... deutschsprachigen Raum. Bei anderen Importeuren gab es aber sehr wohl Ausfälle – weil die Container schlicht nicht auf die Reise geschickt oder auch weil storniert wurde, da die hohen Frachtraten einen Import zum Verlustgeschäft gemacht hätten.
Vorteil: Lang jährige Geschäftsbeziehungen
Die Situation wird auch im gerade begonnenen Jahr die Geschäfte im Dekorations-Segment prägen. „Wir haben noch einige Vorteile, da zahlreiche unserer Geschäftsbeziehungen seit vielen Jahren bestehen“, erklärt Fabian Louwen, der seit einiger Zeit die Florissima-Werbung verantwortet. An den gestiegenen Frachtraten können aber auch langjährig gepflegte Kontakte nichts ändern.
Eine weitere Konsequenz beschreibt Franziska Miebach, die bei Claessen in Köln als Mitglied der Geschäftsführung unter anderem im Einkauf tätig ist. „Bis sich die Frachtraten wieder auf ein akzeptables Niveau reduziert haben, werden wohl bestimmte Produkte nicht mehr geordert“, ist sie überzeugt. Hinzu kommen Produktgruppen, bei denen Lieferengpässe entstanden sind. „Etwa LED-Kerzen, für die ähnliche Chips wie die in der Autoindustrie genutzt werden“, erklärt sie.
Grundsätzlich geprägt wird die Branchensituation ebenfalls durch eine gewisse Abhängigkeit von den Lieferanten in Fernost, natürlich China, aber ebenfalls Vietnam. Armin Strecker sieht dazu „kaum eine Alternative“, wenn auch „Indien, insbesondere bei Metall- Artikeln eine immer größere Rolle spielt“. Franziska Miebach nennt ebenfalls „Portugal bei Keramikartikeln“. Sie schränkt aber ein, dass „die Produktionskapazitäten limitiert“ seien.
Es wird also in diesem Jahr für die Floristen sehr darauf ankommen, mit welchen Lieferanten sie zusammenarbeiten. Der Fokus verschiebt sich vom Verkauf und der Preisgestaltung auf den Einkauf. Armin Strecker sieht dabei „die regional orientierten Anbieter“ im Vorteil. Zumal es noch nicht sicher ist, ob sich in diesem Jahr das Messegeschäft wieder an die Vor- Corona-Zeiten annähert.
Von der Nachfrageseite nur Positives
Nun soll aber an dieser Stelle keinesfalls der Eindruck erweckt werden, dass die Deko-Branche vor unüberwindlichen Problemen steht. Ganz im Gegenteil, denn auf der Nachfrageseite gibt es eigentlich nur Positives zu berichten. Schon Ende November hieß es seitens vieler Anbieter: Das Advents- und Weihnachtsgeschäft hat die hoffnungsvollen Erwartungen nicht enttäuscht. Armin Strecker spricht von „einer hohen Nachfrage“, Franziska Miebach vom Kölner Unternehmen Claessen bestätigt: „Advent und Weihnachten war sehr gut“.
Hoffnungsvoll stimmt ebenfalls die Meinung vieler Branchenprofis, dass es aufseiten der Konsumenten einen gewissen Qualitätssprung gegeben hat. Bei Dekorationsartikeln zählt nicht mehr ausschließlich der reine Preis, sondern das Verhältnis von Preis und Qualität. Wobei das Pendel Richtung Qualität ausschlägt, was sich bekanntlich ebenfalls bei anderen Konsumartikeln zeigt. Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass sich die deutsche Gesellschaft und damit auch die Konsumneigungen deutlich geändert haben (siehe dazu den Beitrag auf Seite 46).
„Das Design wird wichtiger“, ist Fabian Louwen überzeugt. „Es gibt in den Wohnungen immer mehr alleinstehende Deko, die aus sich heraus wirken muss“, ergänzt Franziska Miebach. Gut erkennen ließe sich die Entwicklung an den Trend-Vasen zu Ostern, sie seien „dickwandig und organisch rund wie Ostereier“. Die Farbnuancen reichen „von Gelb über Lila und Mint bis zu Gold“. Scandi-Eastern nennen das die Trend-Scouts von Florissima, wobei die Farbtöne, insbesondere Gelb, nicht grell und schrill, sondern gedämpft sind.
Beruhigendes in Krisenzeiten
„Das Flair von Trockenblumen geht auch auf andere Materialien und auch auf die Farben über“, erklärt Franziska Miebach. Das klare, fast kalt wirkende, auf Silber und Gold basierende Design würde nun durch „organischere, sanfte Formen abgelöst“, erläutert die Claessen-Einkäuferin. Die Farbtöne sind heller geworden, die Oberflächen sind nicht mehr so glatt, es gibt weniger harte Kontraste, sondern verstärkt ein harmonisches Zusammenspiel – etwa von hellem Holzfußboden und einem dunklen Blau an den Wänden.
So wie die bürgerliche Mitte und ihr Geschmacksdiktat der Vergangenheit angehört, so werden die Milieus und ihre Geschmacksausprägungen immer differenzierter. Fabian Louwen nennt neben Scandi-Eastern die Umschreibungen „Landscape, Mystik-Forrest, Summer-Jam und Minimalism“, unter denen die Florissima-Gruppe die Trend-Themenbereiche zusammengefasst hat.
Sicher, mehr Themendefinitionen würden nur verwirren, doch sind die Vorlieben einzelner Konsumentengruppen noch differenzierter. In einem Aspekt fühlen die Menschen aber ähnlich: Sie sind angesichts der Herausforderungen unter Stichworten wie Corona- Krise oder Klimawandel verunsichert. In unsicheren Zeiten suchen die Menschen aber in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld Beruhigendes – sei es in organischen Formen oder harmonischen Farbgebungen.
Eine einzelne Produktgruppe, die in diesem Jahr das Deko-Geschäft neu prägen wird „sehe ich nicht“, meint Armin Strecker – und andere Branchenkenner wie Fabian Louwen oder Franziska Miebach stimmen zu. Was aber im Jahr 2022 bleiben wird, da ist man sich in der Branche einig, das ist der Trend zu Trockenmaterialien. Ein Gartencenter-Filialist wie Pflanzen-Kölle konnte in diesem Segment den Umsatz versechsfachen. Ohne dass dies auf Kosten anderer Produktgruppen, etwa Frischblumen, ging. Was ja nur bedeuten kann, dass eine neue Konsumentengruppe den Weg in den Blumenfacheinzelhandel gefunden hat. Trockenmaterialien wiederum sind prädestiniert für Kombinationen mit anderen Dekorationsartikeln.
Bleiben wird ebenfalls der Fokus der Verbraucher auf den Begriff Nachhaltigkeit. Die Unternehmen der Branche sind da im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv. „Der Handel übernimmt der Initiative, um bei den Herstellern in Fernost für mehr Verständnis zu sorgen“, erklärt Armin Strecker. „Wir bemühen uns, von so vielen Herstellern wie möglich Zertifizierungen, etwa bei Holzprodukten, zu bekommen“, unterstreicht Franziska Miebach. Man darf da durchaus optimistisch sein, denn Nachhaltigkeit ist weltweit ein Thema und am Ende sitzt der Handel immer am längeren Hebel.