... Radiosignale auf den Grund gehen und stellt bald fest, dass es auf der kleinen Edwards-Insel in der Nähe des Städtchens vor übernatürlichen Geistergeschichten nur so wimmelt. Insofern dürfte der Plot also dem des ersten Teils ähneln, nur mit einer anderen Charakterriege und Verbesserungen in einigen Bereichen des Spiels. Kurz gesagt: Wenn euch Oxenfree gefallen hat, stehen die Chancen sehr gut, dass auch Oxenfree 2 genau euren Geschmack trifft.
LASSE REDN
Für alle, die mit dem Erstling bislang nichts zu tun hatten, müssen wir etwas weiter ausholen. Sowohl Oxenfree als auch Oxenfree 2 zeichnen sich aus durch die ungewöhnliche 2,5D-Perspektive mit weit herausgezoomter Kamera. Ihr seht eure Figuren meist nur aus großer Entfernung auf dem Bildschirm, sodass sie wie Strichmännchen wirken. Das ist ungewohnt und erschwert es, ihnen nahezukommen – die Mimik etwa ist nicht erkennbar. Die visuelle Distanz aber wird konterkariert vom Dialogsystem, sodass dennoch Intimität entsteht. So wird Riley in den Spielszenen, die wir zu Gesicht bekamen, von ihrem alten Schulfreund Jacob begleitet, und die beiden haben sich viel zu erzählen. Das Duo unternimmt einen Ausflug, um den Ursprung der merkwürdigen Radiosignale zu finden. Während der Unterhaltungen greift der Spieler selbst immer wieder ins Gespräch ein, indem er sich für diverse Antwortmöglichkeiten entscheidet, dem Partner ins Wort fällt oder auch mal einfach nichts erwidert. Selbst, wenn Jacob gerade schweigt, ist Kommunikation allgegenwärtig. Mit den Walkie-Talkies nämlich empfängt Riley diverse Funksprüche, auf die sie antworten kann oder auch nicht. Im vorgespielten Abschnitt kommt auf einmal eine Durchsage von einem Hobbyfunker rein, der die beiden bittet, bei einer verlassenen Fischerhütte in der Nähe nach einem Rucksack zu suchen. In der Demo willigten Riley und Jacob ein, die Folge: Der Rucksackbesitzer zeigt sich per Durchsage dankbar und verspricht, den beiden mit seiner Kenntnis der Umgebung zu helfen. Erforderlich war der kurze Abstecher in die Fischerhütte nicht, wie das Verhältnis der Figuren zueinander am Ende aussieht, bestimmt man als Spieler also weitestgehend selbst und das wirkt sich natürlich auch auf die möglichen Finalszenarios des Abenteuers aus. Einige Charaktere lernt man nur über das Funkgerät kennen, andere trifft man in der Spielwelt Camena.
WALKING UND TALKING
Oxenfree 2 ist kein allzu rätsellastiges Adventure, auch wenn die Interaktivität im Vergleich zum Vorgänger erweitert wurde. Beim Erkunden der Wildnis etwa entscheiden sich Riley und Jacob zwischen unterschiedlichen Wegen. Mit etwas Pech entpuppt sich eine vermeintliche Abkürzung als fiese Stolperfalle und kostet am Ende mehr Zeit – auch solche Umwege können Einfluss haben auf den Ausgang des Mystery-Thrillers. Später stößt das Paar während einer Höhlenexkursion in einer verlassenen Mine auf ein scheinbar unüberwindbares Hindernis: Ein stillgelegter Aufzug verwandelt die Route in eine Sackgasse. Hier kommt ein übernatürliches Hilfsmittel ins Spiel! Riley kann an bestimmten Stellen ein Portal öffnen und so die Umgebung in einer anderen Zeit erkunden. In diesem Falle etwa Jahre, bevor die Schächte stillgelegt wurden und der Aufzug noch funktionierte. Durch den Fokus auf die Dialoge und den Verzicht auf komplexe Puzzle – so zumindest der Eindruck nach der Demonstration – ist Oxenfree 2: Lost Signals einem typischen Walking Simulator näher als einem Adventure der alten Schule. Damit Spieler auch hierzulande trotz der zahlreichen Gespräche Schritt halten können, sind deutsche Texte geplant. Die Vertonung wird aber auch im zweiten Teil nur auf Englisch vorliegen. Um diese abschließend zu beurteilen ist es noch zu früh, in den gezeigten Szenen wirkte der Tonfall der beiden Figuren auch in brenzligen Momenten recht distanziert und abgeklärt. Eventuell wird sich das aber im Verlauf des Abenteuers ändern, denn nimmt man den Vorgänger als Maßstab, dürfen Spieler mit Schockmomenten, mitreißenden Szenen und einer gut geschriebenen Story rechnen. Einen kurzen Gruselmoment bekamen wir in der Demo jedenfalls bereits zu Gesicht.
MEINUNG
Katharina Pache
I’m getting mixed messages. Von zwei Dingen in Oxenfree 2 bin ich persönlich noch nicht vollends überzeugt. Ich hatte zum einen das Verlangen, die Augen zusammenzukneifen und näher an den Bildschirm zu rutschen, um die Figuren besser zu erkennen, so weit weg ist die Kamera platziert. Der Vorteil der Perspektive ist natürlich, dass die stimmungsvolle Umgebung toll zur Geltung kommt und das Spiel merkwürdig sowie ungewöhnlich wirkt, was ja gut zu einem Mystery-Adventure passt. Vielleicht gewöhne ich mich beim Spielen auch nach kurzer Zeit daran, wer weiß. Der zweite Punkt sind die Dialoge und deren Synchronisation. Das allerdings unter Vorbehalt, schließlich habe ich nur etwa eine halbe Stunde aus dem Spiel zu Gesicht bekommen. Allerdings empfand ich es in manchen Momenten als unpassend, wie lapidar und cool-sarkastisch Riley und Jacob die Geschehnisse kommentierten. Das ist ein Trend beim Writing, der sich auch auf Kinofilme und Serien erstreckt, auf mich wirken diese Dialoge unrealistisch, aber vielleicht bin ich auch ein einfach alt und nicht up to date. Ich muss außerdem gestehen, dass mir Riley in den circa 30 Minuten Spielzeit ziemlich unsympathisch war. Es gibt jedoch ein „aber“, denn der Verlauf der Gespräche hätte auch anders aussehen können, und am Ende werde ich in der Hand haben, wie Riley das Abenteuer kommentiert und wie sie mit Jacob umgeht, der mir fast schon leid tat. Da Oxenfree 2: Lost Signals spielerisch einen eher minimalistischen Ansatz verfolgt, wird die Story größtenteils darüber entscheiden, wie vergnüglich der Ausflug nach Camena ausfällt. Da hinter der Fortsetzung das gleiche Team steckt wie hinter dem ersten Teil, nämlich Night School Studio, dürften Fans des Erstlings recht sicher sein, dass auch die Fortsetzung Mystery-Unterhaltung nach ihrem Geschmack bietet. Ich selbst mache mir ein abschließendes Bild von der Testfassung, mit der wir irgendwannn 2022 rechnen können.
Darauf basiert unsere Meinung
Wir nahmen an einer Präsentation der Entwickler teil, während der wir auch eine halbe Stunde selbst spielen konnten.
FAZIT
Oxenfree 2 hat seinen ganz eigenen Charme, ist aber definitiv Geschmacksache.