... Katzenpsychologin und selbst engagierte Tierschützerin, hat sehr viel Erfahrung mit dem Vermitteln von Pflegekatzen und weiß, dass sich vor diesem Abschied die meisten Menschen fürchten. Ihr Tipp: Man sollte sich stets vor Augen halten, dass man der Katze eine neue Chance im Leben schenkt, und dass dieses Glück den Abschiedsschmerz mehr als ausgleicht.
Neben der emotionalen Belastung, die viele Menschen fürchten, sind es natürlich auch praktische Fragen, die potenzielle Pflegestellen umtreiben: Wie viel Platz brauche ich? Muss ich Erfahrung im Umgang mit Katzen vorweisen? Funktioniert es auch, wenn bei mir bereits eigene Katzen wohnen? Und kommen vielleicht auch (unerwartete) Kosten auf mich zu? Gerade zum letzten Punkt kann unsere Expertin Entwarung geben. Seriöse Vereine erwarten von ihren Pflegestellen nicht, dass sie eventuell anfallende Tierarztkosten übernehmen. Was laufende Kosten wie Futter und Streu betriftt, so kann jede Pflegestelle selbst entscheiden, ob sie diese ganz oder zum Teil übernehmen möchte und dadurch den Verein auch finanziell unterstützt. Es ist aber auch ganz klar, dass der Verein das – gerade von Menschen mit einem geringen Einkommen – nicht erwarten darf. Viele Vereine werden auch mit Sachspenden unterstützt, sodass die Pflegestellen die Grundausstattung (Toilette, Näpfe, Bettchen) nicht selbst kaufen müssen.
Schenken Sie einer Katze eine zweite Chance!
Dass eventuelle Tierarztkosten nicht von der Pflegestelle übernommen werden, sollte schriftlich festgelegt werden. Genauso wird aber umge-kehrt auch vertraglich geregelt, dass die Tiere adäquat untergebracht werden – also nicht in Garage, Keller oder Schuppen.
Die Nähe zu Menschen ist für Pflegekatzen enorm wichtig. Viele müssen erst lernen, Vertrauen zu fassen und den Kontakt zuzulassen. Dadurch können sie besser in ein dauerhaftes Zuhause vermittelt werden. Fest steht: Wer eine Pflegekatze aufnimmt, der schenkt ihr die Chance auf ein neues, glückliches Leben.
Katzenpsychologin Gabriele Müller im Interview
Geliebte Katze: Wer kann eigentlich Pflegekatzen aufnehmen?
Gabriele Müller: Im Prinzip jeder, der Platz hat und das möchte. Wenn schon Katzen dort leben, sollten die sozial sein und man sollte trennen können, also ein Zimmer für die neue Katze als Rückzugsmöglichkeit haben. Vorkenntnisse sind schön, aber nicht zwingend: Jeder seriöse Verein berät und hilft. Die meisten Pflegestellen haben aber keine eigenen Katzen und wollen oder können das auch nicht. Sei es aus beruflichen oder finanziellen Gründen.
Pflegestellen-Check
Denken Sie darüber nach, sich als Pflegestelle für einen Tierschutzverein zur Verfügung zu stellen? Folgendes sollten Sie wissen:
✔ Liebe zu Katzen sollte vorhanden sein, Erfahrungen in der Haltung müssen nicht sein
✔ Enger Austausch mit dem Tierschutzverein ist wichtig, Sie sollten dort kompetente Ansprechpartner für alle Fragen haben
✔ In einem Vertrag werden die Haltungsbedingungen und die Tierarztkosten geregelt
✔ Wenn Sie eigene Katzen haben, sollten die gut sozialverträglich und einigermaßen stressresistent sein
In welchen Fällen werden für Katzen Pflegestellen gesucht?
