... Knickerbockers immer wieder spätere Superstars pickten, trafen sie selbst oft fragwürdige Entscheidungen. So verpasste man beispielsweise Donovan Mitchell, Bam Adebayo, Jimmy Butler und Rudy Gobert.
Doch selbst vielversprechende Talente gerieten durch ständige Trainerwechsel und notorische Off- Court-Schwierigkeiten unter die Räder. Vielleicht der Grund dafür, dass die Lottery-Götter die Knicks auch in diesem Jahr bestraften und ihnen trotz noch deutlich schlechterem Record nur den achten Pick im Draft vergönnten. Die Wahl fiel darauf, mit Obi Toppin, einen spektakulären Dunker in den Big Apple zu holen. Als gebürtiger New Yorker reagierte dieser sichtlich emotional, war überwältigt, nun seine Heimatstadt repräsentieren zu können.
Die Gefühle der Knicks-Fans waren nach dem Draft - wie üblich - äußerst zwiegespalten. Freuten sich die einen über die Verpflichtung ihres „Homeboys“, zeigten andere Enttäuschung darüber, dass die Franchise einen weiteren Forward in ihren Reihen aufnimmt.
„Toppin ist Showtime, er ist ein Kassenschlager, wenn man ihm im Open-Court beim Dunken zuschaut - das verstehe ich“, sagte Stephen A. Smith, ESPN-Experte und leidenschaftlicher Knicks-Anhänger. „Aber wie viele Forwards kann man haben wollen?“ Smith hatte stattdessen gefordert, im Draft einen Guard zu wählen. Kein abwegiger Gedanke, bedenkt man, dass die Rookie-Hoffnung aus dem letzten Jahr R.J. Barett, jede Unterstützung im Backcourt gut gebrauchen kann.
Ein Kind Brooklyns
Doch trotz der Tatsache, dass die Knicks auf Toppins Position im Grunde kein Bedarf hatten, konnten sie sich das Talent laut dem neuen Präsidenten Leon Rose nicht entgehen lassen. „Er ist ein explosiver Athlet und einer der dynamischsten Spieler im College- Basketball. Genauso wichtig ist, dass er ein charakterstarker Mensch mit einer enormen Arbeitsmoral ist. Wir freuen uns auf eine strahlende Zukunft mit ihm und sind begeistert, einen gebürtigen New Yorker nach Hause in den Garden zu bringen“.
Toppin ist mit 22 Jahren einer der ältesten Akteure des Jahrgangs, was in puncto Entwicklungspotenzial von Nachteil sein kann. Andererseits ist er durch sein fortgeschrittenes Alter und seine Herkunft für das harsche Knicks-Klima so bereit wie nur irgend möglich.
Beim virtuellen Draft konnte Toppin seine Emotionen vor Adam Silver nicht verbergen.
Geboren in Brooklyn, wuchs der Rookie in einem von Basketball geprägten Haushalt auf. Nach seiner Zeit an der High School kam er über Umwege nach Dayton und spielte mit 20 Jahren als Freshman in der NCAA. Erst in seinem zweiten Jahr am College kam der Durchbruch. Toppin machte sich als explosiver „Rim-Runner“ einen Namen, führte die Flyers zu einer Bilanz von 29-2 und wurde mit der Trophäe des „2020 Naismith Player of the Year“ belohnt. Der Forward legte im Schnitt 20 Punkte, 7,5 Rebounds und 2,2 Assists auf. Besonders in der Transition rannte er anderen Bigs davon und schloss regelmäßig mit enormer Sprungkraft und Athletik ab. In der abgelaufenen Saison steigerte Toppin sein Volumen von „Downtown“ auf 2,6 Dreier pro Spiel und traf dabei 39%.
Der Franchise-Veränderer?
Doch kann Toppin diese Vielseitigkeit auch in der NBA aufs Parkett bringen? Seine Erfahrung, sein Antrieb und sein ausgeprägtes Spielverständnis werden ihm dabei helfen, doch mit nur 2,06 Metern wird er einiges an Zonendominanz einbüßen müssen. Trotz solider defensiver Instinkte ist die laterale Geschwindigkeit eine Schwachstelle des Rookies, die sich besonders im Pick’n’Roll bemerkbar macht. Auch Ballhandling und die Wurfbewegung sind ausbaufähig.
In New York wird Toppin wohl zunächst nur Impulse von der Bank bringen können. Julius Rande sollte als Starter gesetzt sein. Immerhin war er der statistisch beste Knickerbocker (19,6 Punkte, 9,7 Rebounds, 3,1 Assists) in der vergangenen Spielzeit.
Eine Playoff-Teilnahme bleibt wohl auch in dieser Saison unwahrscheinlich. Stattdessen werden die Knicks weiterhin auf Glück in der Lottery hoffen müssen - und darauf, dass der Top-Rookie einschlägt „Mir wird es gefallen, die Franchise zu verändern!“, so der 22-Jährige. Na dann, viel Erfolg …
WERTUNG: BASKET-BEWERTUNG
Backcourt
Barrett konnte nicht ansatzweise an die hohen Erwartungen anknüpfen, ein neuer Heilsbringer muss her. Da auch Elfrid Payton wirkliche Starter-Eignung eher selten zeigte, bilde beide den wohl schwächsten Backcourt der Liga.
Bank
Eine Reihe von Talenten, die den Sprung verpasst zu haben scheint - wie lange wollen die Knicks noch auf einen Breakout warten? Und haben die Akteure im chaotischen Big Apple überhaupt die Chance dazu? Toppin dürfte bei der Fülle an Big Men zunächst von der Bank kommen.
Frontcourt
Hier sind die Aussichten etwas besser - oder? Randle ist ein gestandener Profi, der in diesem Team den Franchise-Player spielen muss. Robinson verankert die Zone, Kommt Knox in Jahr Drei langsam in der NBA an?
Coach
Tom Thibodeau bekleckerte sich in Minnesota nicht zwingend mit Ruhm, stellt jedoch ein deutliches Updgrade auf dieser Position da. Soll dafür sorgen, dass Ruhe einkehrt. Gibt im NBA-Kosmos sicherlich leichtere Aufgaben …
DEPTH CHART
FAZIT
Best Case: Der erste Pick im kommenden Draft, das Ziel der Knicks seit unzähligen Jahren. Während der Saison werden einige Veteranen abgegeben, um Cap Space zu schaffen. Vielleicht hören sich die Herren Antetokounmpo oder Leonard ja zumindest 2021 einmal die Vision der Knicks an …
Worst Case: Die Lottery-Götter hatten bislang kein Erbarmen mit den Knicks - und haben dies auch 2021 nicht! Erneut mit dem schlechtesten Record aller Teams ausgestattet, purzeln die Knickerbocker im Draft auf Rang fünf. Die Vorlagen für Maximalverträge werden geschreddert.