... empfiehlt der ICES in der gesamten Ostsee während der Laichzeit (Februar/März) eine Schonzeit für den Fang von Dorschen. Grund für den Vorschlag an die EU-Fischereiminister in Brüssel Ende August sind die schwachen Reproduktionsjahre 2015, 2017 und 2018, sowie das nach neuesten Forschungen um 54 Prozent nach unten korrigierte eigentlich starke Nachwuchsjahr 2016. Die schlechten Bestandsprognosen entstehen nicht – wie oft falsch berichtet – ausschließlich durch Überfischungsdruck, sondern auch durch fehlende Nachwuchsrekrutierungen. In den Sub-Divisionsgebieten SD 22 und 23 (westliche Ostsee) sowie SD 24 (Vermischungsgebiet) und den östlichen Gebieten SD 25-32 steht die Laicherbiomasse und fischereiliche Sterblichkeit der Dorsche tief im Keller (siehe auch Grafik). Die EU-Fischereiminister entscheiden am 14. und 15. Oktober über die Empfehlungen des ICES (also genau, wenn diese K&K-Ausgabe herauskommt). Der Deutsche Angelfischer Verband (DAFV) befürwortet den Vorschlag, eine zweimonatige Schonzeit einzuführen, spricht sich aber deutlich gegen die Reduzierung des Baglimits aus. Würde der ICES-Vorschlag ange- nommen, wird das wohl für die verbliebenen ohnehin schon schwer getroffenen Dienstleister im Bereich Dorschangeln in der westlichen Ostsee fatale wirtschaftliche und existenzielle Folgen haben.
Wenn es nach dem ICES geht, dürfen Angler 2020 an einem Angeltag lediglich zwei Dorsche mitnehmen.
FOTO: S. ROSE
Fachleute schätzen, dass ein solches Baglimit das Ende der touristischen Kutterangelei bringen dürfte.
FOTO: S. ROSE
Im Osten nichts Gutes
Auch dem Dorschbestand in der östlichen Ostsee geht es richtig mies. Bereits Ende Juli 2019 wurde von der EU-Kommission in Brüssel ab August bis Ende des Jahres ein Fangverbot für Dorsch verhängt. Betroffen sind allerdings nur gewerbliche Fischer und das außerhalb der 6-Meilen-Zone. Innerhalb der 6-Meilen-Zone halten sich laut Forschern vom Thünen-Institut vorwiegend Dorsche aus dem westlichen sowie Mischbestand auf. Die dürfen von Freizeit- und Küstenfischern noch gefangen werden, denn das Fangverbot soll vorrangig den östlichen Dorschbestand schützen. EU-Fischereikommissar Karmenu Vella sagte zu dem Verbot: „Ein Zusammenbruch des Dorschbestandes hätte katastrophale Auswirkungen auf die Existenz vieler Fischer und Küstengemeinden im gesamten Ostseeraum. Wir müssen rasch handeln, um den Bestand zum Wohl der Fische und im Interesse der Fischerei wieder aufzufüllen“. Gründe und Faktoren für die schlechten Nachwuchsjahre in der gesamten Ostsee sind laut Wissenschaftskreisen ein zu geringer Salzgehalt, zu hohe Wassertemperaturen, zu wenig Sauerstoff, Schadstoffeinflüsse aus der Landwirtschaft, Nahrungsmangel und Parasitenbefall. Da können wir nur hoffen, dass es dem eh' schon stark angeschlagenen Patient Dorsch in der Ostsee bald wieder besser geht und für die kommenden Jahre ordentlich gelaicht wird!
Im Gegensatz zu Scholle, Hering und Sprotte, die in fast allen Fanggebieten (die Zahlen hinter den Fischen) sehr hohe Laicherbiomassen aufweisen, sieht’s beim Ostseedorsch da viel schlechter aus. In der westlichen Ostsee (Gebiete 22–24) noch ein bisschen besser als im Osten, wo es für die Gebiete 25–32 (siehe Fanggebiete in der anderen Grafik) bereits in den tiefroten Bereich geht. Die Laicherbiomasse beim Hering sieht im westlichen Teil (22–24) nicht gut aus.
GRAFIK: THÜNEN-INSTITUT