Es ist soweit … endlich. Die Regelreform 2019 wirft ihre Schatten voraus. Viele Golfer hatten sich im Vorfeld gefragt: „Muss das sein?“ Die Antwort ist einfach. „Ja, es musste sein.“
Diese Regelreform greift nach über 60 Jahren endlich ein, um die Strukturen der Regeln einfacher und überschaubarer für jeden Golfer zu gestalten. Von 34 auf 24 Regeln gekürzt heißt dabei nicht automatisch, dass auch der Inhalt kürzer geworden ist. Besonders in den Einzelentscheidungen zu den Regeln, die für Spielleitungen und Referees wichtig sind, musste dringend eine Überarbeitung erfolgen. So hat man etwa 300 Entscheidungen ganz gestrichen, 300 sind in die neuen Regeln mit eingeflossen und weitere 300 werden in einem „Offiziellen Handbuch“ als Leitlinien für Spielleitungen erscheinen.
Was mir besonders gefällt an den neuen Regeln ist nicht die Tatsache, dass sich alle Nummern geändert haben, sondern viel mehr der Aufbau der einzelnen Bereiche und die dadurch gegebene Möglichkeit für alle Golfer, viel schneller die Stelle zu finden, die sie in einem Turnier benötigen. Es gibt die Spielregeln als „Spieleredition“, die klein und übersichtlich in jedes Bag passt, und als Vollversion in DIN A5- Format mit zirka 250 Seiten Text.
Ebenfalls sticht hervor, dass man Spielsituationen in Grafiken mit eingebaut hat, sodass ein Verständnis für einen Regelfall viel größer und einfacher wird. Wir werden Sie in den nächsten Ausgaben durch die Regelreform begleiten, indem wir die einzelnen Abschnitte erklären und parallel dazu ein kleines Quiz anbieten, das sich jeweils auf den Abschnitt bezieht. Wer sich im Selbststudium schon auf 2019 vorbereiten möchte, kann beide Versionen beim Köllen Verlag (siehe oben) bestellen.
Darüber hinaus informiert auch der Deutsche Golf Verband in vielen Publikationen wie Merk- oder Themenblättern sowie mit einem speziellen Internetangebot (rules4you.de). Die App für IOS und Android wird in der deutschen Fassung wohl erst im Frühjahr zu haben sein.
Der Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A) als einer der weltweiten Regelhüter (der andere ist die United States Golf Association, USGA) bietet die App bereits jetzt in englischer Spache an.
In dieser Ausgabe geben wir Ihnen einen Überblick der wesentlichen Veränderungen der Regelreform. Nutzen Sie bitte die Möglichkeit, Fragen bezüglich der Regeln zu stellen, wie Sie es bisher gemacht haben.
Wir freuen uns darauf und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
„Verhaltensrichtlinien für Spieler“
Ein beliebtes Zitat des R&A in Schottland ist: „Die Regeln wurden geschrieben für alle Spieler, die nach den Regeln spielen wollen.“ Das ist wohl wahr, denn wer nicht nach den Regeln spielen will, benötigt auch kein Regelbuch. Allerdings spielt er dann auch kein Golf, sondern irgendetwas.
Im ersten Teil wollen wir uns eine Übersicht der Änderungen verschaffen, bevor wir dann in eine nähere Betrachtung einsteigen. Die wichtigsten Argumente einer Änderung der Regeln sind:
1. Vereinfachung der Sprachweise zum besseren Verständnis, um Hemmschwellen abzubauen.
2. Zusammenfassung von Begriffen, die Sie als Golfspieler kennen müssen.
3. Hilfen im Spiel, um die Spielgeschwindigkeit deutlich zu erhöhen.
Zusammenfassend bedeuten diese Maßnahmen, dass die neuen Regeln übersichtlicher und weniger kompliziert sind. Für den Einsteiger ist das sehr gut. Für den Golfer, der schon länger dabei ist, stellen die neuen Regelnummern erst einmal ein Hürde dar. Aber, keine Angst, der Aufbau der Regeln ist wesentlich einfacher.
Was bedeutet das nun im Einzelnen? Beginnen wir mit der Etikette.
Regel 1.2 Richtlinien für Verhalten von Spielern
Schon die erste Regel hat es in sich. Hier bin ich besonders gespannt, wie sich das ab 2019 umsetzen lässt und welche Diskussionen dabei entstehen werden. Es geht um die bisherige Etikette. Neben den alten Regeln dämmerte sie so dahin, ohne große Auswirkungen auf das Spiel zu haben. Das ist jetzt anders. Es gibt die Etikette nicht mehr, sondern die Regel 1.2 „Richtlinien für das Verhalten von Spielern “. Hier kann jede Spielleitung Richtlinien erlassen, an die sich die Spieler halten müssen. Tun sie es nicht, gibt es Strafschläge. Bisher hatte der Verstoß gegen die Etikette keine Auswirkungen auf das Spielergebnis. Nur bei ganz groben Verstößen konnte eine Spielleitung den Spieler disqualifizieren. Mit der neuen Regel können auch Strafschläge verhängt werden, bevor eine Disqualifikation (DQ) folgt.
