... hin als sonst und versuche, den Menschen hinter dem Golfprofi kennenzulernen; um ein Gefühl zu bekommen, wie jeder in der stressigen Woche am besten abgeholt werden kann, um seine beste Leistung zu bringen.
… Zuständigkeiten für jeden Vice Captain?
Es gibt keine festen Zuteilungen, es wird sich vor Ort ganz natürlich ergeben.
… den Tagesablauf beim Ryder Cup
Es gibt feste Zeitfenster für die Mahlzeiten, die aber jeder Spieler ganz frei interpretieren kann. Es gibt beim Ryder Cup einfach zwölf Individuen, die sich eine Woche aufeinander einstellen und miteinander arrangieren müssen. So gibt es zum Beispiel Spieler, die viel früher essen möchten als andere; wieder andere brauchen laute (oder extrem laute) Musik beim Frühstück, um auf dem Platz ihre Top-Leistung abrufen zu können. Nur für die Teamsitzungen gibt es feste Zeiten mit klaren Regeln.
… den Schlüssel zum Erfolg auf dem Straits Course
Das kommt ganz auf das Set-up an, das sich Steve Stricker überlegen wird. Der Straits Course ist vom grundsätzlichen Design aber schon eher ein »europäischer« US-Platz, der uns liegen wird.
… die Team-Zusammenstellung und die Bedeutung erfahrener Spieler
Weil der Ryder Cup einfach noch einmal etwas ganz anderes ist als alles, was man als Profi bis zur ersten Teilnahme erlebt hat. Man spielt für elf Team-Mitglieder, Kapitäne, sein Heimatland, seinen Kontinent. Der Druck ist anders, die Erwartungshaltung und die mediale Aufmerksamkeit größer.
… die Mischung aus Rookies & Routiniers
Auch da kommt es immer auf den einzelnen Spieler an: Es gibt Rookies, die sind so abgebrüht und euphorisiert, dass sie bei ihrer ersten Teilnahme noch besser spielen als in den Monaten davor. Wieder andere sind vielleicht etwas eingeschüchtert und brauchen in den ersten Tagen eine starke Schulter und das ein oder andere Gespräch. Genau das macht den Ryder Cup aus: Niemand im Team Europe ist sich zu schade, jeden zu unterstützen, der die restlichen 51 Wochen des Jahres ein Gegner auf dem Platz ist.
… Wildcards/Rücksprachen mit Kapitän
Wir besprechen alle Szenarien, alle möglichen Spieler und unsere persönlichen Einschätzungen mit sämtlichen Vizekapitänen. Letztendlich liegt die finale Entscheidung beim Kapitän.
… Freude oder Frust als Vice-Captain und eben nicht als Spieler dabei zu sein
Darüber musste ich auch vor meiner Entscheidung, das Amt anzunehmen, relativ lange nachdenken. Es überwiegt eindeutig die Freude, da ich es als riesige Wertschätzung sehe und außerdem so auch in jungen Jahren schon die andere Seite kennenlernen darf. Ich werde auf jeden Fall alles daransetzen, dass ich auch selbst noch Ryder Cups spiele.
… die Chemie unter den Vice-Captains?
Wichtig ist, dass wir im Team Room mit einer Stimme sprechen und klare Aussagen treffen. Da habe ich in der jetzigen Konstellation überhaupt keine Bedenken.
… großartige Erfolge der Team-Führung und die Bedeutung von Respekt/Gehör
Das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Es ist doch eine ganz natürliche und menschliche Reaktion, bei demjenigen genauer hinzuhören, der alles schon selbst erlebt hat und Drucksituationen aushalten musste.
… den »Held von Medinah«
Es war auch eine Teamleistung. Wenn Sergio García und Justin Rose nicht so unglaublich gut gespielt und so gekämpft hätten, wäre ich gar nicht in die Situation gekommen, ein solches Geschenk wie diesen Putt zu bekommen. Ich habe letztendlich nur meinen Teil dazu beigetragen, auch wenn es natürlich ein absoluter Höhepunkt meiner Karriere ist. So viele Menschen, wie in der Woche nach dem Ryder Cup in Schottland auf mich zugekommen sind und sich bedankt haben, habe ich noch nie erlebt. Das Ausmaß dieses Putts habe ich erst in den Wochen und Monaten danach halbwegs einschätzen können. Noch heute kommen Leute zu mir und erzählen mir mit strahlenden Augen, wo sie den Putt gesehen haben. Das macht mich sehr stolz.
… die Wildcard-Kriterien
Da gibt es viele Dinge zu beachten. Ich kann natürlich nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ist wirklich so, dass wir eine sehr lange Liste und grundsätzliche Vorstellungen haben, aber dennoch flexibel sein müssen. Wenn beispielsweise jemand, der momentan noch gar nicht auf dem Radar ist, in den kommenden Wochen drei Turniere gewinnt, wird er sehr wahrscheinlich dabei sein.
