Knapp 100 Meter habe jetzt schon hinter mir und habe noch immer keinen Fisch gesehen, geschweige denn gefangen. Na, das kann ja was werden! Wieder präsentiere ich die 14er Buck Caddis mit einem abgestoppten Wurf in das Pocket Water. Die kleine Rehhaarfliege treibt etwa einen Meter perfekt, bevor die Strömung das Vorfach mitzieht. Hmmmm. Wieder nichts. Eigentlich hätte ich an dieser Stelle einen Fisch erwartet.
Schau’n wir mal. Während ich mich langsam gegen die flotte Strömung vorarbeite, gehe ich die Infos durch, die ich erhalten habe: Rund 40 Kilometer lange Strecke, die seit 35 Jahren nicht besetzt wurde und daher einen natürlichen Wildfischbestand aufweist, der sich aus Bach- und Regenbogenforellen sowie Äschen zusammensetzt – und einen von diesen Wildfischen, den hätte ich jetzt schon gerne …
MIT DIESER FORELLE HABE ICH NOCH EINE RECHNUNG OFFEN
Ich entschließe, meine Taktik zu ändern, stelle das Fischen ein, steige aus dem Wasser und setze die Polbrille auf. Wollen wir doch mal genau schauen, ob sich irgendwo ein Fisch zeigt. Und tatsächlich! Unterhalb einer alten Holzbrücke sehe ich eine gute Bachforelle stehen. Langsam ziehe in einige Meter der DT von der Rolle, serviere die Buck Caddis, und verfolge die Drift der kleinen, cremefarbenen Trockenfliege, die sich gut vom dunklen Wasser unter der Brücke abhebt. Noch etwa einen Meter, dann ist die Fliege bei der Forelle … Schwups, weg ist sie! Ein vorwitziger Jüngling war schneller, erwischte die Trockenfliege jedoch nicht richtig. Als ich zu einem neuen Wurf ansetzen will, ist die gute Bachforelle verschwunden. Mist! Also setze ich mich ans Ufer und warte. Der Fisch wird sicher wieder auftauchen.
Der suchende Blick von der Brücke. Wild fische wissen, wie sie Deckung perfekt nutzen.
Wer jedoch auftaucht, das ist Kurt Pirker vom Hotel Eggerwirt, der mir die Strecke zeigt: „Na, Michael, war was?“ „Nein, und bei Dir?“ „Auch nicht. Was meinst, wollen wir ein Stück weiter hochfahren, dann kannst Du Dir auch noch ein weiteres Stück der Strecke anschauen.“ Ich will! Denn ich bin mir sicher, dass die Mur mehr zu bieten hat. Und so ist es! An der nächsten Stelle, die etwa 10 Meter breite Mur macht hier eine leichte Kurve, ist ein tiefer Bereich ausgespült worden. Das ruhigere Wasser auf der Innenkurve bildet schöne Spiegel, Äste hängen über dem Wasser, also, hier müssen doch Fische stehen!
ERSTAUNLICH, WIE KRÄFTIG DIESE WILDFISCHE SIND
Und so ist es. Nach wenigen Minuten hake ich eine Regenbogenforelle. Aber was ist das? Die, Entschuldigung, wirklich nicht gerade große Forelle, macht ein Remmidemmi, das mich verblüfft! Die Mittdreißiger springt, bockt und zerrt, wie ich es normalerweise nur von 45-Plus-Fischen kenne. Und so dauert es fast peinlich lange, bis ich die ausgesprochen hübsche Forelle von der Fliege befreien kann.
Eine halbe Stunde später ist Kurt wieder bei mir, auch er sieht zufrieden aus, hat einige Bachforellen gefangen. Ich hatte, neben der Regenbogen, noch drei weitere Fische. Alles keine Riesen, aber vor Kraft strotzende, ausgesprochen schöne Wildfische. Und alle kamen zur Trockenfliege. Für ein paar Stunden „schnell mal raus“ ein schönes Ergebnis.
