Frau Seemann, wenn die Seele leidet, wird dann auch der Körper krank?
Ja, und deshalb ist es wichtig, zwischen psychischen und psychosomatischen Störungen zu unterscheiden. Bei einer psychischen Störung hilft Psychotherapie. Denn hier geht es um das Denken und Handeln. Bei psychosomatischen Erkrankungen nützt Psychotherapie nichts.
Was fällt für Sie unter psychische Störungen?
Phobien wie Höhenangst oder Angst in engen Räumen. Oder Zwänge, wie zum Beispiel der Drang, sich dauernd die Hände waschen zu müssen. Man könnte es so formulieren, dass es sich um ein nicht normales Verhalten in einem bestimmten Kontext handelt.
Und wie grenzen Sie psychosomatische Störungen davon ab?
Die Menschen haben ein körperliches Leiden, das medizinisch nicht vollständig erklärt werden kann.
Wie oftmals zum Beispiel Rückenschmerzen? Genau. Mich hatte immer gewundert, dass psychosomatische Erkrankungen besonders häufig in ...
Bildquelle: emotion, Ausgabe 3/2022
Hanne Seemann ist psychologische Psychotherapeutin mit eigener Praxis, spezialisiert auf Psychosomatik. Sie verfasste mehrere Bücher (s. S. 57)