... Voraus sollte damit begonnen werden. Ganz nach dem Motto: „Nach der Jagd ist vor der Jagd“. Zunächst gilt es ein Datum festzulegen. Der Zeitpunkt der Jagd ist abhängig vom vorkommenden Wild (keine Drückjagd in der Brunft), Erntefortschritt der Landwirtschaft, Belaubungszustand der Bäume u.ä.. Auch ist die Abstimmung mit den Nachbarn extrem wichtig um ggf. revierübergreifend auf großer Fläche zu jagen und nicht jedes Wochenende eine kleine Ecke durchzudrücken. Ebenfalls kann überlegt werden, vor der Jagd eine gewisse Zeit Jagdruhe auf der Fläche zu halten, um das Wild vertrauter werden zu lassen. Ist der Termin festgelegt, sollte man sich über das verfolgte Ziel einer Drückjagd im Klaren sein. Wir beunruhigen das Wild auf großer Fläche und meist mit sehr viel Druck durch Hunde und Treiber, scheuchen es aus den Einständen und stellen das Gebiet für einen Tag sprichwörtlich auf den Kopf. Das alles ist nur gerechtfertigt, wenn wir an diesem Tag auch wirklich in den Wildbestand eingreifen und der Abschussplan danach so gut wie erfüllt ist. Mit 30 Jägern am Ende vom Tag vor einer Sau zu stehen, nur um danach einen fröhlichen Abend in der Kneipe zu verbringen, rechtfertigt den Aufwand und die Beunruhigung nicht.
Eine Frage des Personals
Darum gilt es schon bei den Einladungen darauf zu achten, wen man zu einer solchen Jagd einlädt. Hier ist vor allem die Anzahl der Hundeführer von essentieller Bedeutung. Da gute Hundeführer, ob Durchgeher oder Standschnaller, meist schon früh im Jahr komplett ausgebucht sind, ist es wichtig ebenso früh mit der Einladung zu sein, um genügend Hunde auf der Fläche zu haben.
Wie viele Hunde und welche Rassen man benötigt, hängt stark von den Revierstrukturen ab. Je dichter und je mehr Einstand im Revier vorhanden ist, desto mehr Hunde sollten eingesetzt werden. In dichtem Gelände können zum Beispiel fünf bis sieben Hunde pro 100 Hektar, die vom Stand geschnallt werden, ausreichend sein. In sehr dichten und schwierig zu erreichenden Dickungen können auch mehr Hunden eingesetzt werden. Zu viele Hunde gibt es meiner Meinung nach nicht, die für die vorkommenden Wildarten passenden Rassen vorausgesetzt. In kleinen Waldstücken oder wenn keine Sauen vor Ort sind, setzen wir zum Beispiel am liebsten nur Terrier und Teckel ein, da diese nicht zu viel Druck auf das Wild ausüben und dieses somit nicht gleich den Wald verlässt.
In großen Waldflächen wären vielleicht eher Wachtel oder Bracken prädestiniert. Die Mischung macht es am Ende und als Jagdleiter ist es gut zu wissen, wie die eingeladenen Hunde jagen, um diese auch an den richten Stellen im Revier einzusetzen. Wie die Beunruhigung im Detail aussehen soll, sollte man vorher auch schon festlegen, um eben eine ausreichende Anzahl und vor allem die richtigen Hunde und Treiber vor Ort zu haben. Je nach zu erwartender Strecke sind ebenso Nachsuchengespanne in einer aus- reichenden Anzahl mit einzuplanen. Die Gespanne sollten erfahren und professionell sein. Eine große Drückjagd ist kein Platz um es mit einem unerfahrenen Hund zu versuchen. Auch hier gilt lieber ein Gespann zu viel fragen, wenn man keine Erfahrungswerte besitzt.
Gute Schützen braucht das Land
Ebenso wie fähige Hunde braucht es fähige Schützen um auch am Ende des Tages vor einer entsprechenden Strecke zu stehen.