PARAGLIDING, BIER UND DIE REVIERE DER MUR
Bis spät in die Nacht sitzen wir beim Bier zusammen, reden über Gott und die Welt – und die Fischerei an der Mur. Kurt Pirker erzählt mir von seiner Zeit in Südafrika, vom Paragliding und Tandemflügen und dass er zwar schon Angler war, mit dem Fliegenfischen jedoch erst vor kurzem angefangen hat. Doch das Virus hat ihn voll erwischt, und seine Augen leuchten, als er von seinen ersten Äschen erzählt, die er im Revier IV, Abschnitt Untere Mur, gefangen hat. Im Herbst, so erfahre ich weiter, sei dieser Abschnitt besonders gut für Äschen. Da muss ich mal hin, denke ich im Stillen.
Morgen jedoch wollen wir uns erst einmal zusammen den Abschnitt im Bereich des Zulaufs des Zederhausbachs, die Innere Mur (Revier II) und die Mittlere Mur (Revier III) anschauen.
Am nächsten Morgen gehen wir es entspannt an, fischen bei St. Michael in der Mittleren Mur. Entspannt, weil die Strömung hier nicht ganz so schnell und turbulent wie in den oberen Strecken ist. Und das bedeutet: weniger Würfe, längere Driften. Trotzdem entscheide ich mich für eine sehr lange Vorfachspitze, 150 cm 0,14er. Das macht die Präsentation einfacher, denn das lange Vorfach bügelt kleine Strömungswirbel aus und glättet damit die Drift der Fliege.
Auch hier fangen wir wieder schöne, kampfstarke Forellen, allesamt jedoch keine Riesen. Und so entscheiden wir uns, Richtung Zederhausbach zu wechseln, denn Kurt kennt da so eine Stelle …
Eine Mur-Äsche, gefangen von Kurt im schnellen Wasser der Mittleren Mur unterhalb des Zederhausbachs.
DIE ÄSCHE UND DER BESUCH DER ALTEN DAME
Unterhalb des Bachs, der mit fast weißem Kiesgrund in die Mur mündet, ist das Wasser nicht schnell, es ist rasant – und die Fischerei technisch durchaus anspruchsvoll. Kurt fischt 100 Meter stromab, ich folge ihm und klopfe mit der Buck Caddis, eine andere Fliege braucht man hier eigentlich nicht, die Taschen ab. Schade, dass ich meine 6-Fuß-Rute zu Hause gelassen habe, sie wäre perfekt gewesen. Mit der 8 Fuß zu langen Rute geht es auch, wenn auch nicht so schön.
Zack, weg ist die Rehhaarfliege! Ich hebe die Rute und eine etwa 20 Zentimeter lange Bachforelle flitzt durch die Strömung, hinein in einen etwas ruhigeren Bereich unterhalb einer großen Steinplatte. Weiter kommt sie nicht, denn das weiß eine stattliche Bachforelle wirkungsvoll zu verhindern. Die „alte Dame“ packt die kleine Bachforelle in der Mitte und pflückt mir diese, samt der Trockenfliege, vom Haken! Konsterniert versuche ich, meine Leine und meine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Mist, Mist, Mist! Das wäre sie gewesen!!!
Ich strecke meinen Rücken durch, atme tief – und sehe, dass Kurt die Rute steil in die Luft hält und der Kescher im Wasser hängt. Nichts wie hin!
Kurz darauf bin ich bei ihm und er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Und was hat er im Kescher? Eine wunderschöne Äsche! Ich klopfe ihm auf die Schulter: „Sauber, Kurt, wirklich sauber!“ Eine Äsche, in diesem schnellen Wasser, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet!“
Nach einem kleinen Fotoshooting entlassen wir die Äsche in ihr Element und beschließen, dass dieser Fisch doch ein gelungener Abschluss eines schönen Tages an einem wilden Wasser mit wilden Fischen war …
AUF EINEN BLICK
Anfahrt: Die Mur liegt im Lungau (Salzburger Land). Mit dem Auto vom Norden aus fahren Sie München - Salzburg, A10 Tauernautobahn bis Ausfahrt St. Michael.
