... Kreise zieht und lange schon die bunten Vögel entdeckt hat, die sich über die schroffe Piel-Flue zum »Adlerhorst« hocharbeiten. Bei dem handelt es sich allerdings nicht um das Zuhause eines Adlerpaars, sondern um eine Bank, kurz vor dem Ausstieg der Ferrata. Die Einladung zur Rast mag man natürlich nicht ausschlagen. Im Routenbuch wird die erfolgreiche Begehung vermerkt, und wenn jemand einen Obolus im Kässeli hinterlässt, freut das die IG Piel-Flue.
Ein Klettersteig-Dorado
Vom Logenplatz aus zeigt sich das ver-deutlich. Ein ideales Gelände also für Kletterer – und Klettersteiggeher. Während erstere schon lange in den Urner Alpen unterwegs sind, hat die Klettersteigzeit hier erst 1997 im Granit über der Schöllenenschlucht begonnen: mit dem Bau der Via ferrata del Diavolo durch das in Andermatt stationierte Schweizer Militär. Mittlerweile zählt man zwischen dem oberen Ende des Urnersees und Andermatt nicht weniger als zehn Klettersteige von kurz und knackig (Fruttstägä) bis lang und alpin (Salbit-Höhenweg).
Die jüngste Ferrata ist der Klettersteig Adlerhorst, eine Route mittlerer Schwierigkeit, bestens gesichert und auch für Familien mit Berg- und Klettersteigerfahrung durchaus geeignet. Die Route verläuft in einer Diagonalen durch die steile Piel-Flue, ist mit Drahtseilen, Eisenbügeln und einer Leiter gesichert. Die Schwierigkeiten bewegen sich um K 3, die Schlüsselstelle ganz oben in der Wand wird mit K 4 bewertet. Wer sich überfordert fühlt, nimmt nach der Einstiegsleiter und den ersten Klettermetern den Notausstieg. Sehr sympathisch: Die Initiatoren der IG um Walti Arnold haben bewusst auf moderne Gags wie Seilbrücken und Stahlnetze verzichtet. So ist ein klassischer Klettersteig entstanden, bei dem sich die sportliche Herausforderung und das Landschaftserlebnis die Waage halten.
Wasser und Eisen
Der Arnisee (1368 m) ist Startpunkt für Mit gleich zwei Kleinseilbahnen ist er sowohl von Amsteg als auch Intschi bequem zu erreichen. Dass es sich bei dem Gewässer um einen hochgestauten See handelt, erschließt sich dem Besucher erst auf den zweiten Blick. Versorgt wird er über eine 2,4 Kilometer lange Rohrleitung mit dem Wasser des Leitschach-und Intschibachs, das dann über die Druckleitung den Turbinen drunten in Amsteg zugeleitet wird. Die Fallhöhe beträgt 851 Meter, was bei der Inbetriebnahme 1910 Weltrekord bedeutete.
Die vielen weiteren Klettersteige in den Urner Alpen lassen sich in der ein- etwa das Bälmetor und der Klettersteig Fulenbach oder der Pfaffen. Ein ganz besonderes Erlebnis bietet der Hexensteig – das beginnt schon drunten im Tal, bei Silenen. Drahtseile spielen schon hier unten die Hauptrolle. An ihnen lässt man sich nämlich in einer offenen Holzkiste hinauf zum Kilcherberg (1155 m) befördern. »Open Air« nennt sich die Anlage, und sehr luftig ist die Reise tatsächlich. Es soll Klettersteiggeher gegeben haben, die meinten, die eigentliche Schlüsselstelle zwischen Silenen und Kilcherberg … ◀