Wenn man die Schützen und deren einzelnes Streckenergebnis über die Jahre auswertet, kommt meist ein klares Bild zum Vorschein. In vielen Fällen sind 10 % der Schützen für 80 % der Strecke verantwortlich. Das liegt meist daran, das gute Schützen immer wieder auf gute Stände gesetzt werden und dort auch die meisten Chancen verwerten können. Diese 10 % müssen also erkannt werden und wie schon beschrieben auf entsprechende Stände gesetzt werden.
Auch gilt, dass der Schwierigkeitsgrad der Stände und die Fähigkeiten des jeweiligen Schützen übereinstimmen. Einen ungeübten Jungjäger der noch etwas mehr Zeit zum Ansprechen braucht, sollte man demnach nicht an die enge Schneise setzen. Ein routinierter und geübter Drückjagdschütze kann jedoch auch hier seine Chancen nutzen und effizient zur Strecke beitragen.
Karten nutzen
Eine sehr große Schlüsselrolle nehmen die Stände der Schützen ein. Einen Überblick verschafft hier für die Feinplanung zunächst eine Karte (Maßstab 1: 10 000). Hier werden Stände und Einstandsgebiete eingezeichnet. Schnell sind eventuelle Lücken in den Schützenringen zu sehen und zu vermerken.
Auch sieht man, welche Stände mitunter ein Sicherheitsrisiko zu einem Nachbarstand haben. Es werden die Stände markiert, welche für Hundeführer angedacht sind, sprich nahe an Einständen liegen. Die Eintragungen dieser Karte werden anschließend im Gelände umgesetzt. Die Stände werden kontrolliert, Sicherheitsbereiche eingezeichnet und freigeschnitten. Es wird jeder Sitz der besetzt ist freigeschnitten. Nichts ist ärgerlicher, als wenn ein Schütze nachher berichtet er hätte trotz ständigen Anblickes nicht schießen können, da ihm ein Ast in der Hauptschneise hing. Oft reicht es im direkten Umfeld des Sitzes etwas mehr weg zu nehmen, da sich im weiteren Umkreis oft kleinere Lücken ergeben. Eine gute Regel ist, dass jeder Sitz so sein sollte, dass man sich selber auf diesen setzen würde.
Neue Stände
Müssen neue Stände aufgestellt werden, gilt es den potentiellen Bereich einmal genau zu erkunden. Lichtbrücken und Bereiche mit viel Deckung sind oft die bevorzugten Stellen, an dem das Wild über eine Schneise geht. Man sollte auch die unmittelbaren Wechsel einmal ablaufen und schauen wie gut man von diesen den Sitz sehen kann, denn umgekehrt wird man auch das Wild sehen. Über all diesen Punkten steht die Sicherheit aller Teilnehmer an erster Stelle.
Das bedeutet, dass die Sicherheit zwischen allen Ständen immer geben sein muss und vor jedem jagdlichen Erfolg geht.
Für Ersatz sorgen
Ist der Tag festgelegt und die grobe Planung der Jagd abgeschlossen, kann es an die organisatorische Feinplanung gehen. Hier gilt es als Jagdleiter verschiedene Punkte abzuarbeiten: Die Gruppeneinteilung der Schützen und Treibergruppen. Hier sollten immer erfahrene und durchsetzungsstarke Gruppenführer involviert werden, die in ihrer Gruppe alle organisatorischen Arbeiten gewissenhaft und zuverlässig übernehmen. Die Größe der Gruppen sollte nicht mehr als fünf Personen betragen, da das Ausbringen sonst zu lange dauert. Kleinere und dafür mehrere Gruppen sind schneller und überschaubarer. Die Parkplätze sind gutzu kennzeichnen und sollten sich immer an den Gruppen orientieren, sodass die Gruppen geschlossen und ohne Verzögerung abrücken können. Wie oben schon erwähnt, werden Schützen und Hundeführer in den Gruppen auf entsprechende Sitze aufgeteilt.