Das Revier: Die Mur bei St. Michael besteht aus fünf Revieren mit einer Gesamtlänge von fast 40 km! Der Befischungsdruck ist sehr gering, denn die Tageskarten sind limitiert. Dies soll den Wildfischbestand schützen.
Die Reviere im Überblick:
Revier I „Hintere Mur“: Dieser 18 Kilometer lange Abschnitt bietet eine Hochgebirgsfischerei, in erster Linie auf Forellen.
Revier II „Innere Mur“: Eine 3,6 Kilometer lange Strecke oberhalb der Einmündung des Zederhausbachs mit schönen Standplätzen unter überhängenden Ästen für Bachforellen, Regenbogenforellen stehen eher an den Steinen in der Mitte.
Revier III „Mittlere Mur“: 11,5 abwechslungsreiche Kilometer zwischen der Einmündung des Zederhausbachs bis zur Mur-Brücke in St. Michael. Im Oberlauf sehr schnell fließend, in St. Michael gemäßigt schnell. In erster Linie Bach- und Regenbogenforellen, doch auch die eine oder andere Äsche kommt hier vor.
Revier IV „Untere Mur“: Dieses nur 1,8 Kilometer lange Stück der Mur ist der beste Abschnitt für die Äschenfischerei im Herbst, außerdem werden Forellen gefangen.
Revier V Thomatalerbach: Diese 5,25 Kilometer lange Strecke liegt unterhalb von Madling, und viele gute Stellen sind ohne lange Fußmärsche gut zu erreichen. Hier können Sie, neben Forellen, auch mit Äschen rechnen.
Fischarten: Bachforellen, Regenbogenforellen, Äschen.
Saison: 1. Juni bis 30. September.
Wichtig : Die Tageskarten für die 40 Kilometer lange Strecke sind pro Tag auf maximal 13 Stück limitiert.
Preis: 80 Euro pro Tag.
Bestimmungen: Nur Fliegenfischen, Trockenfliege, Nassfliege und Nymphe ohne Beschwerung und ohne Widerhaken. Es gilt Catch and Release (im Revier IV ist eine Entnahme erlaubt, maximal zwei Salmoniden, davon nur 1 Äsche).
Weitere Infos und Buchung: Die Mur-Strecke wird vom Hotel Eggerwirt bewirtschaftet, das auch ein unglaublich großes Wellness-Angebot anbietet. Auf 13.000 Quadratmetern ist wirklich ALLES vorhanden, vom Naturbadesee über diverse Saunen bis hin zu sämtlichen Anwendungen. Der Wellnessbereich hat die Größe zweier Fußballfelder! Ideal auch für einen Urlaub zu zweit.
Angebote: Das Spa & Vitalresort Eggerwirt bietet auch Pakete für Fliegenfischer an:
• 4 Übernachtungen (Preisvorteil auf die Übernachtung)
Eggerwirt Verwöhnpension
3 Tageskarten
1 Massage
Persönliche Einweisung im Fischereigewässer
Preis pro Person: ab 890 Euro.
• 7 Übernachtungen (dabei ist 1 Übernachtung gratis)
Eggerwirt Verwöhnpension
5 Tageskarten
1 Teilmassage
Persönliche Einweisung im Fischereigewässer
Preis pro Person ab: 1.440 Euro.
Weitere Infos und Buchung:
Spa & Vitalresort Eggerwirt
Kaltbachstraße 5
A-5582 St. Michael im Lungau
Tel.: +43/ 6477/8224-0
E-Mail: office@eggerwirt.at
www.eggerwirt.at
Für Frau und Fischer – das Spa & Vitalresort Eggerwirt hat für beide viel zu bieten.