... “Boss” sei zurück. Und vielleicht war da sogar etwas dran.
Wie sein Konkurrent, der Camaro Z/28, brachte der Mustang GT frischen Wind in die Autoindustrie. Die Mittelklasse-Fox-Plattform, auf welcher der Mustang basierte, bot großes Potenzial, da es sich um eine moderne Leichtbau-Plattform handelte. Ursprünglich war die Einführung für die Jahresmitte geplant, doch die Begeisterung für das Projekt im Ford-Hauptquartier in Dearborn führte dazu, dass das Programm beschleunigt wurde und Job 1 im Oktober 1981 vom Band rollte. Nur wenige Wochen zuvor waren die Mainstream-Mustang-Varianten im Rahmen der damals üblichen Einführung des neuen Modelljahres im September in den Ford-Showrooms angekommen.
Besonders bemerkenswert war die Wiedereinführung des 302-ci-V8-Motors, der 30 PS mehr leistete als die Version, die beim letzten Mustang II von 1978 zwischen den Stoßdämpferdomen saß. Im Jahr 1982 ersetzte er den schwachbrüstigen 255-Kubikzoll-V8, der von 1979 bis 1981 in den Mustangs angeboten wurde. Mit der Lancierung des 1982er GT-Modells hatte Ford einen neuen Imageträger an der Spitze der Mustang-Modellpalette.
Zum Zeitpunkt seiner Einführung war der Motor, der nun wie alle Ford-Triebwerke blau lackiert war und die Bezeichnung 302 HO (für “High Output”) trug, im Paket mit einigen obligatorischen Extras für jeden 1982er Mustang erhältlich. Gleiches galt für sein Mercury-Pendant, den Capri. Außer dem Motor gehörten das SROD-Viergang-Schaltgetriebe (Single-Rail-Overdrive), eine 3,08:1 übersetzte Traction-Lok-Hinterachse, Servolenkung, Scheibenbremsen vorn und ein sportlicheres Fahrwerk zu dem Ausstattungspaket. Das GT-Modell war nur als dreitüriges Schrägheckcoupe erhältlich.
Nur mit der 3-türigen Schrägheck-Karosserie war der Mustang GT erhältlich.
Im Innenraum boten die Mustang-GT-Modelle Recaro-Schalensitze, und bei den meisten Wagen saß in der damaligen Vor-CD-Ära ein AM/FM-Kassettengerät in der Mittelkonsole, das mit dem Premium-Sound-System von Ford (mit separatem Verstärker und verbesserten Lautsprechern) kombiniert war. Für die damalige Zeit galt der Innenraum des GT-Modells somit als gut ausgestattet. Im Vergleich zu den Cobra-Topmodellen der Jahre 1979-1981, die der Mustang GT ersetzte, hatte dieser eine viel “europäischere” Anmutung.
Wie ein großer Teil der Fox-Body-Mustangs wurde auch dieses Coupe mit Tuningteilen umgebaut, die aus dem gigantischen Zubehörangebot stammen, das für diese Modelle existiert.
1982er Ford Mustang GT
Motor: Ford-OHV-V8 (Stroker auf 302-Basis), 331 ci, 5.424 ccm, circa 450 PS; Bohrung × Hub in mm: 102,4 × 82,6; Holley-“750 HP”-Vergaser, MSD-Zündanlage, Taylor-Zündkabel, Magnaflow-Auspuff
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe Tremec T5, Hinterradantrieb, Achsübersetzung 4,10:1
Vorderachse: Einzelradaufhängung an modifizierten McPherson-Federbeinen, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Querstabilisator, Zahnstangenlenkung
Hinterachse: Starrachse an Vierlenker-Aufhängung, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Querstabilisator
Bremsen: innenbelüftete Scheibenbremsen vorn/Trommelbremsen hinten
Räder: American Racing “Torq Thrust II” in 17"
Reifen: Fuzion “ZRI” in 17"
Interieur: Auto-Meter-Instrumente mit weißen Zifferblättern, Grant-Sportlenkrad, Hurst-Shifter, Halbschalen-Sportsitze
Als der Mustang GT 1982 auf den Markt kam, kostete er rund 12.000 Dollar (37.000 Dollar in heutigen Dollars oder 35.000 Euro). Für damalige Verhältnisse war der 1982er Ford Mustang mit 302er-Motor ein echtes Schnäppchen. Der Boss war wieder da, und zwar mit voller Wucht.
Spulen wir vor in die Jetztzeit, vier Jahrzehnte später. Der hier abgebildete 1982er Ford Mustang GT gehört Brian Bond und wurde ursprünglich auf der Facebook-Seite meines Kollegen Keith Keplinger, THE TWO PAGE SPREAD (bit.ly/T2PSCANDF), vorgestellt. Er repräsentiert die Art und Weise, nach der viele Fox-Mustangs im Laufe der letzten vier Jahrzehnte modifiziert und aufgerüstet wurden – weit entfernt davon, wie sie seinerzeit die Fließbänder in Dearborn, Michigan, oder San Jose, Kalifornien, verließen.
