... Fische. Aber irgendwann merkte ich, wie heikel dieses Thema in der Szene gehandhabt wird, denn ich wurde öffentlich dafür angefeindet, in einem Paylake geangelt zu haben. Woher diese Einstellung kommt, ist naheliegend. Ein Paylake ist, vom reinen Prinzip her, ja nichts anderes als ein „Put and Take“-See, nur eben ohne das „Take“.
Mittlerweile gehen die Grenzen zwischen Paylake und Public aber ineinander über. Das bekannteste Beispiel ist der Lac de Curton, oder auch Rainbowlake genannt. Selbst bekannte Angler, die sich öffentlich negativ über Paylakes äußern, sind regelmäßig am Rainbowlake angeln – dennoch ist und bleibt er ein Paylake! Und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Ich will versuchen, ein wenig die Spannung aus diesem Reizthema zu nehmen.
1. FISCHDIEBSTAHL
Ein Wort, das oft im Zusammenhang mit dem Thema Paylake fällt, ist Fischdiebstahl. Sie werden sich vielleicht an den Vorfall am Lac du Der im April erinnern, ein großer Schuppi wurde daraus gestohlen. Ich verurteile solches Verhalten zutiefst! Jedoch sollten wir nicht sofort wieder Pfeile auf die Paylakes schießen, sondern uns auch mal um 180 Grad drehen. Denn öffentliche Gewässer kennen solche Vorfälle natürlich auch! In meiner Heimatstadt Hamburg wurden Fische schon vor 20 Jahren geklaut und umgesetzt. Gefangene Fische werden aus Elbe, Alster oder anderen öffentlichen oder Vereinsgewässern entwendet und in kleine Pacht- oder Vereinsseen umgesetzt. Leider wurde auch mein erster 30-Pfünder aus unserem Vereinsgewässer von bekannten Anglern gestohlen. Unterm Strich kann man also in jedem Gewässer einen gestohlenen Karpfen fangen, ohne es selbst zu merken. Die Wahrscheinlichkeit sinkt aber, wenn man sich eher an wirklich große öffentliche Gewässer hält. Denn natürlich, prozentual ist die Diebstahlquote im direkten Vergleich an Paylakes etwas größer.
EIN PAYLAKE IST EIGENTLICH NICHTS ANDERES ALS EIN PUT & TAKE-SEE. NUR EBEN OHNE DAS TAKE!
Unterm Strich „zählt“ für Claudia jeder Fisch – egal, ob aus dem Paylake oder einem öffentlichen See.
Öffi-Angler haben mehr Freiheiten. Beißt es nicht, wird einfach die Stelle gewechselt.
2. SCHWIERIGKEIT DER GEWÄSSER
Die Schwierigkeit des einzelnen Gewässers ist teils subjektiv und teils objektiv zu betrachten. Ich würde die Grenze in der Mitte ziehen: 50 Prozent setzen sich also aus dem persönlichen Vermögen des Anglers zusammen, 50 Prozent aus den örtlichen Gegebenheiten. Ich erwähne hier mit keinem Wort Paylakes oder Public Waters, denn diese Gleichung trifft für alle Gewässertypen zu! Öffentliche Gewässer können einen ebenso fantastischen Fischbestand wie Paylakes besitzen. Je kleiner die Gewässerfläche und je größer der Fischbestand, desto wahrscheinlicher ist der Fangerfolg. An einem Paylake in Frankreich habe ich Anfang des Jahres auch erlebt, dass einige Angler eine Woche am Stück geblankt haben, nur zwei von insgesamt sieben Anglern waren erfolgreich. In Italien, ebenfalls an einem Paylake, fingen ich und ein Kollege insgesamt 130 Fische in kurzem Zeitraum. Selbst dieses kleine Beispiel reicht, um eine allgemeine Aussage zu treffen: Es gibt keine allgemeine Aussage! Paylake bedeutet ebenso wenig „einfach“ wie öffentliche Gewässer „schwer“. Ich habe das Gefühl, dass die Fische in Paylakes sogar unterm Strich etwas schwerer zu fangen sind, weil sie einem hohen Angeldruck ausgesetzt sind.
ERSCHÖPFT, ABER GLÜCKLICH: AN PUBLIC-KARPFEN ERINNERT DIE AUTORIN SICH IN DER REGEL LÄNGER.
3. DIE FREUDE AM FANG
Die Fangfreude ist der einzige Punkt, den ich schnell und ohne große Umschweife beantworten kann. Ich erinnere mich bis heute an große Fische aus öffentlichen Gewässern, die Fische aus Paylakes bleiben im Vergleich weniger im Kopf. Einen großen Fisch aus dem „Wildbestand“ zu erwischen, hat einfach einen größeren Reiz. Natürlich freue ich mich über alle Fische, aber die Erinnerungen gehen eher in Richtung „Öffis“.
4. KOMFORT AM WASSER
Ein krasses Beispiel zum Einstieg: am Cassien, also einem Public, ist Nachtangeln verboten. Trotzdem ist das Gewässer so unglaublich spannend, dass ich trotzdem dort angelte. Die Prozedur, die sich über fünf Tage wiederholte, sah wie folgt aus: Morgens um vier aufstehen, Sachen zum Spot tragen, abends abbauen und wieder zum Campingplatz laufen. Zusätzlich gab es am Wasser nur kaltes Essen, offene Flammen sind dort verboten. Am Ende des Trips war ich richtig fertig, mit Entspannung hatte das nichts zu tun. Nun das andere krasse Beispiel, etwas allgemeiner: Am Paylake hat man einen reservierten Platz, offene Flammen sind erlaubt. Auch Sanitäranlagen sind in greifbarer Nähe, in manchen Fällen steht sogar ein Lieferservice zur Verfügung. Zwei vollkommen unterschiedliche Welten können also aufeinander treffen! Und hier ist es zu einhundert Prozent subjektiv zu betrachten, welche dieser Welten die „Richtige“ ist. Manche suchen das Abenteuer, andere eher den Campingurlaub mit Komfort. Manche Menschen brauchen ständige Herausforderungen, andere sind körperlich gar nicht in der Lage, diese zu absolvieren. Sie sehen: weder das eine noch das andere ist verwerflich!