Was strafwürdig ist und was zur DQ führt muss die Spielleitung in einer Platzregel festhalten. Dabei geht man von „Fehlverhalten des Spielers“ und „schwerwiegendem Fehlverhalten“ aus. Im ersten Fall wird in den meisten Fällen eine Verwarnung ausgesprochen, danach ein Strafschlag und anschließend die Grundstrafe, die im Lochspiel Lochverlust und im Zählspiel zwei Strafschläge bedeutet; als Drittes dann die Disqualifikation.
Zu den Verstößen kann gehören:
• mit dem Trolley zwischen Grün und Bunker hindurchfahren
• einen Schläger aus Ärger in den Boden schlagen
• einen Schläger in Richtung eines Golfbags werfen
• einen anderen Spieler während des Schlags durch Unachtsamkeit ablenken
• Pitchmarken nicht ausbessern, Bunker nicht harken oder Divots nicht zurücklegen
• oder das Betreten von Spielverbotszonen.
Das sind nur ein paar Beispiele, die von den Clubs oder Spielleitungen beliebig ergänzt werden können. Zu den besonders schwerwiegenden Verstößen, die zu einer Disqualifikation führen, können gehören:
• absichtlich das Grün erheblich beschädigen
• abweichend von der Platzvorbereitung eigenständig Abschlagsmarkierungen oder Auspfähle versetzen
• einen Schläger in Richtung eines anderen Spielers oder Zuschauers werfen
• andere Spieler absichtlich während ihres Schlags ablenken
• absichtlich gegen eine Golfregel verstoßen, um dadurch trotz einer Strafe für den Verstoß möglicherweise einen erheblichen Vorteil zu erlangen
• wiederholte Verwendung vulgärer und beleidigender Ausdrücke
• Spielen mit einem Handicap, das zu dem Zweck erlangt wurde, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen oder eine Runde zu spielen, um ein solches Handicap zu erlangen.
Und nun kommt noch der Clou. Zu diesen Fehlverhalten gehört auch eine zweite Regel, nämlich die Regel 20.1b im Lochspiel und 20.1c im Zählspiel.
Wir schauen uns zunächst das Zählspiel an. Im zweiten Absatz zu dieser Regel heißt es: „Spieler sollen die anderen Spieler im Teilnehmerfeld schützen.“ Ziel ist es, die Interessen aller anderen Spieler im Teilnehmerfeld zu wahren. Diese Regel verpflichtet einen Spieler, der weiß oder glaubt, dass ein anderer Spieler einen Regelverstoß begangen hat oder begangen haben könnte und der andere Spieler dies nicht erkennt oder ignoriert, diesen Regelverstoß dem anderen Spieler, dessen Zähler, einem Referee oder der Spielleitung mitzuteilen. Dieses sollte unverzüglich geschehen, nachdem dem Spieler die Tatsachen bekannt werden und spätestens, bevor der andere Spieler seine Scorekarte einreicht; es sei denn, dies ist nicht möglich.
Versäumt der Spieler dies, darf die Spielleitung den Spieler nach Regel 1.2a disqualifizieren, wenn sie feststellt, dass ein schwerwiegendes Fehlverhalten gegen den „Spirit of the Game“ vorlag.
Wir kennen die Diskussionen nach Ende der Turniere an den Tischen?! Dort werden Regelverstöße von Spielern besprochen, und man weiß, dass Gewinner eines Preises zu Unrecht auf dem Treppchen stehen. Vorgetragen werden die Verstöße gegen die Regeln selten, da man nicht als Denunziant gelten möchte.
Diese Tatsache hat mich schon seit jeher gestört, weil sie den anderen Spielern die Chance auf einen Preis nimmt, die nach den Regeln spielen. Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, solche Vorfälle nicht melden will, gibt es nur eins: „Still sein und gar nichts sagen.“ Für mich ist die Regel 20.1 eine gelungene Erneuerung und ich hoffe, dass das Bewusstsein für ein faires Golfspiel dadurch geschärft wird.