Nicht jeder Tierschutzverein hat ein angeschlossenes Tierheim, in dem Notfälle untergebracht werden können. Und deshalb arbeiten viele Vereine nur mit Pflegestellen. Eine Pflegestelle ist außerdem vorteilhaft für ängstliche oder schwierige Katzen, die in der Masse untergehen würden oder die krank sind und besonders betreut werden müssen. Die Tiere leben mit Familienanschluss und blühen dabei oft richtig auf.
Wie lange dauert im Durchschnitt so ein Pflege-Aufenthalt?
Das kann man so pauschal gar nicht sagen, das reicht von wenigen Tagen bis hin zu etlichen Monaten. Der Aufenthalt dauert im Prinzip so lange, wie es eben dauert, die Katze in ein festes neues Zuhause zu vermitteln.
Was passiert, wenn ich die Katze gar nicht mehr hergeben will?
Pflegestellen haben das „Vorkaufsrecht“! Wenn Mensch und Katze(n) sich gefunden haben, müssen sie sich nicht trennen, dann bleibt die Katze eben da. Schön für die Katze, Pech für uns: Wir müssen dann häufig eine neue Pflegestelle suchen, da viele Leute keine Pflegekatzen mehr nehmen, wenn sie eigene haben.
Wie komme ich emotional damit klar, dass ich die Katze wieder hergeben werde, gibt es da Tipps?
Das Argument höre ich oft: „Ich könnte das nicht ...“ Doch, man kann!
Ich weiß ja von Anfang an, dass das Tier nicht bleibt. Ich verhelfe dieser Katze zu einem Zuhause und das neue Zuhause ist ebenso gut oder sogar besser als meins. Dazu kommt: Gut arbeitende Vereine beraten sich mit ihren Pflegestellen. Eine Katze wird nur abgegeben, wenn alle der Meinung sind, dass es gut und richtig ist. Viele Pflegestellen halten den Kontakt zum neuen Zuhause – da entstehen tolle Bekanntschaften und Freundschaften, das habe ich alles schon erlebt.
Umgekehrt: Was mache ich, wenn vereinbart ist, dass die Katze für einen bestimmten Zeitraum bei mir sein darf und am Ende der Zeit hat sich kein neues Zuhause gefunden?
Wir vereinbaren selten feste Zeiten, denn dafür ist alles zu unwägbar. Aber wenn jemand in den Urlaub fährt oder ins Krankenhaus muss, dann suchen wir eine andere Pflegestelle oder haben einen Plan B.
Kommen Kosten auf mich zu, mit denen ich anfangs nicht rechne?
Es gibt tatsächlich Vereine, die verlangen von ihren Pflegestellen, dass sie die Tierarztkosten übernehmen, sollten welche anfallen. Das finde ich nicht okay. Das Tier gehört dem Verein und der muss dafür geradestehen! Manche unserer Pflegestellen bezahlen und spenden Futter und Streu komplett oder teilweise, andere bekommen die Kosten erstattet, wenn sie wenig Einkommen haben. Aber den Tierarzt bezahlt immer der Verein, denn das kann richtig teuer werden.
Unsere Expertin in Sachen Pflegestellen
Gabriele Müller ist Katzenpsychologin und blickt auf gut 20 Jahre Erfahrung zurück. Sie engagiert sich außerdem intenstiv im Katzenschutz und weiß, wie wichtig gute Pflegestellen sind, um wirklich helfen zu können. Sie sagt: „Wenn Sie Platz und Zeit haben und Katzen lieben, dann nehmen Sie einfach einmal Kontakt zu einem Verein in Ihrer Nähe auf. Jeder einzelne Pflegeplatz hilft!“
Die beiden Vereine, in denen Gabriele Müller tätig ist, arbeiten selbst auch nur mit Pflegestellen. Wenn Sie mehr über die Arbeit der Katzenschützer erfahren wollen:
Tierhilfe mit Herz – www.tierhilfemitherz.de
Aktionsgemeinschaft für Tiere – www.agtiere.de