5. ANDERE ANGLER
Ich habe lange Zeit ein kleineres Pachtgewässer befischt. Anfangs waren nur drei Karpfenangler vor Ort, irgendwann wurden daraus zehn, und die Zahl stieg weiter. Mit der Zahl stiegen auch die Schnittmengen der Angler und die Probleme. An öffentlichen Gewässern neigen die Leute außerdem dazu, die Regeln zu missachten, da die Kontrollen geringer ausfallen. Am Cassien zum Beispiel wird das Nachtangelverbot ignoriert, um einen Platz zu sichern. Im Gegensatz dazu dazu hatte ich an Paylakes nie Probleme mit anderen Anglern!
AM CASSIEN IST NACHTANGELN VERBOTEN, DER AUFBAU EINES KOMFORTABLEN CAMPS FÄLLT DADURCH WEG. „CAMPING“-ANGLER SOLLTEN LIEBER AN PAYLAKES FAHREN.
KARPFEN IN PAYLAKES SIND SCHWERER ZU FANGEN, WEIL SIE EINEM HÖHEREN ANGELDRUCK AUSGESETZT SIND.
SOCIALISING: WILL CLAUDIA MIT FREUNDEN FISCHEN, DANN ENTSCHEIDET SIE SICH FÜR PAYLAKES.
6. DIE SICHERHEIT
Gerade für mich als Frau ist die Sicherheit am Wasser wichtig. An Öffis habe ich immer Pfefferspray im Zelt liegen und würde persönlich nie allein an einem öffentlichen See übernachten. Selbst wenn man sich selbst halbwegs sicher fühlt, steht das Auto unbeaufsichtigt irgendwo herum. Ich habe schon Horrorstories von zerstochenen Reifen, eingeschlagenen Fenstern oder auch brennenden Autos gehört. Wenn ich solche Risiken vermeiden will, fahre ich an Paylakes.
7. DIE NATUR
Die Natur ist an öffentlichen Gewässern, wie dem Cassien, dem Salagou oder einem der großen Stauseen, unschlagbar. Hier ist die Landschaft nahezu unberührt, und außer den Anglern gibt es hier kaum Menschen, die das Ufer betreten. Dementsprechend ist die Artenvielfalt und Natur unglaublich. Dies kann bei einigen Paylakes auch der Fall sein, in der Regel befinden sich dort jedoch einfach viel mehr Menschen – wodurch die Natur am Ufer im Mitleidenschaft gezogen wird, weil hier Angelstellen gebaut werden, Stege ins Wasser ragen oder aber Clubhäuser stehen. Auch Tiere kommen durch die Umzäunung gar nicht in die Nähe des Gewässers. Hier ist die Lage klar: Wer Natur sucht, fährt lieber an Öffis!
8. SOCIALISING
Wenn ich mit einer größeren Gruppe Menschen fischen gehen möchte, fahre ich an einen Paylake. Hier ist es einfach, einen Trip zu planen und zu organisieren. Vorab weiß ich ganz genau, wie groß der See ist, wie viele Plätze er hat und welche Ausstattung vor Ort ist. Wenn ich mich nun mit meinen Angelkollegen an einem entspannten Abend zusammensetzen möchte, werden die Ruten aus dem Wasser geholt und man trifft sich an einer Stelle. Das wäre an einem öffentlichen Gewässer, ganz ohne Aufsicht des Geräts, undenkbar. So riskiere ich, dass die Sachen gestohlen werden. Was ich generell an Paylakes sehr schätze, ist das Zusammensein. Bei einem schönen Barbeque zum Beispiel. Dadurch haben sich bei mir großartige Freundschaften entwickelt. Wenn ich also einen Trip mit einer großen Gruppe plane und mir die Zeit mit anderen am Wasser wichtig ist, würde ich immer an einen Paylake fahren. Hier hat das Public Water einfach Nachteile.
FAZIT
Was ist mir persönlich wichtig? Diese Frage ist ausschlaggebend bei der Entscheidung, an welches Gewässer ich fahre. Wer die Ungewissheit und das Abenteuer liebt, der fährt lieber an ein Public Water. Wer den Komfort und die Erhohlung zu schätzen weiß, entscheidet sich eher für einen Paylake. Beide Gewässer haben aber eine Gemeinsamkeit: die Herausforderung! In keinem der beiden Gewässertypen springen die Karpfen freiwillig ins Netz. Deshalb ist es unnötig, andere Angler anzugreifen, weil sie sich lieber für Paylakes entscheiden. Jeder sollte das tun, was ihm am liebsten ist.
An unberührten (öffentlichen) Gewässern ist die Natur deutlich schöner.
STEGANLAGE, BLOCKHÜTTE, FLIESSEND WASSER: SOLCHEN KOMFORT BIETEN NUR PAYLAKES.
Das „Abenteuer“ bietet ein großer Natursee. Manche stehen darauf, andere eher nicht.