... überhasteten Aufsuchen eines Gebüsches zwecks Verrichtung seines Morgengeschäftes auf einer vorchristlichen Urform der Banane ausgerutscht?
Doch der hungrige Jungsteinzeitmann – das Verhängnis nahm nun endgültig seinen Lauf – erlegte fatalerweise einen Steinbock (Capra ibex). Wir sind dabei gezwungen, abermals selbsternannten Spezialisten Glauben zu schenken, die Spuren eines solchen in Ötzis Magen (Ventriculus) gefunden haben wollen – unserem Team, mit dem Selbermach-Set »Der kleine Pathologe« ausgerüstet, wurde eine persönliche Untersuchung von Ötzis Mumie aus fadenscheinigen Gründen verwehrt.
Ötzi wird also, anhaltend verwirrt durch den Nudelholzhieb, mit seinem Kupferbeil (die Mumie hielt es jahrtausendelang griffbereit in ihrer Nähe) das Saft- Mammut verfehlt und stattdessen einen Steinbock erlegt haben. Dies kann immerhin als Erklärung dienen, weshalb sein Gebiss Zahnabschleifungen sowie einen abgestorbenen Frontzahn aufweist: Das Fleisch von Steinböcken (unser Team flüchtete mehrfach vor einem Exemplar dieser verschwenderisch behörnten Spezies) ist durch das sinnfreie, aber rastlose Bergklettern der Tiere zäh wie ein Autoreifen (Pneu). Die aus der sich unvermutet ergebenden Dentalproblematik resultierenden Schmerzen in Ötzis Magen (Ventriculus) müssen urmenschlich gewesen sein, abgebrühter Steinzeitmann hin oder her.
Was anschließend geschah, gilt als gesichert: Ötzi sprang nackt in den erstbesten Bergsee (was die Blöße der Mumie auf Fotos belegt), um im kalten Wasser seine Schmerzen zu betäuben. Sein Pfeilaufbewahrungsbehältnis (Köcher) behielt er dabei auf dem Rücken, um sich jederzeit gegen Säbelzahntiger oder Brontosaurierherden verteidigen zu können.
Wem die Bade-Theorie wacklig erscheinen mag, sei daran erinnert, dass Ötzi zu diesem Zeitpunkt bereits, wie in »Was ist was – Der Urmensch für Erstleser« vermerkt, »ausgedehnte Strecken zwischen verschiedenen Vegetationszonen« zurückgelegt hatte, das Deodorant jedoch nach unserer Einschätzung erstmals beim Pyramidenbau im pharaonischen Ägypten zum Einsatz kam. Ötzi badete nicht zuletzt, um dem quälenden Eigengeruch Einhalt zu gebieten und sich danach – in Relation zum eisigen Wasser war die Umgebungstemperatur nach seiner Wahrnehmung nun angenehm mild – ein ausgiebiges Sonnenbad (Heliotherapie) am Ufer zu gönnen, was die beneidenswerte, kupferfarbene Bräune der Mumie erklärt.
Doch es kam, wie es kommen musste: Ein vom Kraxeln im Geröll rechtschaffen müdes Mammut platzierte sich mit seinem saftigen Hinterteil (Oberschale) genau auf dem dösenden Ötzi. Dies allein vermag die bekannte verrenkte Haltung der Mumie zu erklären. Zu Tode gepresst, wobei sich ein aus seinem Köcher ragender Pfeil tief in sein Schulterblatt bohrte (der von Profilern vermutete Mord aus Heimtücke entlarvt sich hierbei als schrullenhafte Märchenonkelgeschichte), hauchte unser tragischer Held sein prähistorisches Dasein aus.
Was wohl Ötzis, vermutlich nur schwer verständliche, letzte Worte waren? »Mehr Licht!«? »Danke, Merkel!«? Oder gar: »Gronz Grunf Arghhh!«? – Wir werden es nie erfahren.
GREGOR OLM ZEICHNUNG: PETER MUZENIEK