... soll es sein und am besten noch nach Kräutern duften – bei der Auswahl von gutem Heu sind Pferdebesitzer sehr kritisch. Aber wer hat sich schon mal Gedanken über die Qualität des Wassers gemacht? Ein Großpferd säuft im Durchschnitt 30 bis 40 Liter täglich. An heißen Sommertagen, nach großen Schweißverlusten oder bei Zuchtstuten während der Laktation kann sich der Bedarf schnell verdoppeln. Wasser kann somit als wichtigstesFuttermittel für das Pferd bezeichnet werden. Aber kaum jemand macht sich Gedanken über dessen Qualität. Jana-Louisa Leve, Masterstudentin im Fachgebiet Tierernährung an der Hochschule Osnabrück, hat unter Betreuung von Prof. Dr. Heiner Westendarp und Dr. Florian Sitzenstock Wasserproben analysiert. Dabei kam heraus, dass man sich mehr mit der Qualität des Tränkwassers seiner Pferde beschäftigen muss. Damit ein Pferd gesund und leistungsfähig bleibt, muss es genügend einwandfreies Wasser aufnehmen. Ohne Futter könnte es einige Tage überleben, bei Wasser ist die Zeit deutlich geringer. Wasser übernimmt im Organismus unterschiedliche Aufgaben. Es dient als Lösungs- und Transportmittel, ist an der Thermoregulation beteiligt und reguliert den Zelldruck. Als Reaktionspartner und bei der Ausscheidung sowie bei der Verdauung übernimmt es weitere wichtige Aufgaben im Körper.
Wie viel ein Pferd säuft, wird überwiegend durch die Verfügbarkeit von Wasser und die -qualität beeinflusst. Ist die Wasseraufnahme zu gering, kann dies negative Folgen für den kompletten Organismus haben. Im Gegensatz zum Trinkwasser im Haushalt, dessen Qualität durch die Trinkwasserverordnung geregelt ist, gibt es für das Wasser, welches aus der Tränke fließt, keine Mindestanforderungen. Für Pferde gibt es lediglich Orientierungswerte, die Keime und andere Inhaltsstoffe, sogenannte chemischphysikalische Parameter berücksichtigen. Diese können schon im Wasser vorhanden sein oder im Leitungssystem bis zur Tränke gebildet werden bzw. durch alte Leitungen (hoher Eisengehalt) entstehen.
Bei erhöhten Keimgehalten nimmt das Pferd diese täglich in großen Mengen auf. Ein gesundes Pferd muss davon nicht sofort krank werden. Aber undefinierbare Durchfallerkrankungen oder Kotwasserprobleme können durch keimbelastetesWasser hervorgerufen werden. Bei immungeschwächten Pferden kann solches Wasser auch größere Probleme auslösen. Stark eisenhaltiges Wasser ist gelblich-trübe und schmeckt metallisch. Pferde nehmen dieses Wasser nur ungern auf. Stickstoffhaltige Verbindungen wie Nitrat, Nitrit und Ammonium können vor allem bei eigenen Brunnen durch eine Kontamination aus dem Oberflächenwasser verursacht werden. Diese Verbindungen belasten in höheren Konzentrationen den Stoffwechsel und können sogar Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
Eine Stute mit saugendem Fohlen kann bis zu 80 Liter Wasser am Tag benötigen.
Foto: www.galoppfoto.de/Heinzmann
ERHÖHTE KEIMGEHALTE!
Insbesondere im Bereich der Keimbelastung wurden zahlreiche kritische Überschreitungen der Orientierungswerte festgestellt. Lediglich zwei der 30 untersuchten Betriebe konnten bei dem Systemwasser, also dem Wasser, das ständig nachfließt, alle Werte einhalten. E.coli-Bakterien, welche gar nicht im Tränkwasser vorhanden sein sollten, wurden bei 76,7 Prozent der Betriebe nachgewiesen. Bei 56,7 Prozent der Betriebe wurden außerdem coliforme Keime (z.B. Salmonellen) im Systemwasser gefunden.
Im Stagnationswasser, welches vor dem Betätigen des Ventils in der Leitung vorhanden ist und direkt vom Pferd aufgenommen wird, ist die Keimbelastung noch höher! Keiner der Betriebe konnte alle mikrobiologischen Parameter im Stagnationswasser einhalten. Bei allen Stagnationswasserproben wurden coliforme Keime nachgewiesen. Viele Keime entstehen scheinbar im Leitungssystem direkt vor der Tränke. Nur durch regelmäßiges Reinigen der Leitungen könnte der Keimgehalt reduziert werden. Bei anderen Nutztierarten ist eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Leitungssysteme Standard, im Pferdebereich wird dies zu oft vernachlässigt. Bei den chemisch-physikalischen Parametern (wie zum Beispiel Eisen, Nitrat, Nitrit, Chlorid, Sulfat, Ammonium) gab es hingegen kaum Probleme. Auffällig war nur eine Probe mit einem Eisengehalt (15 mg/l), der den Orientierungswert um das Fünffache überschritt. Bei dieser Probe war bereits der Geruch beeinträchtigt und das Wasser deutlich verfärbt.
ZU WENIGE KONTROLLEN
Um eine ansprechende Qualität des Tränkwassers zu gewährleisten, bedarf es einer regelmäßigen Kontrolle – mindestens einmal im Jahr wird empfohlen (wie man das Wasser im eigenen Stall testet, lesen Sie auf Seite 103). Bisher haben 63,3 Prozent der untersuchten Betriebe nie eine Analyse des Wassers durchführen lassen. Bei 30 Prozent der Betriebe findet eine regelmäßige Kontrolle mindestens alle zwei Jahre statt. Eine Aufbereitung des Tränkwassers wird hingegen von keinem der besuchten Betriebeangewendet, obwohl es hierfür zahlreiche Möglichkeiten gibt.