… den Favorit USA
Wie schon anfangs erwähnt, bin ich kein guter Statistiker. Die Favoritenrolle können die Amerikaner aber gerne haben, auch damit muss man umgehen können. Ich bin mir sicher, dass es sehr, sehr spannend wird.
… Vice Captain als Vorstufe zum Captain?
Das sehe ich nicht so. Die Rolle des Vizekapitäns ist eine riesige Chance für mich, neue Erfahrungen zu sammeln und auch diese Erfahrung bei zukünftigen Ryder Cups als Spieler nutzen zu können. Außerdem werde ich auch schauen können, ob die Kapitänsrolle etwas für mich ist. Wenn ich etwas mache, möchte ich es richtig machen und nicht nur, weil Erfolge in der Vergangenheit die größte Rolle spielen.
EXPERTE: Martin Kaymer hat 2012 in Medinah RC-Geschichte geschrieben, ebenso mit seinem Sieg bei der PGA Championship im Playoff in Whistling Straits gegen Bubba Watson (2010).
… das Publikum
Der Ryder Cup ist nichts ohne die Fans. Diese einzigartige Atmosphäre, diese »ich bin für oder gegen einen Spieler«-Mentalität, ist genau der Grund, warum einige Spieler immer wieder zu solchen Höchstleistungen fähig sind.
… zukünftige Ryder Cups – als Spieler oder Kapitän?
Das eine ist ein großes Ziel, dass andere wird sich ergeben, wenn es soweit sein sollte.
… den lassischen RC-Tagesablauf
Jeder Tag ist anders, da auch die Woche ganz anders ist als jede andere. Mehr Fototermine, mehr Pressekonferenzen, Team-Meetings, mehr Abendveranstaltungen, viele Gespräche und dabei zählt es, die Lockerheit und den Spaß nicht zu vergessen. Ich erinnere mich dabei immer gerne an ein Banner, das Sam Torrance 2014 im Team Room hat aufhängen lassen: »Best days of your golfing lives. Enjoy them.«
… Swing Coaches vor Ort
Man reist nicht alleine an, aber es gibt keinen Spieler, der auf der Range mit seinem Coach trainiert. In dieser Woche geht es darum, eine Team-Mentalität zu entwickeln, sich auf seine Team-Mitglieder einzulassen und den Ryder Cup aufzusaugen. Die Arbeit am Schwung muss vorher erledigt sein.
… die lustigste Geschichte
2016 hatte mein Zimmernachbar seine neue Freundin dabei und anscheinend waren auch alle anderen Wände auf der Etage sehr dünn. Das war ein lustiges Frühstück am nächsten Morgen.
… den besten Fan-Moment
Da gibt es unzählige. Ich mag die Songs, die jedem einzelnen Spieler auf dem ersten Abschlag gewidmet werden, sehr gern. Auch eine Begegnung mit deutschen Fans, die sich extra Sakkos in schwarz-rot-gold haben machen ließen, war super. Der Ryder Cup ist eigentlich ein einziger Fan-Moment, da man mit den Fans feiert und leidet.
… das Lieblingsloch in Whistling Straights
Die 18. Dort habe ich im Stechen gegen Bubba Watson den besten Eisenschlag meiner Karriere gemacht.
… Westwoods Auferstehung
Vor allem in einem Alter, in dem alle dachten, dass es sehr eng werden könnte, sich als Spieler noch einmal zu qualifizieren. Was Lee in den letzten zwei bis drei Jahren spielt, verdient den allergrößten Respekt. Ich habe an seiner Seite in 2010 am Freitagmorgen im ersten Vierer des Tages meinen allerersten Ryder Cup spielen dürfen. Sowohl als Spieler als auch als Vizekapitän und eines Tages als Kapitän ist er von unschätzbarem Wert für Europa.
… die neue Spieler-Generation – Morikawa, Hovland etc.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie furchtlos, und ich meine dies absolut positiv, die jüngere Generation ans Spiel herangeht. Natürlich hat Morikawa wirklich Großes mit zwei Major geschafft, aber auch bei einigen anderen wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie nachziehen werden.
… einem Nicht-Golfer den Ryder Cup beschreiben:
Europa gegen Amerika, 24 Spieler, hoch emotional, schnelle Entscheidungen, Drama und Euphorie. Eigentlich müsste jeder, der Vorbehalte gegen Golf hat, den Ryder Cup einmal verfolgen.
… Ryder Cup in Deutschland auszutragen
Wir haben mit dem Solheim Cup bewiesen, dass wir sehr gute Gastgeber für solche Events sein können. Mittlerweile gibt es in Deutschland einige Anlagen, auf denen der Ryder Cup stattfinden könnte.