... belichtet und scharf – den Betrachter länger als ein paar Sekunden in den Bann zieht. Kurz: Wie wird ein Foto zum Hingucker?
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Nikon D810 | 24 mm | ISO 400 | f/8 | 1/640 s
Als Fläche verstehen wir einen abgegrenzten Bereich, abgegrenzt durch Linien oder durch angrenzende weitere Flächen, die sich durch Farbe, Helligkeit oder Muster deutlich voneinander abheben. Eine Fläche nimmt in der Natur eine beliebig freie Form ein. Exakte geometrische Figuren wie Rechteck, Kreis oder Dreieck sind meist Menschenwerk. Manchmal erkennen wir aber auch in natürlichen Gegebenheit eine geometrische Form (z. B. Flussdelta). Für den Fotografen liegt die Herausforderung darin, die Flächen interessant ins Bild zu setzen, sie passend anzuschneiden, zu stapeln etc.
Sanddünen gestapelt
1 Das Foto der Sanddünen in der Namibwüste ist zunächst verwirrend, und wäre der Fernblick samt Himmel nicht im Bild – wäre also das Bild auf Höhe des Beginns der blauen Himmelfläche (rechter Bildrand) abgeschnitten – der Bedeutungszusammenhang würde sich wohl kaum erschließen. Hier wird durch die Verwendung eines Tele-Objektivs der Raum fotogen zur Fläche verdichtet.
Monotone Fensterfläche
2 Die Hochhausfassade in Shanghai ist sehr geordnet aus Rechtecken aufgebaut, linear und flächig, zweidimensional. Da sich der Fotograf gegenüberliegend auf mittiger Höhe befindet, sind die Kanten parallel zum Bildrand ausgerichtet. Das Bild lebt davon, dass die monotone Fensterfläche von den herabhängengen Fensterreinigern unterbrochen wird. Diese sind zugleich ein Hinweis auf die existierende 3. Dimension.
Nikon D800 | 400 mm | ISO 800 | f/8 | 1/800 s
Freisteller
Der Morgennebel über dem Salzsee in Namibia lässt die neutralfarbene Wasserfläche übergangslos in den Hintergrund übergehen. Die Flamingos samt ihrem Spiegelbild sind damit fast freigestellt vor einer grauen Hintergrundfläche. Das Tele-Objektiv trägt zur Raumverdichtung bei.
Flächen-Kontraste
Die Spannung bezieht das Bild aus der kontrastierenden Gegenüberstellung von geometrischen Flächen: zum einen strukturiert und im Licht, die Frontseite des Minaretts der Koutoubia-Moschee in Marrakesch, zum anderen die umgebende Mauer. Dadurch, dass die Mauer im Schatten liegt, erscheint sie als glatte Fläche fast ohne Struktur – im Gegensatz zum reich verzierten Minarett. Die dritte Fläche ist der fast einheitlich blaue Himmel. Das ins Bild ragende Blattwerk dient als Auflockerung der strengen Flächenanordnung.
Nikon D800 | 70 mm | ISO 200 | f/22 | 1/25 s
Schnittfläche
Aus einem 3D-Objekt wird eine 2D-Fläche. Ein Längsschnitt vom braunen Champignon offenbart seine Form und sein Innenleben. In der Fläche deutlich zu erkennen: der Fruchtkörper mit den braunen Lamellen, die Sporenträger des Ständerpilzes. Die größte Fläche nimmt allerdings das glatte weiße Fleisch ein.
Nikon D850 | 105 mm | ISO 64 | f/22 | 1/100 s
Leica Monochrom | 90 mm | ISO 320 | f/9,5 | 1/500 s
Verteilung in der Fläche
Blick von der Dresdner Frauenkirche auf das Martin-Luther-Denkmal am Neumarkt. Aus dieser Perspektive wird der Raum zur formatfüllenden Fläche. Für den Fotografen gilt es, den richtigen Ausschnitt festzulegen bzw. genau den Augenblick abzupassen, in dem die Passanten wohlverteilt im Bild sind. Es ist besonders darauf zu achten, die Passanten genügend weit vom Rand entfernt zu positionieren, also in der Fläche zu halten, und möglichst keine Personen durch den Bildrand anzuschneiden.
Lumix GH3 | 28 mm | ISO 200 | f/5,6 | 4 s
Blauwasser
Die Abstraktion der Fläche – fast bis zur Unkenntlichkeit. Nächtlicher Swimmingpool, Langzeitaufnahme vom Stativ; in der letzten Belichtungssekunde wird die Kamera-Stativ-Kombination zusätzlich frei Hand gedreht. Die direkten Lichter der Poolbeleuchtung werden dadurch zu Linien und verursachen die bizarren Lichtkringel im Bild.