Die Gruppenführer sollten Standzettel austeilen auf denen alle wichtigen Information zusammengetragen sind. Insbesondere sind hier Rettungspunkte, Tierarztnummer (Erreichbarkeit absprechen) und Notrufnummern zu vermerken. Ebenso sollten die Freigabe und die Uhrzeiten des Treibens auf diesem Zettel stehen. Mit Absagen oder Ausfällen ist immer zu rechnen. Diese müssen leider immer mit eingeplant werden.
Am Jagdtag sollte der Jagdleiter kurzfristig wichtige Stände die ausgefallen sind neu besetzen können. Mit den Gruppenführern sollte vorher einmal die Anstellerrunde abgefahren werden und die Besonderheiten zu jedem Sitz geklärt werden. Eine Mappe mit Karten, Wildmarken und Anschussbändern ist für die Gruppenführer ebenfalls vorzubereiten.
Eine gute Planung und viele Helfer sind der Schlüssel für eine gelungene Drückjagd.
Was sollte noch vorbereitet sein?
Der Aufbrechplatz und der Wildtransport müssen sichergestellt und mit fachkundigen Helfern ausgestattet sein. Wird zentral aufgebrochen, ist ein professioneller Schlachter, welcher die Strecke versorgt, Gold wert.
Die Wildbergetrupps sollten mit Anhängern ausgestattet sein und es muss abgesprochen werden, wer das Wild von den Ständen zum Aufbrechplatz und vom Aufbrechplatz in die Kühlung fährt. Der Streckenplatz und ggf. Imbiss und Getränke sind zu organisieren. Helfer, welche am Morgen der Jagd die Warnschilder aufstellen sind einzuweisen.
Diese sollten auch nach der Jagd dafür zuständig sein, dass die Schilder wieder eingesammelt werden. Die Gruppenführer sollten für die Jagdscheinkontrolle verantwortlich sein und jeden Schützen auf einer Liste gewissenhaft abhaken, wenn dieser kontrolliert wurde.
Die Sicherheitsbelehrung erfolgt einzig und allein durch den Jagdleiter und sollte alle Punkte und seien Sie noch so kleinlich, beinhalten. Die Belehrung ist vorher zu verschriftlichen, damit in der Aufregung nichts vergessen wird. Die Ansprache kann wie folgt gegliedert sein:
● Begrüßung
● Zeitlicher Ablauf, Uhrenvergleich
● UVV, Besonderheiten der Sicherheit
● Freigabe (Mutterschutz und Einzelfreigaben je Wildart)
● Anschüsse/Nachsuchen
● Wildbergen/Aufbrechen
Guter Rat zum Schluss
Der äußere Ring der Schützen sollte als erstes Aufbrechen und zeitlich versetzt der innere Ring, um das Wild nicht schon vor Beginn des Treibens zum Verlassen der Jagd zu bewegen. Als Jagdleiter besteht die Aufgabe einzig und allein darin zu organisieren. Die Organisation sollte im Vorfeld geschehen und sämtliche Aufgaben, welche am Tag der Jagd in der Fläche anfallen, sollten delegiert werden. Denn am Tag der Jagd hat der Jagd- leiter die Aufgabe auf unvorhergesehene Vorkommnisse zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, die in der Planung nicht berücksichtigt waren. Ebenso muss er für seine Geäste ansprechbar sein. Eine gute Planung und viele Helfer sind der Schlüssel für eine gelungene Drückjagd!
Patrik Bollrath
32 Jahre alt, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Nach seinem Masterstudium in Göttingen arbeitete er in der Jagdbranche und ist Förster in Schleswig-Holstein. Er ist leidenschaftlicher Reh-und Damwildjäger. Doch auch Rot- und Sikawild haben es ihm angetan.
Er bewirtschaftet unter anderem ein großes Niederwildrevier und ist Experte für Lockjagd.
Habitatverbesserung und Wildbiologie im Hoch- und Niederwildrevier gehören ebenso zu seiner Expertise.