DURCHFLUSSMENGEN ZU GERING
Die empfohlene Durchflussmenge für Pferdetränken (zwischen 10 und 20 Liter pro Minute) konnte von keinem der besuchten Betriebe im Mittel erreicht werden. Einzelne Tränken wiesen hingegen einen Wert zwischen 10 und 20 l/min auf. Der Mittelwert allerTränken beträgt 4,6 l/min. Die niedrigsteDurchflussmenge liegt bei lediglich 0,9 l/min, das Maximum bei 11,8 l/min. Dieser Parameter ist aber sicherlich stark abhängig von den jeweiligen Tränksystemen. In diesem Beispiel handelte es sich durchweg um Schalentränken mit Zungen- oder Nippelventilen.
MASTERARBEIT ÜBER TRÄNKWASSER: SO WURDE GETESTET
In ihrer Masterarbeit untersuchte Jana Leve Wasserqualität und -quantität von 30 Betrieben. 20 davon entnahmen ihr Wasser einem eigenen Brunnen, bei zehn Betrieben wurde das Stadtwasser verwendet – bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass die Qualität annähernd gleich ist. Entnommen wurde das Wasser direkt aus den Schalentränken – es wurden sowohl das nachlaufende Wasser (Systemwasser) als auch das Stagnationswasser (bei 16 Betrieben) untersucht. Die Tränken wurden vorher gründlich gereinigt, Probenbehälter und Schlauch zum Abfüllen waren steril. So konnte sichergestellt werden, dass mögliche Belastungen aus dem Wasser- und Leitungssystem stammen und nicht aus verschmutzten Tränken. Bei der Probenahme wurde zudem die Durchflussmenge pro Minute kontrolliert.
Jana Leve untersuchte in ihrer Masterabeit das Tränkwasser von 30 Betrieben.
Foto: Isabel Roos
BIORESONANZ-THERAPIE: INFORMIERTES WASSER
Wasser nimmt Informationen auf und speichert sie – auf Grundlage dieser Theorie wollen Karin und Isabella Seeberger von Horse and Rider Therapy positive Informationen ans Pferd weitergeben. Und zwar mithilfe eines Chips, der über ein Bioresonanz-Gerät mit positiven Informationen geladen ist und diese an das Wasser weiterleitet. Den Chip legt man in eine Tränke oder man nutzt den speziellen Tränkeimer mit eingearbeitetem Chip.
www.horse-and-rider-therapy.de
TRÄNK WASSER sollte mindestens einmal im Jahr chemisch-physikalisch und mikrobiell untersucht werden (z. B. durch die Landwirtschaftskam - mern). Bei unspezifischen Durchfällen oder Kotwasserproblematik sollte in jedem Fall die Tränkwasserqualität berücksichtigt werden.
WIE GUT IST IHR WASSER?
RICHTWERTE
Orientierungswerte (in mg/l) zur Bewertung der chemischen Tränkwasserqualität (laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft):
SCHRITT FÜR SCHRITT: SO TESTEN SIE TRÄNKWASSER
Eine Untersuchung bieten z.B. die Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) an. Eine mikrobiologische Tränkwasseruntersuchung auf E.coli und coliforme Keime kostet bei der LUFA NRW 21 Euro, die chemisch-physikalische Untersuchung 45,50 Euro (plus 1,77 Euro für den Gebührenbescheid). Auf weitere Inhaltsstoffe kann natürlich auch getestet werden.
1 Informieren Sie sich, welche LUFA für Sie zuständig ist, ob es einen LUFA-Abholdienst in der Nähe gibt oder ob Sie die Probe per Post schicken. Prüfen Sie im Internet, wann die Proben untersucht werden – kurz vor dem Wochenende ist es ungünstig, eine Probe einzuschicken.
2 Für die Probenentnahme können Sie eine sterile Flasche aus der Apotheke oder eine Kunststoff-Mineralwasserflasche nehmen – Limo- oder Saftflaschen sowie Marmeladenoder Weckgläser sind nicht geeignet! Da für einige Untersuchungen ein Liter eingeschickt werden muss, sollten Sie eine entsprechend große Flasche wählen. Da die Flaschen nicht immer in eine Tränke passen, benötigen Sie unter Umständen noch einen sterilen Schlauch zum Abfüllen – zum Beispiel aus der Aquariumsabteilung.
3 Reinigen Sie die Tränke. Desinfizieren Sie diese mit verdünntem Spiritus (einen dreiviertel Liter Spiritus mit einem viertel Liter Wasser mischen). Die Tränke muss komplett mit dieser Lösung benetzt sein und diese muss drei Minuten lang einwirken.
4 Lassen Sie das Wasser fünf Minuten lang laufen (es sei denn, Sie möchten das Stagnationswasser testen).
5 Füllen Sie das Wasser mit sauberen Händen oder mit Einmal-Handschuhen ab. Achten Sie darauf, dass keine Luft in die Flasche gelangt und füllen Sie diese bis zum Rand voll. Verschließen Sie die Flasche sofort!
6 Kennzeichnen Sie die Probe und füllen Sie den Untersuchungsauftrag aus. Die Probe sollte nach der Entnahme gekühlt und binnen 24 Stunden bei der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) sein. Wenn Sie die Probe per Post verschicken, sollte diese beim Transport durch isolierende Folie kühl gehalten werden.