„Nutzen Sie bitte die Möglichkeit, uns Fragen zu den neuen Regeln zu stellen!“
– Thomas Lander
„Der Platz und Bunker“
Der gesamte Turnierplatz wird als „Gelände“ bezeichnet. Dazu kommen vier Platzbereiche:
• der Abschlag
• der Bunker
• die Penalty Area
• das Grün
Was Sie bisher als Wasserhindernis kannten, wird nun zur „Penalty Area“. Der Grund dieser Änderung war die Absicht, dass eine Spielleitung nun über Wasserhindernisse hinaus auch andere Bereiche des Platzes mit roten oder gelben Pfählen kennzeichnen kann. Ausgrenzen, wie wir sie kennen, sind geblieben. Ebenfalls die Begriffe „Boden in Ausbesserung“, „Unbewegliche und bewegliche Hemmnisse“, oder „Loser hinderlicher Naturstoff“.
Biotope, Pfähle mit grüner Kappe, nennen wir nun auch Penalty Area und Spielverbotszonen. Betritt ein Spieler ein Biotop, kann er nun nach der neuen Regel 1.2, „Verhaltensrichtlinien für Spieler“, mit Strafschlägen rechnen.
Bunker haben mit der Regel 12 eine eigene Regel bekommen. Bisher wurde auf den meisten Plätzen eine Platzregel geschrieben, die Steine im Bunker zu „beweglichen Hemmnissen“ erklärte. Das ist nicht mehr nötig, da die Regel 12-2a das Entfernen loser hinderlicher Naturstoffe und beweglicher Hemmnisse erlaubt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Sie den Bunkersand nicht mehr als angemessen berühren oder bewegen.
Abbildung 2.2:
„Bereiche des Platzes“
Auch erhalten Sie straflose Erleichterung nach Regel 16 von „ungewöhnlichen Platzverhältnissen“, wie zum Beispiel „zeitweiliges Wasser“. Sie müssen allerdings dann nach wie vor im Bunker den Ball fallen lassen. Mit einem Strafschlag können Sie außerhalb des Bunkers auf der geraden Linie Ball und Loch droppen. Es bleibt bei der alten Regelung, beim Rückschwung im Bunker keinen Sand zu berühren und auch nicht den Schläger hinter oder vor dem Ball abzusetzen.
Wenn Sie Ihren Ball im Bunker für unspielbar erklären wollen, haben Sie die Möglichkeit, den Ball innerhalb von zwei Schlägerlängen im Bunker fallen zu lassen. Das kostet einen Strafschlag. Spieler, die nicht gern aus dem Bunker spielen, haben ab 2019 die Möglichkeit, bei „unspielbar“ mit zwei Strafschlägen außerhalb des Bunkers auf einer geraden Linie zwischen Ball und Loch zu droppen.
Abbildung 12.1: „Wann ein Ball im Bunker liegt“. Entsprechend der Definition „Bunker“ und Regel 12.1 zeigt diese Abbildung Beispiele, wann ein Ball im Bunker liegt und wann nicht.
„Die Regeln wurden geschrieben für die, die nach ihnen spielen wollen“
Abbildung 14.3b: „Droppen aus Kniehöhe“. Ein Ball muss aus Kniehöhe gerade nach unten fallen gelassen werden. „Kniehöhe“ bedeutet die Höhe des Knies eines aufrecht stehenden Spielers. Allerdings: Der Spieler muss beim Droppen des Balls nicht aufrecht stehen, sondern kann auch aus anderen Positionen droppen.
„Droppen und Erleichterungsverfahren“
In den neuen Regeln 2019 ändert sich das Droppen. Wenn Sie bisher aus Schulterhöhe gedroppt haben, müssen Sie ab Januar den Ball aus Kniehöhe fallen lassen.
Der Grund dafür ist, dass der Ball im Erleichterungsbereich von einer oder zwei Schlägerlängen zur Ruhe kommen muss. Er darf nicht mehr aus diesem Bereich herausrollen. Das Verfahren des Droppens wird in der Regel 14.3 beschrieben. Nach wie vor darf der Ball beim Droppen nicht den Spieler oder seine Ausrüstung treffen. Ist das der Fall, muss das Droppen wiederholt werden. Danach muss der Ball an die Stelle gelegt werden, an der er beim zweiten Droppen zum ersten Mal auf den Boden aufgekommen ist. Das Droppen aus Kniehöhe reduziert das Risiko, dass der Ball aus dem Erleichterungsbereich rollt oder sich im Bunker tief einbettet.
