... in einem hautengen roten Kleid durch die Menge bewegt… Man muss sofort an einen Oktopus denken!
„Babylon“ spielt in Hollywood in den wilden 20ern, als der Tonfilm die Branche für immer umkrempelte, das Geld in Strömen floss, die Möglichkeiten unendlich schienen und es kaum Regeln gab. „Die Dreharbeiten waren chaotisch, lustig, absurd. Das war definitiv die beste Erfahrung meines Lebens!“, schwärmt Margot. Wie gesagt, ihre Methoden sind unkonventionell – aber damit hat Margot es bis ganz nach oben geschafft. Ihre Rolle in „Once Upon A Time in… Hollywood“ hat sie etwa einem Brief zu verdanken, den sie Regisseur Quentin Tarantino schrieb. „Lieber Mr. Tarantino, ich würde so gern in einem Ihrer Filme mitmachen!“, mit diesen Worten wandte sie sich an den „Pulp Fiction“-Macher. „Am liebsten natürlich als Schauspielerin – aber wenn das nicht klappt, trage ich Ihnen notfalls auch den Kaffeebecher hinterher.“ Tarantino war beeindruckt von so viel Dreistigkeit – und ließ die Australierin vorsprechen. Die meisten wären in dieser Situation wohl vor Ehrfurcht erstarrt, aber Margot strotzte vor Selbstbewusstsein: „Wieso auch nicht? Ich war gerade für einen Oscar nominiert worden und hatte endlich das Gefühl, auf Augenhöhe mit meinen Idolen zu sein.“
Apropos: „Babylon“ wurde im Vorfeld als heißer Oscar-Kandidat gehandelt, doch angesichts der miesen Kritiken wird die Academy das Werk wohl nicht krönen. Das Branchenmagazin „Hollywood Reporter“ bezeichnet den Film schon jetzt als den „größten Flop des Jahres“, weil er 250 Millionen Dollar gekostet, bislang aber nur zehn Millionen eingespielt hat. Und natürlich geht Margot die Muffe, dass sie zum (hübschen) Gesicht dieses finanziellen Desasters wird. Vielleicht schoss sie auch deshalb mit ihren PR-Aktionen ein wenig übers Ziel hinaus. Zuerst schimpfte sie auf die Cancel Culture, die alles verböte, was Spaß mache und lustig sei – ein recht unreflektierter Angriff auf die Bemühungen nach mehr Wokeness und Diversität. Ihren Pressesprecher brachte sie zudem mit einer Anekdote ins Schwitzen. Margot erzählte, sie habe Filmpartner Brad Pitt impulsiv einen Zungenkuss gegeben, der nicht im Drehbuch stand. „Ich war der Meinung, dass das einfach zur Szene passt. Außerdem wollte ich Brad schon immer mal näher kommen und jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit dazu.“ Die Fangirls unter uns können das sicher nachvollziehen – aber natürlich löste Margot mit diesem Geständnis eine Online-Diskussion über Grenzüberschreitung und sexuelle Übergriffe aus. Wären die Rollen vertauscht gewesen, so der Tenor, dann hätten wir es hier mit einem #MeToo-Fall zu tun. Ist was dran, oder? Regisseur Damien Chazelle bemühte sich um Schadensbegrenzung, indem er Margots „rohe Energie“ lobte, ihre „Wildheit und Unerschrockenheit“: „Sie ist ein Tornado!“
Und dieser Wirbelsturm wird, das steht fest, das Kinojahr 2023 aufmischen. Denn es sind noch drei weitere spannende Projekte in der Pipeline – darunter auch der „Barbie“-Film mit Ryan Gosling. „Diese Rolle ist meine kleine Rache“, erklärt Margot. Denn ihrer alleinerziehenden Mutter kam die Plastikpuppe damals nicht ins Haus. „Ich habe mir immer eine Barbie gewünscht, auch als ich schon viel zu alt war, um damit zu spielen. Aber meine Mutter hatte ihre Prinzipien. Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann meinen Kindheitstraum voll ausleben darf!“
Robbies Mama war übrigens schon immer klar, dass Margot das Zeug für die große Leinwand hat. Sie bestärkte ihr Mädchen, wenn das mal wieder einen Tiefpunkt hatte. „In der Anfangsphase meiner Karriere war alles ziemlich schrecklich, und ich erinnere mich, dass ich zu meiner Mutter sagte: ,Ich glaube nicht, dass ich das wirklich machen will.’ Und sie sah mich mit völlig ernstem Gesicht an und sagte: ,Liebling, ich glaube, es ist zu spät, es nicht zu tun. Du bist an einem Punkt, wo der einzige Weg nach oben führt.’“ Aber Margot ist sich der Fallhöhe durchaus bewusst. „Die Höhen sind wirklich atemberaubend hoch“, sagt sie. „Aber wenn man fällt, sind die Tiefen wirklich, wirklich tief. Ich schätze, wenn man Glück hat, dann balanciert sich das irgendwann aus.“
Ihr Mann Tom Ackerley ist Filmproduzent, ihm muss sie diese Gefühlsachterbahn also nicht groß erklären. Die zwei bilden auch beruflich ein Dreamteam: Vor acht Jahren gründeten sie eine Produktionsfirma, die preisgekrönte Filme wie „Promising Young Woman“ (mit Carey Mulligan) an den Start bringt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frauen zu fördern. Noch heute wundert sich Margot über ihr mittlerweile siebenjähriges Eheglück: „Glaubt mir, ich war das ultimative Single-Mädchen. Bei dem Gedanken, mich fest zu binden, musste ich kotzen! Und dann schlich sich Tom an mich heran. Und plötzlich ergab alles Sinn.“ Der 32-Jährige zeigt nämlich nicht nur Verständnis für Margots Knutsch-Sucht, er liebt es auch, wenn sie sich phasenweise in einen Oktopus verwandelt. ?