
Capture One liefert immerhin Regler für senkrechtes und waagerechtes Neigen sowie Korrekturlinien, die Sie an Motivkanten anlegen. Testen Sie nach dem Klick auf „Zuweisen“, ob eine andere „Stärke“ im Bedienfeld „Trapezkorrektur“ die Bildwirkung verbessert.
DxO PhotoLab Elite 4.3, DxO ViewPoint 3.1
PhotoLab Elite 4.3 für Mac oder Windows kostet regulär 199, im Sonderangebot 149 Euro. Es bearbeitet jedoch keine Bilder vom Fujifilm-X-Trans-Sensor. Die PhotoLab- Varianten DxO PureRAW oder PhotoLab Essential sind zu stark abgespeckt.
Korrekturen von Objektivverzeichnungen bereiten keine Probleme, doch für eine vielseitige Perspektivkorrektur benötigen Sie zusätzlich DxO Viewpoint 3.1 (79 Euro).
ViewPoint läuft als Einzelprogramm, aber auch aus DxO PhotoLab oder aus Lightroom heraus. Die Software ergänzt damit auch Photoshop Elements sowie ältere Versionen von Lightroom oder Photoshop, die weit weniger raffiniert entzerren – probieren Sie das Programm einfach 30 Tage lang gratis aus.
Allerdings bearbeitet ViewPoint als Einzelprogramm oder als Lightroom-Zusatz ausschließlich JPG- und TIFF-Dateien, keine RAWs. RAW-Dateien, die aus Lightroom übermittelt wurden, werden umgewandelt.
Dieses Problem haben Sie nicht, wenn Sie ViewPoint innerhalb von PhotoLab verwenden.
Automatisch und manuell:
Im Test tut sich DxO mit einigen Besonderheiten hervor: mit Randentzerrung, guter Fisheye-Korrektur, Anpassung der Bildproportionen und mit dem einst sehr populären Miniatureneffekt; die Bedienung bereitet jedoch Mühe.
Kissen- und tonnenförmige Verzeichnungen behebt ViewPoint nur dann automatisch, wenn das Bild alle Exif-Daten zur Fotoausrüstung mitbringt. Bei schon bearbeiteten JPGs bleibt oft nur die manuelle Entzerrung per Regler – auch kein Problem. Ein weiterer Regler begradigt Fisheye-Bilder, an denen Lightroom im Test verzweifelte.
TIPP
Welche Bildfehler einschließlich Entzerrung soll DxO PhotoLab direkt nach dem Öffnen korrigieren? Das entscheiden Sie unter „Bearbeiten, Programmeinstellungen“. Diese Erstbearbeitung ändern Sie nach Belieben für Einzelbilder – klicken Sie rechts oben auf „Preset anwenden“.
Anders als Lightroom liefert DxO im „Perspektive“- Bedienfeld nur eine einzige Vollautomatik gegen stürzende Linien und Co. – sie wirkt zu stark, lässt sich aber stufenlos zurückregeln und auf horizontale oder vertikale Kanten einschränken. Dazu bietet ViewPoint unterschiedliche Korrekturlinien von einfach bis komplex, auch im Rechteck angeordnet, das ist gut für schräg fotografierte Gebäude, Schilder und Fenster.
Leere Ecken:
Nur die DxO-Programme bieten zwei Regler gegen „Volumendeformation“. So werden Motive ganz außen nicht unschön gedehnt, ob statt oder neben der Gesamtentzerrung – im Test ein subtiler Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Im Bereich „Zuschneiden, Korrektur“ regeln Sie, ob leere Bildecken entstehen können. Im „Seitenverhältnis“- Menü lassen Sie das entzerrte Foto auf Wunsch über den ursprünglichen Bildrand hinauswachsen – so verschwindet ein kippendes Gebäude nach dem Aufrichten nicht hinter der oberen Bildkante. Die Alternative wie bei Capture One: Schützen Sie zunächst das Seitenverhältnis, dann schalten Sie zum Zuschneiden-
Werkzeug und regeln Bildinhalt und Seitenverhältnis frei durch Ziehen.