Das Ausmessen von einer oder zwei Schlägerlängen dürfen Sie mit Ihrem längsten Schläger im Bag durchführen. Allerdings ist ab 2019 der Putter davon ausgenommen. Wer also noch einen Putter hat, der länger als sein Driver ist, darf diesen nicht zum Ausmessen benutzen. Beim Ausmessen wird nicht verlangt, dass der Spieler den Bereich markiert. Er darf den Bereich schätzen. Das basiert auf die Integrität jeden Spielers, dass der Bereich vernünftig geschätzt wird, ohne dass sich der Spieler dabei einen Vorteil verschafft.
Wenn der Spieler sich verschätzt hat, zum Beispiel, wo der Ball ins Wasser geflogen ist, zieht er sich keine Strafe zu, auch dann nicht, wenn er dadurch einen Vorteil hat. Sie finden die Erleichterungsverfahren mit und ohne Strafschlag in den Regel 15 und 16.
Abbildung 2 17.1d: „Erleichterung für einen Ball in einer roten Penalty Area“. Ist bekannt oder so gut wie sicher, dass ein Ball in einer roten Penalty Area liegt, und möchte der Spieler Erleichterung in Anspruch nehmen, hat er drei Wahlmöglichkeiten, jeweils mit einem Strafschlag:
(1) Der Spieler darf Erleichterung mit Schlag und Distanzverlust in Anspruch nehmen.
(2) Der Spieler darf Erleichterung auf der Linie zurück in Anspruch nehmen.
(3) Der Spieler darf seitliche Erleichterung in Anspruch nehmen (nur bei roter Penalty Area).
Bezugspunkt für die Erleichterung ist der Punkt „X“, der geschätzte Punkt, an dem der Ball die Grenze der roten Penalty Area zuletzt gekreuzt hat. Der Erleichterungsbereich erstreckt sich zwei Schlägerlängen vom Bezugspunkt, liegt nicht näher zum Loch und darf in jedem Bereich des Platzes liegen, außer in derselben Penalty Area.
„Penalty Area“
Hier geht es um spezielle Bereiche des Platzes. Bisher kannten wir den Begriff „Wasserhindernis“, das rot oder gelb gekennzeichnet war. Dieses waren Bereiche, die Wasser enthalten oder zumindest enthalten könnten. Da man nach der Regelreform als Spielleitung nun nicht mehr auf Wasserhindernisse beschränkt ist, heißen alle Bereiche, die rot oder gelb gekennzeichnet sind, „Penalty Area“. Leider hat man dafür kein passendes deutsches Wort gefunden.
Eine Penalty Area enthält sowohl alle früheren „Wasserhindernisse“ und „seitliche Wasserhindernisse“ als auch jedes andere von der Spielleitung als Penalty Area bezeichnete Gebiet. Die Penalty Areas können also durchaus auch solche Flächen wie Geröll oder Unterholz sein, die zu Spielverzögerung beim Suchen führen.
In der Regel 17 sind Penalty Area und Spielverbotszonen wie zum Beispiel Biotope erfasst. Nach wie vor ist ein Ball in einer Penalty Area, wenn er innerhalb der Grenzen entweder auf dem Boden liegt oder den Boden oder etwas Anderes (zum Beispiel einen natürlichen oder künstlichen Gegenstand) berührt. Im Wesentlichen hat sich nichts gegenüber der alten Wasserregel geändert. Eine Besonderheit ist dazu gekommen. Entscheidet ein Spieler, seinen Ball innerhalb einer Penalty Area zu spielen, darf er genauso wie auf dem Fairway verfahren. Er darf lose hinderliche Naturstoffe entfernen (natürlich ohne den Ball zu bewegen), den Schläger aufsetzen und bei Probeschwüngen den Boden berühren. Nach wie vor gibt es in Penalty Areas keine Erleichterung von unbeweglichen Hemmnissen.
Erklärt eine Spielleitung eine Penalty Area zur Spielverbotszone, darf der Spieler daraus nicht seinen Ball spielen, weil er die Zone gar nicht erst betreten darf. Ist für diesen Fall eine Strafe vorgesehen, muss sie in Regel 1.2 Verhaltensrichtlinien für Spieler per Platzregel erklärt werden.
Bei „seitlichen Wasserhindernissen“ gab es bisher vier Möglichkeiten; ab Januar gibt es nur noch drei. Das Spielen von der gegenüberliegenden Seite ist abgeschafft worden, kann jedoch als Platzregel wieder aktiviert werden. Prägen Sie sich diese Regel bitte genau ein, weil sie von allen Regeln mit am häufigsten angewendet werden muss.
In der nächsten Ausgabe erfahren Sie mehr über die Bereiche „Das Grün“, „Ball zurücklegen, ohne dass ursprünglicher Ort bekannt ist“ und „Ball mehrfach treffen“.
FOTOS: ARCHIV. GRAFIKEN © KÖLLEN DRUCK+VERLAG GMBH