“Meine Liebe zu Mustangs begann vor 40 Jahren, als mein älterer Bruder sein erstes Pony Car bekam. Mein erster Mustang war ein 1986er Modell, das mein Vater und ich gemeinsam restaurierten”, schildert Brian. “Im Laufe der Jahre habe ich eine ganze Sammlung von Mustangs aus den Jahren 1979 bis 1993 besessen. Meine Begeisterung für den vieräugigen Mustang hat mich dazu gebracht, diesen Mustang GT von 1982 zu kaufen.”
Das Hatchback-Coupe ist mit einem 331-ci-Stroker-Motor mit Aluminiumköpfen, einem Holley-“750 HP”-Vergaser, BBK-Shorty-Headers, MSD-Zündanlage, Taylor-Zündkabeln, TREMEC-T5-Getriebe, Magnaflow- Auspuff, 4,10er Hinterachse und Scheibenbremsen rundum mit Fünfloch-Anbindung ausgerüstet. Im Innenraum wurden alle Originalinstrumente durch AutoMeter-Anzeigen mit weißen Zifferblättern ersetzt. Demnächst möchte Brian dem Eighties Classic aber noch seinen eigenen Stempel aufdrücken: “Vor etwa einem Jahr habe ich den Mustang in Gainesville, Florida, gekauft. Ich habe vor, einen Coyoyte-5.0-V8 einzubauen und einen moderneren Satz Räder zu montieren, um den Wagen meinem Geschmack anzupassen. Mit diesen Modifikationen sollte der Mustang bei Shows und Cruise-Ins angenehmer zu fahren sein.”
Brians Begeisterung für sein Lieblingsauto ist typisch für amerikanische Mustang-Enthusiasten. Mehr als 2.603.339 Fox-Body-Mustangs wurden während der elfjährigen Produktionszeit gebaut, von denen ein großer Teil die Jahre überlebt hat. Während viele im Originalzustand geblieben sind, dienen sie andererseits oft, wie in Brians Fall, als Plattform für individuelle Umbauten. Und so kommt es, dass die Pony-Car-Besitzer dank des gigantischen Zubehörund Tuningteile-Angebots für den Mustang selten wirklich mit ihren Projekten fertig sind: Es gibt immer noch eine weitere Modifikation zu erledigen oder ein Upgrade fertigzustellen. Das war 1982 schon so und ist bis heute so geblieben!
Text: Richard Truesdell, Brian Bond Fotos: Keith Keplinger
Mustang SSP – The Mustang Cop Car
Im selben Jahr wie den Mustang GT führte Ford das Mustang Special Service Package ein, auch bekannt als SSP Mustang, um den Bedürfnissen der Strafverfolgungsbehörden gerecht zu werden.
Diese Sonderausführung war das Ergebnis eines Aufrufs der California Highway Patrol, oder kurz CHP. Diese Organisation, die jährlich mehr Polizeifahrzeuge anschafft als jede andere staatliche Behörde, suchte ein leistungsfähiges, leichtes Fahrzeug für Verfolgungsfahrten, das die traditionellen viertürigen Fahrzeuge wie den LTD (und später den Crown Victoria) sowie die verkleinerten, aber immer noch der Full-Size-Klasse zugehörigen Konkurrenten von Chrysler und GM ersetzen sollte.
Als Basis diente der Mustang GT, dessen Antriebsstrang und spezielle Hochleistungskomponenten wie ein verbessertes Kühlsystem und Bremsen in das leichtere Coupe mit Stufenheck eingebaut wurden, was ihn noch schneller machte als sein ziviles Gegenstück.
Während seiner Produktionszeit von 1982 bis 1993 wurden über 15.000 SSP-Mustangs für mehr als 60 Polizei- und öffentliche Dienststellen hergestellt. Neben ihren Aufgaben bei der Highway Patrol wurden einige auch im traditionellen Streifendienst und bei der Drogenbekämpfung eingesetzt. Die ungewöhnlichste Aufgabe? Die Begleitung von Piloten bei der Landung ihrer Lockheed-U2-Spionageflugzeuge.
Nach ihrem Einsatz bei der Polizei und im öffentlichen Dienst wurden viele SSP-Mustangs auf Auktionen verkauft und sind in der Fox-Body-Mustang-Community begehrt.
Eine persönliche Anmerkung: 1987 hatte ich auf einem Skiausflug nach Mammoth Mountain mit einem Porsche 944 eine Begegnung mit einem SSP-CHP-Patrouillenwagen auf der US 395 nördlich von Bishop, Kalifornien. Ich wurde von einem SSP-Mustang angehalten und verwarnt, weil ich mit 85 mph in einer 65-mph-Zone unterwegs war. Als ich weiter nach Norden fuhr, dachte ich an die Werbung, die Ford bei der Einführung der SSP schaltete: “This Ford Chases Porsches for a Living”. Das hat sich für mich als wahr herausgestellt.
Den THE TWO PAGE SPREAD-Bericht über einen SSP-Mustang findet Ihr unter folgendem Link: bit.ly/T2PSCANDFSSP.